Wo lerne ich am meisten? Der Bundesverband der Pharmaziestudenten (BPhD) lädt die Pharmazeuten im Praktikum (PhiP) seit 2002 dazu ein, ihre Ausbildungsapotheke zu bewerten. Bislang gab es einen standardisierten Fragebogen. Anfang Juni sollen neue Formulare dazukommen, die das Praktikum in Apotheken mit Heim- und Klinikbelieferung sowie Spezialversorgung besser abbilden.
Seit 15 Jahren können PhiP bewerten, wie sich ihre Apotheke als Ausbildungsbetrieb geschlagen hat: Dabei geht es vor allem darum, wie die in der Approbationsordnung vorgeschriebenen Inhalte vermittelt werden. Aber auch die Rahmenbedingungen werden abgefragt. „Wir werten die in einem Kalenderjahr eingegangenen Rückmeldungen zu Beginn eines neuen Jahres aus“, berichtet Sebastian Walesch. Der Student aus Freiburg ist seit November 2015 als Beauftragter für Jungpharmazeuten im BPhD-Vorstand qua Amt zuständig für die Umfrageaktionen.
Das Problem: Bislang gibt es einen standardisierten Fragebogen für alle Apotheken. Zwar werden dort auch Besonderheiten abgefragt. Aber viele Studenten suchen gezielt nach einem Ausbildungsbetrieb, der mehr bietet als nur Handverkauf und Rezeptur.
„Vor über einem Jahr fragte uns der Inhaber einer krankenhausversorgenden Apotheke, ob wir seine Apotheke mit auf die Liste der Krankenhausapotheken nehmen könnten“, berichtet Walesch. Er hoffte offenbar, so besser von interessierten PhiP gefunden zu werden. „Wir haben darüber lange im Vorstand diskutiert, fanden dann aber, dass das nicht ganz passt. Die Aufgaben in der Ausbildung sind zwar ähnlich, aber es gibt Unterschiede zwischen einer Krankenhausapotheke und einer krankenhausversorgenden Apotheke.“ Daher entstand die Idee, spezialisierte Listen anzulegen.
Zum Fragebogen für die Offizin kommen nun eigene Vordrucke für Apotheken mit Spezialversorgung. Diese werden differenziert nach Klinik-, Heim-, Palliativ- und Substititionsversorgung sowie Sterilherstellung. „Zum Teil haben wir dazu selbst recherchiert, zum Teil hatten wir aber auch Hilfe von Apothekern aus dem jeweiligen Bereich. Diese haben uns gesagt, welche Anforderungen ihrer Meinung nach wichtig sind“, so Walesch.
In Apotheken mit Krankenhausversorgung werden Medikamente in ganz anderen Größenordnungen ausgeliefert und teilweise unter sterilen Bedingungen auch selbst hergestellt. „Dazu gibt es immer mehr Apotheker auf den Stationen. Das sind interessante Themen für viele angehende Apotheker“, sagt Walesch.
Im Fragebogen für die Klinikversorgung geht es daher um Themen wie Arzneimittelinformation und Medikationsanalyse, Bestellsystem der Ärzte und Pflegekräfte sowie Arzneimittellisten. Auch der Rolle des Apothekers auf Station, Stationsbegehungen und -betreuungen, Therapiesicherheit und Effizienz wird Raum für Bewertung gegeben. Der Bereich der Sterilherstellung wird noch einmal in einem eigenen Fragebogen beleuchtet. Hier wird nach Einblicken in die verschiedenen Zubereitungsarten gefragt, nach Gefahrstoffen, Schutzausrüstungen oder Desinfektion und Reinigung.
Noch wird an den Fragebögen gefeilt, in einigen Wochen sollen sie für die PhiP verfügbar sein. Gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen will Walesch den neuen Schwung nutzen, um die Umfragen noch ein wenig bekannter zu machen. „Etwa 50 Prozent der PhiP kennen die Aktion, aber wir haben im letzten Jahr gerade mal 200 Bewertungen für das ganze Bundesgebiet erhalten. Das könnte noch ein bisschen mehr sein“, räumt er ein.
Auf der Website www.akademische-ausbildungsapotheke.de können Studenten akkreditierte Apotheken sortiert nach Bundesländern finden; hier fließen seit Kurzem auch die Bewertung mit ein. Seit 2007 werden aus den eingegangenen Bewertungen außerdem die besten Praktikumsapotheken gekürt. „Die von den PhiP ausgezeichneten Vor-Ort-Apotheken werden dann von einem Vorstandsmitglied besucht, die besten Krankenhausapotheken erhalten ihr Zertifikat auf dem Wissenschaftlichen Kongress der ADKA.“
Walesch profitierte selbst von der Liste, er fand darüber seine Ausbildungsstelle in Freiburg. Gerade bereitet er sich auf sein drittes Staatsexamen vor. Danach wird der 27-Jährige die Apothekenwelt wohl verlassen. „Mich zieht es voraussichtlich in die Wissenschaft. Ich plane eine Promotion. Mein praktisches Jahr in der Apotheke habe ich sehr genossen. Die Offizin ist ein toller Arbeitsplatz, an dem ich mich sehr wohlfühle, aber mein Herz schlägt woanders.“
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