Totalschaden nach fünf Jahren

Botendienst: E-Smart enttäuscht Apothekerin

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Berlin -

Eigentlich hatte Apothekerin Antje Oesberg mit der Übernahme der Potsdamer Kirchsteig Apotheke vor zwei Jahren auch gleich ihr ökologisches Gewissen zufrieden gestellt. Den Botendienst erledigte seit 2013 zuverlässig ein Smart Electric Drive. Doch jetzt ging das am Bord befindliche Schnellladegerät kaputt. Für das Ersatzteil verlangte Mercedes 6500 Euro – zu viel befand die Apothekerin. Jetzt fährt ein kleiner Benzin-Pkw die Arzneimittel zu den Patienten.

„Ich sehe mich leider gezwungen, mich hiermit offiziell bei der Daimler AG zu beschweren“, schrieb Oesberg Mitte November an den Konzern. Im Jahr 2016 habe sie mit der Apotheke auch das Lieferauto, einen Smart Electric Drive, übernommen – Erstzulassung 2013. Das Auto wurde von Anfang an als Lieferfahrzeug der Apotheke genutzt, „ist Scheckheft-gepflegt von einer Mercedes-Fachwerkstatt und in einem Top-Allgemeinzustand – Kilometerstand: 80.000“.

Bei ihren Kunden habe sie die ökologische Lieferweise per Elektro-Auto stolz beworben. „Leider nahm die Freude über dieses Fahrzeug vor einigen Wochen eine jähe Wendung, als wir feststellen mussten, dass das Auto sich nicht mehr mit der Wallbox aufladen ließ. Was nun folgt, handelt sich um eine Odyssee, die ich so nicht akzeptieren kann“, so die verärgerte Botschaft an Daimler. Nach schrittweisem Ermitteln der Ursache über Ladekabel und Steckdose im Auto stehe nun die Diagnose fest: Defekt des Bordladegerätes, Schadensumme 6500 Euro. Nach Angaben von Mercedes Benz beträgt der Preis für ein Ladegerät 22kw exakt 5083,18 Euro, dazu kommen die Werkstattkosten für den Einbau, wobei man von mindestens 150 Minuten zu rechnen hat. Somit beläuft sich der Preis inklusive Einbau auf circa 5600 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer.

Ausgerüstet war der Smart mit einem besonders schnellen Ladegerät, einem „On-Bord-Charger“. Der schafft 80 Prozent der vollen Batterieladung in einer Stunde – Reichweite 100 Kilometer. An einer normalen Steckdose benötigt der Ladevorgang mehrere Stunden. „Genug für den Botendienst“, so Oesberg. Das Auto sei also nach einer Laufzeit von gerade einmal 5 Jahren im Zustand des wirtschaftlichen Totalschadens. Beim Kauf des Fahrzeuges sei hingegen eine mindestens 10-jährige Nutzungsmöglichkeit postuliert und für die Berechnung der Wirtschaftlichkeit für die Apotheke zugrundegelegt worden.

Alle Versuche seien bislang gescheitert, die zentrale Kundenanlaufstelle die Firma Mercedes zu einer Kulanzregelung zu bewegen. „Es bleibt mir nun nur der Weg der Verschrottung, da mir inzwischen auch das Vertrauen in die Elektromobilität verloren gegangen ist!“, so die Apothekerin enttäuscht. Inzwischen hat sie den Smart für 1000 Euro an einen Privatkäufer abgestoßen und als Ersatz einen kleinen Benzin-Pkw gekauft.

Denn: Die Frage eines neuen Elektromobils stelle sich wegen der langen Lieferzeiten nicht. Voraussichtlich erst in circa acht Monaten hätte sie bei Neubestellung mit der Auslieferung rechnen können: „Das hätte meine Apotheke vor eine nicht hinnehmbare Wartezeit gestellt wäre. Ich denke, unsere Kunden hätten kein Verständnis dafür, wenn wir über solch langen Zeitraum keine Arzneimittel ausliefern könnten!“

Gerade unter dem aktuell politisch so viel diskutierten Ausstieg aus dem kraftstoffbetriebenen Fahrzeugen, sei das der „blanke Hohn“. Oesberg: „Wenn also ein Weltkonzern wie die Daimler AG offenbar technisch nicht in der Lage oder Willens ist, die Elektromobilität als tragfähige Alternative im Markt zu etablieren, dann frage ich mich, wie es zukünftig gelingen wird, noch Vertrauen in die Marke Daimler beim Kunden zu erzeugen.“

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