„Ich wollte ehrenhaft zumachen, jetzt sieht es aus, als wäre ich kriminell“, klagt die 83-jährige Apothekerin Ursula Knott. Ihr wurde die Betriebserlaubnis für ihre Apotheke entzogen. Der Amtsapotheker hatte mehrere Verstöße gegen die Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) geltend gemacht. Noch hofft Knott, einen Nachfolger für die Apotheke zu finden.
46 Jahre lang führte Knott die Falken-Apotheke im Bonner Stadtteil Lengsdorf. In der Vorweihnachtszeit wurde dort eine Revision durchgeführt. Der neue Amtsapotheker hatte einiges zu beanstanden. Knott zufolge monierte er unter anderem den Teppich hinter dem HV-Tisch – aus Hygienegründen. Dass die Inhaberin ihre Hunde mit in die Apotheke brachte, ging ebenfalls nicht durch.
Auch die Einrichtung im Labor erfüllte aus Sicht des Amtsapothekers nicht die aktuellen Anforderungen, außerdem war dort vorübergehend Weihnachtsdekoration gelagert. Im Kühlschrank hätten zudem Notfallmedikamente gefehlt. Und dann gab es einen Vorfall bei einem Lieferengpass, von dem die Aufsicht irgendwie Wind bekommen hatte: „Einmal habe ich von einer Apotheke aus der Gegend ein Medikament bezogen, dass schwer verfügbar war und dem Kollegen später die Rezepte überlassen. Der Amtsapotheker sagte mir, dass sei kriminell“, so Knott gegenüber APOTHEKE ADHOC.
Am Ende der Begehung hielt der Amtsapotheker alle Punkte handschriftlich auf einem Zettel fest. Knott sollte binnen zwei Wochen Abhilfe schaffen. Nach Ablauf der Frist sei er wieder in der Apotheke vorstellig geworden. Knott erbat sich mehr Zeit, sie sei zudem schon auf der Suche nach einem Nachfolger.
Doch im neuen Jahr erhielt sie von der Aufsicht die Auflage, keine Kunden mehr in der Apotheke zu bedienen. „Ich durfte nur noch bestellte Packungen über die Notdienstklappe abgeben“, berichtet Knott. Doch manchmal ließ sie Stammkunden trotzdem in die Apotheke.
Das entging der Aufsicht nicht und so erschien der Amtsapotheker bei seinem nächsten Besuch mit zwei Herren vom Ordnungsamt. Am selben Nachmittag wurde die Apotheke versiegelt, die zwangsweise Schließung verfügt und die Betriebserlaubnis entzogen. Gestern Nachmittag hat der Großhändler Gehe die Ware abgeholt.
Der Apothekerin geht ihr abruptes Ende hinter dem HV-Tisch nahe: „Ich könnte heulen. Dass es nach so langer Zeit so zu Ende geht, habe ich nicht verdient“, sagt die Apothekerin. Eigentlich wollte sich Knott allmählich aus der Apotheke zurückziehen, an einen Nachfolger übergeben und noch ein oder zwei Tage in der Woche mit aushelfen.
Doch bislang hat sich niemand gefunden, der die Apotheke übernehmen will. Mit rund 1,2 Millionen Euro Umsatz war die Apotheke den meisten Bewerbern zu klein. „Früher hat man so etwas aufgebaut, heute wollen alle gleich groß einsteigen“, klagt Knott. Auch für die Vermieterin täte es ihr leid, wenn die Apotheke nun für immer geschlossen bliebe.
Knott fühlt sich von der Aufsicht ungerecht behandelt. Sie habe auch in der Vergangenheit Revisionen gehabt. Zu korrigieren gebe es immer Kleinigkeiten, Ärger mit der Aufsicht habe sie aber in 46 Jahren nie gehabt, beteuert Knott.
Was der Apothekerin im Einzelnen zur Last gelegt wurde und wie die Aufsicht ihr Einschreiten selbst begründet, war bislang nicht zu erfahren. Der Amtsapotheker war für Rückfragen noch nicht zu erreichen.
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