Die vergangenen anderthalb Jahre waren für den Apotheker Eckhard Haupt äußerst turbulent. Nicht nur seine Bären-Apotheke in der City-Passage musste – nur wenige Jahre nach einer umfassenden Modernisierung – wieder umgebaut werden. Durch die Kernsanierung des Einkaufszentrums ergab sich die Möglichkeit, eine Filialapotheke zu eröffnen. Ein gewagtes Vorhaben, räumt er selbst ein. Denn die neue Apotheke liegt nur 100 Meter Luftlinie von der Bären-Apotheke am zweiten Haupteingang der Shopping-Mall entfernt. Andererseits führt damit für die Kunden an seinen Apotheken kein Weg vorbei.
Eigentlich wollte Haupt nie eine Filialapotheke eröffnen. „Mir war klar, dass der Besitz mehrerer Apotheke unweigerlich auch höheren Verwaltungsaufwand mit sich bringt“, erklärt der Pharmazeut. „Doch die Rolle des Verwalters passt einfach nicht zu mir und füllt mich nicht aus.“ Viel lieber verbringe er möglichst viel Zeit hinter dem HV-Tisch der Bären-Apotheke, die er vor rund 20 Jahren von seinem Vater übernommen hat.
Doch als sich die Möglichkeit ergab, einen zweiten Standort an einem der beiden Haupteingängen des in Loom umbenannten Einkaufszentrums im Herzen Bielefelds zu eröffnen, hat der Apotheker sie ergriffen. Seit Anfang Juni begrüßt er seine Kunden in der neuen Haupt-Apotheke. Weit muss er dafür nicht gehen. Die Filiale liegt nur 100 Meter Luftlinie von der Bären-Apotheke entfernt, die sich direkt neben dem zweiten Haupteingang befindet.
„Inwiefern sich Synergien oder aber Kannibalisierungseffekte aus der Situation ergeben, kann ich noch nicht sagen“, räumt Haupt ein. Eine fundierte betriebswirtschaftliche Beurteilung sei erst möglich, wenn alle 120 Geschäfte im Loom im Oktober 2017 öffneten. „Wir hoffen natürlich, dass unsere Erwartungen eintreffen“, sagt Haupt. Schließlich gehe eine ausführliche Standort- und Umfeldanalyse von einem guten Potenzial aus. Demnach laufen täglich 150.000 Passanten an der neuen Apotheke vorbei.
Die vergangenen anderthalb Jahre sind für den Apotheker sehr turbulent gewesen. Durch die Kernsanierung des Shopping-Centers, das zur ECE-Gruppe gehört, musste die Bären-Apotheke einen deutlichen Rückgang der Laufkundschaft verkraften. „Viele Kunden gingen davon aus, dass die Apotheke auch geschlossen wurde“, berichtet Haupt. Es habe gedauert, bis man den Kunden vermitteln konnte, dass nur das Einkaufszentrum zu ist. „Unser Glück war, dass wir für eine Apotheke in der Innenstadtlage eine recht große Stammkundschaft haben“, sagt Haupt. Sie hätten der Apotheke die Treue gehalten. „Es hat sich ganz deutlich gezeigt, dass es sich lohnt, auf gute Beratung zu setzen“, so der Apotheker. „Wenn Menschen Vertrauen in ihre Apotheke haben, dann kommen sie trotz widriger Umstände.“
Auch mussten die Eingänge der Bären-Apotheke, die nur wenige Jahre zuvor umfassend modernisiert wurde, umgebaut werden. „Unser ursprünglicher Haupteingang führte direkt in die Passagen“, erklärt Haupt. Bei der Kernsanierung musste er aus Brandschutzgründen komplett geschlossen werden. Deshalb musste der Nebeneingang zur Straße zu einem Haupteingang umgebaut werden. „Wir leben seit Januar 2016 praktisch auf einer Baustelle“, sagt Haupt mit etwas Galgenhumor.
Parallel dazu startete die Planungsphase und anschließend die Bauarbeiten für die neue Haupt-Apotheke. Allen, die eine Apotheke neu aufbauen, empfiehlt Haupt eine enge Zusammenarbeit mit den Behörden. „Ich habe unter anderem das Gesundheitsamt und die Amtsapothekerin bei jedem Schritt vorab kontaktiert und das Ganze mit ihnen besprochen“, sagt Haupt. „Dadurch konnte ich viele teure Fehler vermeiden.“ Er sei positiv überrascht gewesen, wie unterstützend sich die Behörden während der gesamten Bauphase zeigten. Dank der engen Kooperation habe die Abnahme der Haupt-Apotheke nur rund zwei Stunden gedauert.
