Bild warnt vor illegalem Nasenspray Nadine Tröbitscher, 06.07.2017 13:36 Uhr
Dass die Anwendung von abschwellen Nasensprays mit chemischen Wirkstoffen Gefahren birgt, ist bekannt. Erst kürzlich informierte die Bild ihre Leser. Nun warnt das Boulevardblatt vor Nasensprays, die in der Drogenszene gehandelt werden. Es geht um die Designerdroge Furanylfentanyl, die die EU-Kommission verbieten will. Die Bild schreibt: „Anlass: 23 Todesfälle und elf Vergiftungen, die im Zusammenhang mit einem Inhaltsstoff vieler Nasensprays stehen sollen.“
„Für Millionen Menschen weltweit ist Nasenspray ein beliebtes medizinisches Hilfsmittel: Es lässt unsere Schleimhäute abschwellen, Allergiker können wieder beschwerdefrei atmen. Doch immer wieder machen die großen Nebenwirkungen und Suchtrisiken verschiedener Produkte uns Sorgen. Jetzt schlägt die EU-Kommission Alarm!“, schrieb die Bild gestern.
Tatsächlich ging es im Beitrag nicht um Nasensprays aus der Apotheke, sondern um Furanylfentanyl, ein synthetisches Opioid. Die Designerdroge kann laut Bericht der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) erhebliche Gesundheitsschäden verursachen.
Bislang forderte die Chemikalie 23 Todesopfer in der EU – vier davon in Deutschland – sowie elf Vergiftungen. Gestern schlug die EU-Kommission ein Verbot für die Substanz vor.
EU-Kommissar Dimitris Avramopoulos warnte vor der „Zunahme und Verfügbarkeit neuer psychoaktiver Substanzen“ und spricht von einer „beträchtlichen“ Gefahr. Bislang tauchte die als Droge missbräuchlich verwendete Chemikalie in 16 der 18 EU-Mitgliedsstaaten auf. Das EU-Parlament muss jetzt über die strengeren Kontrollen beraten und gemeinsam eine Entscheidung treffen.
Furanylfentanyl wird als Pulver oder Nasenspray verkauft, die Substanz wird im Internet angeboten. Der aktuelle Drogenbericht belegt den Zusammenhang zwischen den Todesfällen und der als psychoaktive Droge missbräuchlich eingesetzten Substanz.
Die Experten haben Anlass zur Sorge bezüglich des beginnenden Handels mit Furanylfentanyl-haltigen Präparaten. Noch haben sie einen bei hohem Wirkstoffgehalt einen geringen Marktanteil und machen 0,75 Prozent der Sicherstellungen neuer Substanzen aus, in Bezug auf alle beschlagnahmten Stoffe sind es noch 0,04 Prozent.
In den letzten acht Jahren kamen insgesamt 25 neue Opioide in den europäischen Drogenmarkt, darunter 18 Fentanyle. Angeboten werden Pulver, Tabletten oder Kapseln. Im Jahr 2015 erfolgten 600 Sicherstellungen neuer synthetischer Opioide, davon 60 Prozent auf Fentanyle.
In den vergangenen drei Jahren wurden sie auch als Flüssigkeiten angeboten. Vor zwei Jahren wurden etwa zwei Liter synthetische Opioide beschlagnahmt, davon waren 85 Prozent Fentanyle. 2014 hingegen wurden nur 240 Milliliter sichergestellt.
Anfang 2017 nahm die EBDD Risikobewertungen der Fentanylderivate Acryloylfentanyl und Furanylfentanyl vor. Über das EU-Frühwarnsystem wurden mehr als 50 Todesfälle gemeldet, die mit beiden Substanzen unmittelbar in Verbindung gebracht wurden. Furanylfentanyl wirkt als Agonist am Opioid-Rezeptor, der genaue Wirkmechanismus ist noch nicht bekannt. Die Substanz hat euphorisierende, schmerzstillende und sedierende Eigenschaften. Eine Überdosierung kann eine Atemdepression auslösen.