Telefon-Apotheke

Bei Anruf Beratung

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Mehr als 45 Minuten für einen einzigen Patienten: Was in Apotheken oft undenkbar ist, leistet ein telefonischer Beratungsdienst. Werktags zwischen 8.30 und 16 Uhr können sich Verbraucher aus dem gesamten Bundesgebiet bei der „Unabhängigen Arzneimittelberatung“ kostenlos zu Therapie und Anwendung informieren. Die Krankenkassen finanzieren das Projekt.

Zehn bis 20 Patienten berät das Team aus zwei Apothekerinnen und zwei Pharmazeuten im Praktikum pro Tag. Gelegentlich rufen auch bis zu 50 Ratsuchende an. Angestellt sind Teamleiterin Jane Schröder und ihre Kollegen bei der Technischen Universität Dresden. Bereits 2001 gegründet, kooperieren die Telefon-Apotheker seit zwei Jahren mit dem GKV-Spitzenverband und sind Teil des Modellprojekts „Unabhängige Patientenberatung Deutschland“.

Zunächst notieren Mitarbeiter des Instituts für Klinische Pharmakologie die Fragen der Anrufer, ihre Medikationen und Krankengeschichten. Dann recherchieren die Experten. Inklusive Rückruf kalkulieren die Pharmazeuten pro Anrufer im Durchschnitt einen Zeitaufwand von einer dreiviertel Stunde.

Die telefonische Arzneimittelberatung soll die Souveränität der Patienten stärken und ihre Compliance verbessern. „Wir haben einfach mehr Zeit als Ärzte oder Apotheker, um Wirkung und richtige Einnahme von Medikamenten zu erklären“, erklärte Schröder gegenüber APOTHEKE ADHOC. Anders als in der Apotheke gehe es selten um Rabattverträge oder Zuzahlung. Vielmehr stellten die Anrufer gezielte Fragen zu Arzneimitteln, die sie bereits erhalten haben.

Als Konkurrenz zu ihren Kollegen vor Ort sehen sich die Apotheker in der Dresdner Telefonzentrale nicht. „Unser Service ergänzt in sinnvoller Weise das Arztgespräch und die persönliche Beratung in der Apotheke“, sagt Schröder. Am Telefon sei eben nur eine rein fachliche Beratung möglich. „Wir kennen die Patienten nicht und können nicht beurteilen, ob die Medikation im Einzelfall sinnvoll ist. Das kann nur die Apotheke vor Ort.“

Von den Niederungen der Arzneimittelberatung bleiben allerdings auch die Telefon-Apotheker nicht gänzlich verschont: Immer häufiger müsse man sich mit Fragen befassen, die nicht direkt mit der Anwendung des Arzneimittels zusammenhängen, sagt Schröder. Etwa jeder fünfte Anrufer frage beispielsweise nach Erstattungsmöglichkeiten. Einschränkungen der Verschreibungspflicht und neu geregelte Festbeträge bestimmten dann die Gespräche.

Und wie viele gemeinnützige Projekte hängt auch die telefonische Arzneimittelberatung am Sozialtropf: Noch ist offen, wie die telefonische Arzneimittelberatung nach 2010 finanziert wird. Denn die Bezahlung durch die Kassen läuft Ende des nächsten Jahres aus. Bis dahin soll der Gesetzgeber über die Zukunft des Modellprojekts entscheiden.

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