Apotheker-Insolvenz

„Die ABDA hat mich im Stich gelassen“

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Berlin -

Vor einem Jahr hat Apothekerin Aydingül Güran ihre Hamburger Apotheke wegen Zahlungsunfähigkeit geschlossen. Die Pharmazeutin hatte zuvor zahlreiche Kunden verloren. Auslöser waren etwa ein Verkehrsprojekt samt Baustelle sowie Neueröffnungen um die Ecke. Güran fordert jetzt in einem offenen Brief an ABDA-Präsident Friedemann Schmidt mehr Unterstützung für die Inhaber.

Güran hatte die Dorotheen-Apotheke im Hamburger Stadtteil Winterhude vor sieben Jahren übernommen. An dem Standort befand sich seit 32 Jahren eine Apotheke. Die Umsätze seien bereits bei der Übernahme nicht sehr gut gewesen, erinnert sich die 62 Jahre alte Apothekerin. Mit ihren Ersparnissen habe sie den Standort modernisiert und in den vergangenen Jahren Stammkundschaft aufgebaut.

In finanzielle Schieflage war sie nach eigenem Bekunden wegen zu viel Konkurrenz geraten. Die Gegend habe bereits genug Apotheken gehabt, sagt Güran. Nach einer weiteren Neueröffnung gingen die Erlöse nach unten. In unmittelbarer Nähe befinden sich die i-Plus Apotheke im Rewe-Center sowie die St. Johannis-Apotheke. „Ich habe seit 2012 keine Gewinne mehr gemacht“, sagt sie.

Die Alarmzeichen seien deutlich gewesen. Da sie keinen angestellten Apotheker mehr bezahlen konnte, habe sie den ganzen Tag in der Offizin verbracht. Für die eigene Finanzplanung sei keine Zeit gewesen. Vor einem Jahr konnte sie ihre Rechnungen an Großhändler Gehe sowie die Miete nicht mehr bezahlen. Bereits damals rief sie mehrfach bei der ABDA an, schickte Faxe und verlangte Unterstützung und Rat.

Eine Antwort bekam Güran nicht: „Ich habe gehofft, dass man mir Möglichkeiten zeigt oder eine Brücke zum Großhandel baut“, sagt sie. Die Apothekerin ist besonders verärgert, weil sie die ABDA bei ihren Kampagnen wie zum „Tag der Apotheke“ immer unterstützt habe. „Man hat mich im Stich gelassen“, sagt sie. Ein Steuerberater habe letztlich auch nicht mehr helfen können. Derzeit ist Güran in einer Apotheke angestellt. „Ich arbeite für meine Gläubiger“, sagt sie. Die Schulden sollten in fünf Jahren abbezahlt sein.

In ihrem aktuellen Brief an Schmidt fordert sie mehr Schutz für Vor-Ort-Apotheken. Das Berufsbild des Apothekers könne bei der jungen Generation positiv punkten, wenn die Sicherheit zur Berufsausübung bestehen könne, appelliert sie. Apotheken sollten vor „Maklergier“, vor vom Großhandel geförderten Konkurrenten sowie vor Politikerprojekten besser geschützt werden. Eine dreimonatige Baustelle etwa vor der eigenen Tür habe sie zahlreiche Kunden gekostet.

Auch die Niederlassungsfreiheit sei falsch, so Güran. Angesichts der Regulierungen seien Apotheker ohnehin wirtschaftlich nicht frei. Außerdem könnten Pleite-Apotheker etwa aus „öffentlichen rechtlichen Fonds“ unterstützt werden. Besonders verärgert ist sie über die ABDA-Kampagne mit Comedian Bernhard Hoëcker. „Da werden Gelder verschwendet“, kritisiert sie. Es sei lächerlich, das Berufsbild in der Öffentlichkeit mit einem Komiker zu bewerben. Stattdessen müsse mehr für die Attraktivität des Berufs getan werden. Eine Reaktion erwartet Güran diesmal nicht. „Ich hoffe, dass die nächste Generation durch Gesetzesänderungen besser geschützt ist“, sagt sie.

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