Beipackzettel von Arzneimitteln lösen bei Patienten häufig Angst, Zweifel, Unsicherheit und Unzufriedenheit aus. Dies geht aus einer Studie der Universität Witten/Herdecke (UWH) hervor, in der die Wirkung von Packungsbeilagen untersucht wurde. In Gruppeninterviews befragten die Forscher insgesamt 35 Patienten, die an Bluthochdruck, erhöhtem Cholesterin oder an Blutzucker litten zu ihren Erfahrungen mit Beipackzetteln.
Die Ursache für das Fachchinesisch liegt den Forschern zufolge sowohl in den gesetzlichen Vorgaben für Beipackzettel als auch im Haftungsrecht: „Die Arzneimittelhersteller wollen sich gegen Klagen absichern. Das führt zu Texten, die kein Patient versteht und damit verfehlen die Beipackzettel ihr ursprüngliches Ziel“, sagte Professor Dr. Petra A. Thürmann, Pharmakologin vom Helios-Klinikum Wuppertal.
Die Forscher sehen einen klaren Bedarf für zusätzliche Informationen. Diese könnten zum Beispiel als Broschüren in Arztpraxen an die Patienten abgegeben werden. „Wir hoffen, dass diese Informationen nicht nur zu einem Wissenszuwachs, sondern auch zur Verbesserung der Compliance und damit des Therapieerfolgs führen“, sagte Thürmann.
Bei den Befragungen haben sich der Pharmakologin zufolge eine Reihe von Eigenschaften gezeigt, die Patienten von Arzneimittelinformationen erwarten. „Die Patienten wünschen sich eine klare Sprache, deutliche Absätze, farbliche Abhebungen sowie mehr graphische Darstellungen als Texte“, so die Pharmakologin. Wie wichtig die einzelnen Punkte den Verbrauchern sind, soll nun in einem Feldversuch an 1000 Patienten analysiert werden. Anschließend sollen Musterbroschüren entwickelt und in Hausarztpraxen getestet werden.
„Wer Angst vor Nebenwirkungen hat oder wer sich durch den Beipackzettel abgeschreckt fühlt, sollte das Gespräch mit dem Arzt oder dem Apotheker suchen“, sagte Friedemann Schmidt, Vizepräsident der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Durch verständliche, individuelle Informationen könne der Apotheker die Arzneimitteltherapie verbessern.
Eine infas-Umfrage im Auftrag der ABDA war im vergangenen Jahr zu ähnlichen Ergebnissen gekommen: Beipackzettel wurden demnach von jedem Zweiten als zu kompliziert, schwer verständlich oder schlecht leserlich eingestuft. Ein Drittel der Befragten gab an, dass ihnen Beipackzettel Angst machen.
Die alleinige Beratung durch Arzt und Apotheker halten die Forscher der UWH allerdings nicht für ausreichend. Häufig bleibe in der Praxis oder der Apotheke nicht ausreichend Zeit. „Zudem kann man sich als Leihe nicht auf Anhieb alles merken“, so Thürmann.
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