Der Sinn der „Null-Euro-Belege“

Bonpflicht: Protestaktion im Apothekenschaufenster

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Berlin -

Die Bonpflicht nutze Ramez Barekzai direkt zur Neugestaltung des Schaufensters seiner Münchener Apotheke. Die Weihnachtskrippe musste einer Wanne voll Kassenbelegen weichen, in der nun eine Ente schwimmt und mit einem Fähnchen um Hilfe bittet. Mit der Neugestaltung möchte der junge Apotheker auf die Mengen an verschwendetem Papier aufmerksam machen.

Anfang der Woche war es soweit: Die Neugestaltung des Schaufensters stand an. Gemeinsam mit seinem Team überlegt sich Barekzai regelmäßig neue, kreative Dekorationen für die Auslage. „Nach kurzer Überlegung kamen wir zu dem Schluss, dass wir die Bonpflicht als nächstes Thema für unser Schaufenster nehmen“, erzählt der junge Apotheker.

Gesagt, getan. Nun sitzt in der Mitte des Schaufensters eine in Belegen schwimmende Quietscheente. „Natürlich sind die Kassenbons alle ohne Namen, Datenschutz ist uns wichtig.“ Auf die Frage, ob das Personal weiterhin alle Bons sammelt, antwortet Barekzai, dass sie sich da noch unsicher sind. „Wir planen kleine Bäumchen, die gerade gefällt werden, hinzuzustellen.“ Damit möchte der Apotheker auf die Mengen an sinnlos verschwendetem Papier aufmerksam machen. „Am ärgerlichsten macht es mich, dass wir zahlreiche Null-Euro-Belege ausdrücken müssen“, und spielt damit auf Kinderrezepte und von der Zuzahlung befreite Verordnungen an.

Seit Anfang der Woche können sich die Kunden der Oberländer Apotheke an der Neugestaltung erfreuen. „Wir haben hier wirklich viel Stammkundschaft. Ein paar Kunden kamen die Woche schon mit einem Lächeln in die Apotheke.“ Die Resonanz ist positiv: Die meisten von Barekzais Kunden wünschen keinen Beleg.

Die Oberländer Apotheke liegt im Süden von München. Im Umkreis von nur wenigen hundert Metern finden sich fünf weitere Apotheken. Trotzdem erfreut sich die Apotheke zahlreicher Kunden: „Uns geht es eigentlich jedes Jahr besser.“ Neben der guten Beratung macht der Apotheker unter anderem auch das Schaufenster als Eye-Catcher dafür verantwortlich. „Wir hinterlassen einen positiven und bleibenden Eindruck bei unserer Kundschaft.“

Die Apotheke besitzt zwei Schaufenster. „Unser Teeschaufenster ist immer mit der Balkenwaage und den Gefäßen dekoriert. Teedrogen spielen bei uns in der Apotheke nach wie vor eine Rolle.“ Unten in der Ecke leuchtet abends in klassischen Lettern der Name des Stadtteils: Sendling. Die Kiezapotheke liegt in einem Wohngebiet, große Ärztehäuser sucht man vergebens. Die Apotheke hat sich auf Phytotherapie spezialisiert.

Die zweite Auslage wird vom Apothekenteam regelmäßig selbst gestaltet – die gesamte Belegschaft überlegt dann gemeinsam und setzt die kreativen Ideen dann auch um. „Vor der Übernahme hat da immer ein Dekorateur übernommen, nun machen wir das einfach selbst.“ Von Produktwerbung nimmt der Apotheker eher Abstand: „In unseren Schaufensterdekorationen sucht man Pappaufsteller der großen Firmen vergebens. Wir möchten zeigen, dass wir unabhängig sind.“ Maximal Produkte der „Underdogs“, wie Barekzai die kleineren Pharmaunternehmen nennt, werden ab und zu ausgestellt. Selten bewirbt er die Produkte der großen Firmen.

Barekzai hält die Bonpflicht in den Apotheken für sinnlos: „Wir sind doch gläsern, von der Warenannahme bis zur Abgabe der Medikamente.“ Sarkastisch lässt er durchblicken, dass er kein Gegner der Bonpflicht sei, immerhin gehe es ja um zehn Milliarden an Steuereinnahmen. „Wer den Staat bisher betrogen hat, der wird auch weiterhin Mittel und Wege finden, die Steuern zu hinterziehen.“ Für die Apotheke hält der Inhaber das neue Gesetz für nicht angebracht. Zuletzt ergänzt er noch: „Jedoch ist es schön zu sehen, dass nicht immer nur die eigene Standesvertretung Fehler macht, sondern auch der Bundestag.“

Vor drei Jahren übernahm er die Münchener Apotheke: „Die Vertragsunterzeichnung war mit 27“, berichtet Barekzai ein wenig stolz.

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