Apotheke gegen Lieferservice und Bürgertests

„Botendienste mache ich nicht mehr“

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Berlin -

Apotheker Axel Schwirtz hat den Botendienst abgeschafft – vor Jahren bereits. Während andere Kolleg:innen die Gratis-Lieferungen bis vor die Haustür als speziellen Service vermarkten, kann der Inhaber der Flores Apotheke in Niedersachsen nur mit dem Kopf schütteln. „Kein Arzt macht etwas umsonst“, sagt er.

In der Flores Apotheke in Hude läuft manches anders. Schwirtz beschreibt seinen Betrieb selbstbewusst als „the fittest pharmacy ever“. Fit könne dabei vieles bedeuten, sagt er. Seine Frau und er etwa seien sehr sportbegeistert. Der Begriff kann auch für „gut“ oder „gesund“ stehen – „das kann man sehen wie man will“. Jeder Mitarbeitende präsentiert sich auf der Internetseite mit einem Gegenstand, der zu ihm passt. Der Chef zeigt sein Instrument: „Gibt den Ton an, nicht nur auf der Posaune“, steht dabei.

Individuelle Apotheken-Homepage

Langweilige Homepages könne er nicht sehen, sagt er. Bei Sprüchen wie „wir beraten sie gerne“ oder „ihr Anruf ist uns wichtig“ könne er nur abwinken. Individualität sei wichtig. „Das kostet natürlich viel Zeit.“ Doch die Kund:innen wollten genau das wissen – die persönlichen Seiten und die Spezialisierungen. „Nichts ist schlimmer als Langeweile. Man muss aber immer ehrlich sein“, betont der 61-jährige Apotheker.

Neben Ehrlichkeit dürfte für ihn Selbstbewusstsein eine weitere Eigenschaft sein, die er bei manchen Kolleg:innen vermisst. „Das größte Problem der Pharmazeuten ist, dass alle immer buckeln. Da muss etwas ausgesetzt haben.“ Doch Gratisservices wie Botendienste oder Zeitschriften könnten sich Apotheken angesichts der Entwicklung des Rohertrags nicht mehr erlauben. „Ich kann doch nicht anbieten, wenn das Medikament nicht da ist, es vorbeizubringen.“ Dabei zahle man nur drauf.

Rabattstempel statt Lieferservice

„Botendienste mache ich nicht mehr“, sagt Schwirtz. Vor Jahren wurden die Lieferungen bereits eingestellt. Damals sei er noch täglich bis zu 30 Kilometer zu den Kund:innen gefahren. Manchmal standen vor dem Haus mehrere Autos, doch keiner sei bereit gewesen, der Seniorin ihr Arzneimittel abzuholen. Kund:innen erhalten bei ihm zwei Extra-Stempel auf der Rabattkarte, wenn sie wegen eines nicht vorrätigen Produkts wieder kommen müssen. „Da sind die ganz heiß drauf.“

Mit dem fehlenden Angebot eines Lieferservices gehört Schwirtz zu einer Minderheit. Die meisten Apotheken bieten Botenfahrten an – manche sogar mehrmals täglich. „Bei den Entfernungen, die wir hier haben, kann man das nicht machen“, sagt der Apotheker. Auch andere Pharmazeut:innen überlegen aktuell wie sie die Botendienste angesichts der gestiegenen Energiekosten wieder rentabler machen können und erheben beispielsweise eine Extra-Gebühr für OTC-Lieferungen. Auch Tourenkürzungen sind im Gespräch, weil die Großhändler die gestiegenen Spritpreise an die Apotheken weitergeben.

Apotheker fordert mehr Mut

Apotheken müssten mutig sein und sich fragen, ob sie das machen müssen. „Viele haben so eine Angst, aber vor was?“, fragt sich Schwirtz. Natürlich sei es bei der Belieferung von Rabattarzneimitteln schwierig, flexibel auszuweichen. Aber auch da könne das Lager optimiert werden. „Man muss den Mut haben, zu sagen: Wir bieten das bewusst nicht an. Es ist immer eine Frage, wie man es kommuniziert.“

Auch bei den Bürgertestungen vertritt er eine klare Haltung – kostenlose Antigen-Schnelltests gibt es bei ihm nicht. Die Anforderungen des Gesundheitsamts seien ihm zu viel gewesen – insbesondere wenn er sich ansehe, wie manche privaten Teststellenbetreiber Abstriche durchführten. Kund:innen müssen in seiner Apotheke für einen Test 15 Euro zahlen und erhalten gleichzeitig ein internationales Zertifikat etwa für Auslandsaufenthalte. Beschwerden seien deshalb keine gekommen.

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