Marketing

Enten zu den Medikamenten!

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Berlin -

Einmal richtig geschätzt, gleich etwas dazu verdient. Die Hirsch-Apotheke Beckum hat sich für ihre Kunden eine kleine Freude ausgedacht: Wer die Zahl von Kapseln in einer Schüssel annähernd richtig rät, gewinnt eine Gummiente. Das ist nicht nur sympathisches Marketing, sondern auch eine geschickte Resteverwertungsaktion.

36,7496 Gramm wiegt eine Gummiente mit Schnorchel – falls mal jemand fragt. Falls nicht, kann man das Gewicht auch einfach selbst ablesen und die Ente vielleicht sogar gewinnen. In der Hirsch-Apotheke in Beckum verziert sie nämlich seit heute den HV. Die mit dem Schnorchel vertreibt sich die Zeit auf der Analysewaage, die Feine-Herren-Ente mit Zylinder und Gehstock macht es sich derweil auf der Rezepturwaage bequem. Nur die Matrosen-Ente hat einen schlechten Tag erwischt: Sie hängt – mutmaßlich seekrank – kopfüber in einem Becherglas. So weit der Wasserstand aus Entenhausen.

In den nächsten Tagen könnten jedoch Trennungsszenen anstehen: Denn die kleinen Kautschuk-Vögel sollen an Kunden abgegeben werden, die gut schätzen können. Eine Schüssel mit hunderten weißen Kapseln steht nämlich neben ihnen und die Kunden müssen schätzen, wie viele es sind. Wer bis auf +/- 50 richtig liegt, bekommt eine Ente.

Allzu sehr ins Zeug legen musste sich Inhaber René Graf für die Aktion nicht, sie ist eher aus einer kleinen Verlegenheit entstanden: „Es war gerade nicht so viel los und da blieb mal Zeit, etwas in den hinteren Ecken aufzuräumen“, erzählt er. Dabei fielen seinen Mitarbeitern die Enten auf, die schon seit Monaten ein Schattendasein fristen. „Irgendwie ist das untergegangen, wie die hierher gekommen sind.“ Im Gespräch darüber, was man mit ihnen machen kann, kam dann die Idee. Denn einfach als Zugabe wollte Graf sie nicht nutzen: „Wir geben hier nicht so gern kommentarlos Sachen raus“, sagt er. „Ich empfinde Zugaben als Bestechung. Beim Metzger kriege ich ja auch keine Mettwurst dazu, wenn ich eine Fleischwurst kaufe.“

Da bot es sich an, dass es noch einen Haufen weißer Kapseln gab, die sowieso weg mussten. „Wir stellen alle drei Tage Kapseln her, deshalb haben wir da einen großen Vorrat. Und die Leute mögen bunte Kapseln lieber, deswegen mussten die weißen sowieso weg“, scherzt der Inhaber.

Nebenbei ist es auch für ihn eine Premiere, normalerweise führt er solche Aktionen nicht durch. „Eigentlich poste ich ja nur bei Facebook irgendwelche nachdenklichen Beiträge, bei denen die Kundschaft fragt, ob ich abgedreht bin“, sagt er und lacht. Ein Blick auf die Facebook-Seite straft ihn jedoch Lügen: Auch dort kommt der Humor nicht zu kurz.

Einen ersten Glücksritter hatte die Aktion schon nach einer Viertelstunde angezogen. Seine Schätzung war jedoch nicht nah genug dran – die Enten bleiben also vorerst zusammen. Ganz leer geht trotzdem nicht aus, wer sich traut, eine Zahl zu nennen: Als Trostpreis gibt es Traubenzucker, versichert Graf, der acht Jahre lang Vizepräsident der Apothekerkammer Westfalen-Lippe war: „Wir wollen doch keine weinenden Kindern hier haben!“

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