Bayern

Bürgermeister: Landapotheker fördern! Eugenie Ankowitsch, 11.04.2017 10:01 Uhr

Berlin - 

Martin Finzel, Bürgermeister von Ahorn bei Coburg, hat vom Freistaat Bayern mehr Unterstützung für Landapotheker gefordert. Nur wenige Tage zuvor wurde die einzige Apotheke in der Gemeinde geschlossen. Einen Nachfolger suchte Inhaber Hussein Chita, der nach 37 Jahren aus Altersgründen aufgehört hat, sieben Jahre lang vergebens.

Der Bürgermeister gibt die Hoffnung noch nicht auf, doch noch einen Approbierten für seine rund 4500 Einwohner große Gemeinde zu finden. Einfach wird es aber nicht. Schließlich hat Chita lange, aber ohne Erfolg gesucht. Neben Stellenanzeigen in der Fachpresse und bei der Kammer habe er drei Vermittlungsagenturen mit der Suche nach einem Apotheker beauftragt und bei der Arbeitsagentur die freie Stelle gemeldet, berichtet er. Doch nicht ein einziger ernsthafter Interessent habe sich bei ihm gemeldet.

Die Arbeitsagentur habe ihm zwar eine Liste mit insgesamt 27 Namen von arbeitsuchenden Apothekern geschickt. Doch der Pharmazeut hatte keine Chance, die Kandidaten selbst zu kontaktieren, da aus datenschutzrechtlichen Gründen weder Adressen noch Telefonnummern dabei standen. Man habe die Apotheker eben aufgefordert, sich bei Chita zu melden, hieß es seitens der Arbeitsagentur. „Nur eine einzige Person hat überhaupt angerufen, aber nur um abzusagen“, beklagt sich der 76-Jährige. Nach zwei Operationen muss er sich dann um seine eigene Gesundheit sorgen und die Suche nach einem Nachfolger aufgeben.

Bürgermeister Finzel fordert daher mehr Unterstützung vom Freistaat: „Man sollte darüber nachdenken, analog des Förderungsprogramms für Landärzte auch eine Förderung für Landapotheker einzuführen“, sagt er. Gerade die Investitionskosten bei der Übernahme würden viele abschrecken. „Da wäre mehr Unterstützung sehr wünschenswert.“

Die Staatsregierung hat bereits im Jahr 2012 ein Förderprogramm für die Niederlassung und Filialbildung von Hausärzten gestartet. Bis zu 60.000 Euro Starthilfe für die eigene Praxis gibt es vom Gesundheitsministerium für Ärzte, die sich in Gemeinden mit weniger als 20.000 Einwohnern niederlassen wollen. Und immerhin bis zu 15.000 Euro bekommen sie, wenn sich in einer Filialpraxis, also Teilzeit, auf dem Land arbeiten.

Das Geld erhalten inzwischen nicht nur Hausärzte, sondern auch Mediziner anderer Fachrichtungen. Denn im Dezember 2014 und Dezember 2015 wurde diese Unterstützung auf bestimmte Facharztgruppen ausgeweitet. Auch Psychotherapeuten werden gefördert. Sie erhalten allerdings nur ein Drittel der Fördergelder.

Aktuell werden bayernweit 150 Niederlassungen und Filialen unterstützt. Die Ärzte verpflichten sich, für mindestens fünf Jahre in der betreffenden Region zu bleiben. Voraussetzung ist, dass es sich um nicht überversorgte Regionen handelt. Ähnliche Programme zur Förderung der ärztlichen Versorgung in ländlichen Regionen gibt es auch in anderen Bundesländern.

In Ahorn wird indes weiter mit Hochdruck nach einem Nachfolger gesucht. „Die Bürger sollten nicht nur die Möglichkeit haben, einen Hausarzt aufzusuchen, sondern sich auch vom Apotheker vor Ort beraten zu lassen“, sagt der parteilose Ortsvorsteher. Vor allem für ältere und nicht mobile Menschen sei dies entscheidend. Die bayerische Regierung, aber nicht nur die, müsse sich die Frage stellen, wie die Infrastruktur der Daseinsvorsorge unterstützen und aufrecht erhalten werden könne, so Finzel. Nach seiner Auffassung gehören dazu auch Apotheken vor Ort.

„Als Betriebswirt kann ich sagen, dass die Entscheidung, in einen Standort zu investieren, umso leichter fällt, je besser man unterstützt wird“, sagt er. Denn die Eröffnung einer Apotheke sei vor allem in Zeiten, in denen sich die Rahmenbedingungen ständig veränderten, mit einem gewissen wirtschaftlichen Risiko verbunden.

Der Bürgermeister befindet sich derzeit mit mehreren Apothekern aus der Region im Gespräch. Noch habe sich aber nichts Konkretes ergeben. Doch Finzel gibt die Hoffnung nicht auf und glaubt an eine Apotheke in Ahorn. „Der Standort hat ohne Zweifel Potential“, sagt er. Jetzt muss sich nur noch ein Apotheker finden, der auch ohne das Geld vom Vater Staat in eine Apotheke in der Gemeinde investiert.