Kommt eine Schar Touristen durch die Eingangstür der Berlin-Apotheke am Hackeschen Markt, beginnt das Blitzlichtgewitter. Kameras und Handys werden gezückt und die denkmalgeschützte Inneneinrichtung fotografiert. Die Offizin steht bei vielen Hauptstadt-Besuchern auf der Liste der Sehenswürdigkeiten. Sie ist die älteste Apotheke Berlins und gehört seit 2006 zur Offenen Handelsgesellschaft (OHG) von Manfred Schneider und Anike Oleski.
Die Berlin-Apotheke am Hackeschen Markt liegt im Stadtbezirk Mitte in Sichtweite zu den Hackeschen Höfen. Sie wurde 1732 als „Rothe Apotheke“ von Dr. August Buddeus gegründet. Er war Hofrat und Leibarzt von König Friedrich Wilhelm I. und bekam das Grundstück zugewiesen. Im Anschluss erhielt er das Privileg, dort eine Apotheke zu eröffnen. 22 Jahre später wurde sie an den heutigen Standort in die Rosenthaler Straße verlegt.
Zahlreiche Inhaberwechsel folgten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Standort 1953 zunächst geschlossen, ein Jahr später aber als Berolina-Apotheke wieder eröffnet. Während des SED-Regimes wurde die Fläche vergrößert. Nach der Wende ging die Apotheke in den Besitz der Enkelin von Wilhelm Wartenberg über, die das Haus umbauen ließ. 2006 übernahm Schneider den Standort.
Die Inneneinrichtung in dunklem Holz stammt aus dem Jahr 1886 und wurde restauriert. Schränke, Tische und Regale sind sehr gut erhalten. Seit 1960 ist die Apotheke denkmalgeschützt. Die Angestellten arbeiten auf engem Raum: Die Offizin umfasst eine Fläche von 50 Quadratmetern. Insgesamt ist der Standort 170 Quadratmeter groß und auf drei Stockwerke verteilt.
Am historischen HV-Tisch gibt es drei Kassen, dahinter weitere Arbeitsplätze. Eine kleine Treppe führt nach unten in den Keller. Dort ist das Backoffice eingerichtet. In einem weiteren Raum befinden sich Labor und Rezeptur. Außerdem ist dort das Warenlager und seit anderthalb Jahren auch ein Kommissionierautomat.
Auf den Rowa sind die Mitarbeiter besonders stolz. „Frühe war das Suchen in den kleinen Fächern des Generalalphabets schon aufwändig“, sagt Svenja Suhrmüller, die die Filiale seit 2013 leitet. Außerdem sind in der Apotheke vier Approbierte, drei PTA und drei PKA tätig. Die vielen Touristen stören das Team nicht. Im Gegenteil: Die Angestellten mögen ihren besonderen Arbeitsplatz. Das Staunen der Besucher ist auch wegen der restaurierten imposanten Deckenbemalung groß.
Insgesamt beschäftigen Schneider und Oleski in vier Apotheken rund 120 Mitarbeiter. Der erste Standort wurde 1994 gegründet. Die Pharmazeuten setzen auf Schwerpunkte, am Hackeschen Markt sind es HIV-Versorgung, Hepatitis und Multiple Sklerose. Moderner ist die Apotheke am Oranienburger Tor, die sich in einem Ärztehaus befindet. Die Berlin-Apotheke an der Charité stellt auch Zytostatika her. Schneider ist zudem geschäftsführender Gesellschafter von Zytoservice Berlin. Der vierte Standort befindet sich im Norden Berlins, in Pankow. Zudem gibt es in der Hauptstadt drei Partnerapotheken, die unter anderem die gemeinsame Marke nutzen.
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