Apotheker Christoph Koch aus Vettweiß in Nordrhein-Westfalen ist enttäuscht von seiner Standesvertretung: Ein Stand der Apothekerkammer und des Verbandes Nordrhein auf der Karrieremesse Stuzubi war unbesetzt. Wer sich für einen Beruf in der Offizin interessierte, bekam keinerlei Informationen. Und auch ein Brief des Inhabers der Adler-Apotheke an den Verband blieb bislang unbeantwortet.
So schießt man sich ein Eigentor: Mit dem Slogan „Probier ihn an“ werben die Apotheker in Nordrhein um Nachwuchs für ihre Unternehmen. Kürzlich präsentierten Kammer und Verband die neue Internetseite zur Kampagne, mit deren Hilfe junge Menschen für einen Beruf in der Apotheke interessiert werden sollen.
Umso erstaunlicher, was Kochs Sohn erlebte. Während an allen anderen Ständen Experten um die Gunst der jungen Menschen buhlten, leistete sich die Apothekerkammer einen unbesetzten Stand. Schlaue Unternehmen und Verbände beginnen früh, den Nachwuchs zu informieren und zu ködern. Auf eine Karrieremesse zu gehen, ist längst kein Geheimtipp mehr – aber im Idealfall erfolgbringend. Umso überraschter war Koch, als sein Sohn von der Stuzubi-Messe im Kölner Palladium nach Hause kam. Sie fand am 14. September zum 6. Mal in Köln statt.
Die Dauer der Messe ist überschaubar: Die Stände sind von 10 bis 16 Uhr besetzt, namhafte Unternehmen waren auf der Stuzubi vertreten. Die Liste der Aussteller liest sich wie eine Bestenauswahl der deutschen Wirtschaft: 3M, Aldi Süd, Bauhaus, Bayer, Deutsche Bank, dm, Fielmann, Lidl. Auch diverse Banken, Hochschulen und der öffentliche Dienst waren vertreten. Und die Apothekerkammer sowie der Apothekerverband Nordrhein.
Koch wollte es nicht bei stummem Ärger bewenden lassen, er setzte einen Brief an den Apothekerverband und die Apothekerkammer auf: „Am 14. September fand im Kölner Palladium die Messe ‚Stuzubi‘ statt, um Schülern eine Orientierung bei der Berufswahl zu bieten. Mein ältester Sohn war zu diesem Zweck auch dort. Namhafte Firmen und Verbände waren vertreten, von Aldi über Bayer bis zum Zoll. Auch unsere Kammer/Verband war dabei mit Ihrem Slogan ‚Probier ihn an – Arbeitsplatz Apotheke‘. Leider war der Stand über die gesamte Dauer personell nicht besetzt – als einziger Stand. Das empfinde ich als große Enttäuschung. Sicher wären bei entsprechender Kommunikation viele Kolleginnen und Kollegen bereit gewesen, für unseren Beruf Werbung zu machen. In Erwartung Ihrer Stellungnahme verbleibe ich mit freundlichen Grüßen.“
Die Enttäuschung wurde noch größer, denn Kammer und Verband hüllen sich bislang in Schweigen. Vielleicht klappt ja der Rest der „Probier ihn an-Kampagne“. Um Schülerinnen und Schüler anzusprechen, werden Info-Aktionspakete an rund 800 Schulen in Nordrhein gesendet. Mit deren Hilfe können sich Schüler über die Berufsbilder Apotheker, PTA und PKA informieren.
Stefan Derix, Geschäftsführer der Apothekerkammer Nordrhein zu APOTHEKE ADHOC: „Der Stand war kurzfristig krankheitsbedingt nicht besetzt. Wir sind sehr enttäuscht darüber.“ Die Apothekerkammer hatte erst „im Nachgang“ davon erfahren, dass die interessierten jungen Menschen vor einem unbetreuten Stand standen. „Wir haben die Besucher im nachhinein zeitnah via Facebook über die Gründe informiert“, sagt Derix. Vor Ort gab es keine Information für die Messebesucher.
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