Mit seinen zwei Apotheken will Haupt sowohl bei der Innenarchitektur als auch inhaltlich unterschiedliche Akzente setzen. „Rund zwei Drittel des Angebots sind in jeder Apotheke ja identisch“, sagt er. Den Rest könne man aber durchaus individualisieren. „In Summe wollen wir aber in beiden Apotheken möglichst alle Kundenwünsche erfüllen“, so der Apotheker. Wenn es das gewünschte Produkt oder Leistung in der einen Apotheke nicht geben sollte, werde der Kunde eben um die Ecke in die andere Apotheke geschickt.
So soll die Bären-Apotheke als klassische Apotheke präsentiert werden. Das Mobiliar der Apotheke ist aus Holz gefertigt. Hier sollen solche Dienstleistungen wie Blutdruckmessung oder Kompressionsberatung angeboten werden. Neu hinzukommen soll die Wundberatung. Homöopathie wird ebenfalls aufgewertet. Sie habe bisher nur eine Nebenrolle gespielt, solle aber nun zu einem Schwerpunkt werden. „Weil wir festgestellt haben, das einige Kunden, die Interesse an homöopathischen Mitteln haben, sich auch für Produkte von Dr. Hauschka und Barbor interessieren, werden diese Produkte konsequenterweise eben in der Bären-Apotheke und damit nicht in der Haupt-Apotheke zu finden sein“, erläutert der Pharmazeut.
Die neue Apotheke präsentiert sich dagegen modern und soll eher das jüngere Publikum ansprechen. „In unmittelbarer Nähe befinden sich solche Geschäfte wie H&M und Saturn“, erläutert Haupt. Das Sortiment und das Beratungsangebot sollen daran angepasst werden. So stehen hier die Gesundheitsvorsorge mit solchen Leistungen wie Ernährungsberatung und Mikroernährungsberatung im Vordergrund.
Die Apotheke sei außerdem mit einer modernen LED-Beleuchtung ausgestatteten, die sich individuell gestalten lasse. „Wenn wir beispielsweise eine Aktion mit Vichy machen, dann können wir das Regal mit entsprechenden Produkten blau anstrahlen und sie so vom Rest hervorheben“, erklärt der Apotheker. Obwohl er auch in der neuen Apotheke keine LED-Bildschirme angebracht hat, hat der Apotheker vorausschauend alle Voraussetzungen dafür schaffen lassen. „Sollten wir uns irgendwann einmal gegen eine Freiwahl mit echten Produkten und für Bildschirme entscheidenden, ließe sich das ohne größeren Aufwand bewerkstelligen“, sagt er. Noch steht der Apotheker aber solchen Tendenzen eher skeptisch gegenüber. „Einerseits habe ich es einfach lieber haptisch“, sagt er. Andererseits findet der Apotheker Displays auch aus Diskretionsgründen fragwürdig.
In den vergangenen Monaten hat der Apotheker mehr Zeit mit Planung und Strukturierung verbracht, als ihm lieb war. Eine besondere Herausforderung sei die Mitarbeiterplanung gewesen. Sie sei ein einziger „Eiertanz“. „Wenn man zehn Mitarbeiter zu einem bestimmten Datum einstellt und dann erst in zwei Monaten aufmacht, hat man ruck, zuck mehrere zehntausend Euro Zusatzkosten, denen auf der anderen Seite keine Einnahmen gegenüberstehen“, rechnet er vor. Stelle man zu wenige Mitarbeiter zum Eröffnungstermin ein, könnten daraus Stress und Überforderung resultieren. „Das wäre kein guter Anfang für die neue Apotheke“, gibt Haupt zu bedenken.
Letztendlich hat der Apotheker zehn neue Mitarbeiter zur Öffnung der Apotheke im Juni neu angestellt. Zum Oktober sollen noch weitere hinzukommen. Die bisherigen 20 Mitarbeiter der Bären-Apotheke teilte Haupt auf beide Apotheken auf. Die bewährten Fachkräfte sollen die Abläufe etablieren und die Philosophie des Unternehmens an die neuen Kollegen vermitteln. „Außerdem sehen so unsere Kunden auch in der neuen Apotheke bekannte Gesichter“, betont Haupt. Die Zeit bis zur Eröffnung des Shopping-Centers will Haupt nutzen, um die Prozesse in der neuen Apotheke zu optimieren und die Kommunikation der beiden Apotheken reibungslos zu gestalten. Wenn es Ende Oktober richtig losgeht, soll alles stehen und problemlos funktionieren.
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