Verwechslung von mg und ml bei Tamiflu

Bei Chroniker-Kind: Apothekerin deckt Dosierungsfehler auf

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Berlin -

Die Apotheke ist ein „lebensrettendes Sicherheitsnetz“. Das betont Julia Bark von der Fackeltor Apotheke in Kaiserslautern. Die Inhaberin entdeckte jüngst eine falsche Dosierung auf einem Rezept für ein Kind mit einer chronischen Erkrankung. „Die Mutter war sehr dankbar, dass wir noch einmal genau hingeschaut und uns die Zeit für die Rücksprache mit der Ärztin genommen haben.“

Die kleine Patientin und die Familie sind in der Apotheke von Bark bekannt. „In diesem Fall begleiten wir die Familie schon sehr lange“, sagt die Inhaberin. Das Immunsystem des Mädchens sei durch eine chronische Erkrankung stark geschwächt. Jeder Infekt könne gefährlich sein. Und während die Grippewelle rollte, kam die Situation, die den Eltern Angst machte: „Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen hatte die Tochter beim Spielen Kontakt mit einem kleinen Grippepatienten.“

Die Apothekerin lobt das schnelle Handeln einer Ärztin: Sie habe Tamiflu (Oseltamivir) verordnet, das die Virusvermehrung hemmt und so verhindern sollte, dass die Tochter auch an Influenza erkranke. Doch beim Einlösen der Verordnung wurde Bark stutzig. „Ich bemerkte, dass das Medikament in einer viel zu niedrigen Dosierung verordnet wurde: statt der benötigten 45 mg pro Tag nur 7,5 mg“, sagt sie. Im hektischen Klinikalltag seien die Einheiten mg und ml verwechselt worden.

Häufige Verordnungsfehler

Bark griff zum Telefon und wartete 15 Minuten, bis sie die richtige Verantwortliche erreichte. „Ich klärte den Sachverhalt schließlich mit der Ärztin und korrigierte die Dosierungsanweisung, sodass das Medikament auch wirklich seine so wichtige Schutzfunktion erfüllen konnte.“

Die Vor-Ort-Apotheke sei „so viel mehr als eine Arzneimittel-Abgabestelle“, betont die Inhaberin. „Fälle wie diesen, in denen Zeitdruck im durchökonomisierten Klinik- oder Praxisalltag zu Verordnungsfehlern führt, sehen wir in der Apotheke täglich.“

Bark führt die Fackeltor Apotheke in Kaiserslautern und betont, wie wichtig die Arbeit der Apotheke für das Gesundheitssystem ist.Foto: Fackeltor-Apotheke

Die Fehler würden „pragmatisch und fachkompetent“ gelöst. Zudem gehe das Team auf die Sorgen und Ängste der Patientinnen und Patienten ein. „In solchen Fällen ist es ja wichtig, eine Mama, die ohnehin schon in ‚Hab-Acht-Stellung‘ ist, nicht noch weiter zu verunsichern“, betont Bark. „Deshalb besprechen wir das immer ganz in Ruhe und stellen den Nutzen des Medikaments und den praktischen Umgang damit in den Vordergrund. Niemandem ist geholfen, am wenigsten der kleinen Patientin, wenn das Vertrauensverhältnis zur Ärztin gestört wird.“

Die Apotheken „spannen ein Sicherheitsnetz und retten Menschenleben“, sagt sie. Bark betont, dass man nicht müde werden dürfe, „immer und immer wieder zu erzählen, wie wichtig unsere Arbeit für unsere Patientinnen und Patienten ist“.

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