Kunden weg – Apotheke bleibt

Baustelle: Inhaber gönnt seiner Apotheke ein Jahr Auszeit

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Berlin -

Für viele Apothekeninhaber ist es ein Albtraum: Man hat eine wunderbare Innenstadtlage – und dann wird die ganze Innenstadt gesperrt. Die Laufkundschaft bricht weg, der Umsatz ein, und schon bald steht die Zukunft des Betriebs auf der Kippe. Inhaber Viktor Hammer stand vor dem Dilemma und hat eine Lösung gefunden: Er schloss seine Apotheke so lange. Am 11. Mai ist es aber so weit: Nach einer 14-monatigen Auszeit eröffnet die St.Wendelin-Apotheke im bayerischen Schwandorf wieder.

Der Einschnitt kam für Hammer sowohl zur rechten als auch zur schlechten Zeit: Die Stadt Schwandorf begann Ende 2017, die Friedrich-Ebert-Straße in der Innenstadt umzubauen. Breitere Gehwege und mehr Parkplätze sollten die Verkehrssituation beruhigen. Auf die St.Wendelin-Apotheke kam damit eine enorme Durstrecke zu. „Wir mussten einen massiven Umsatzeinbruch von rund 40 Prozent verkraften“, sagt Hammer. Ihm war klar, dass das nicht lange gut gehen konnte. Erst kurz zuvor hatte er dazu in einem Ärztehaus ganz in der Nähe eine weitere Apotheke eröffnet, die sich noch im Aufbau befand – und entsprechend Zeit und Ressourcen benötigte. „Deshalb haben wir uns auf die neue Apotheke konzentriert.“

Was also tun? Die St.Wendelin-Apotheke schließen? Dagegen sprachen sowohl finanzielle als auch persönliche Gründe. „Das war die erste Apotheke, die ich 1990 eröffnet habe, mit der bin ich groß geworden“, erklärt Hammer. „Außerdem waren wir erst 2016 an den jetzigen Standort gezogen. Die Apotheke ist sehr neu und sehr schön, ich habe da wirklich viel investiert. Deshalb wollte ich sie nicht schließen.“ Also hörte er sich unter Kollegen um, ob sie jemand kaufen will, die hatten aber kein Interesse.

„Am Anfang war ich ein bisschen am Verzweifeln“, räumt Hammer ein. „Ich mache eine Apotheke auf und dann kommt sowas und dazu auch noch, während ich gerade eine andere Apotheke aufbaue. Das hat mir viele schlaflose Nächte bereitet.“ Und so machte er weiter – rund ein Jahr, bevor er die Notbremse zog. Bis die Innenstadt wieder offen ist, macht die Apotheke zu, beschloss er. Also setzte er sich mit dem Hauseigentümer zusammen und suchte nach einer Lösung.

Und die Gespräche brachten gute Ergebnisse: Die Miete erlassen bekam er nicht, die zahlte er die gesamten 14 Monate weiter – dafür erhielt er eine neue Perspektive. Denn der Vermieter ist Radiologe und hatte seine Praxis über der Apotheke. Doch die ist nun weg, der Radiologe ist in eine Klinik gezogen, dafür zog eine neue Praxis mit drei Internisten über die Apotheke – sehr viel lukrativer als ein Radiologe. „Er hat quasi die strukturellen Bedingungen geschaffen, damit das mit der Wiedereröffnung auch funktioniert“, sagt Hammer.

Denn eine Herausforderung ist es natürlich dennoch, beispielsweise bei der Suche nach neuen Mitarbeitern. „Es ist grundsätzlich schwer, Personal zu finden“, konstatiert er. Doch bisher konnte er zwei neue Apotheker auftreiben, die vorerst in der City-Apotheke ganz in der Nähe mitarbeiten. Eigentlich hätte die St.Wendelin-Apotheke nämlich schon seit Wochen geöffnet – doch die Coronakrise kam dazwischen. „Das hat die Wiedereröffnung um ein paar Wochen verschoben“, erklärt er. „Wir hatten in dieser Situation einfach keine Zeit und konnten kein Personal abstellen, um die Apotheke einzuräumen.“

Neuer Startschuss ist nun der 11. Mai – und diesmal soll es auch wirklich losgehen. „Es macht ja keinen Sinn, eine Apotheke leer stehen zu lassen und weiter Miete zu bezahlen“, sagt er. Das Ziel ist aber nur eine Zwischenetappe, ist sich Hammer bewusst. Ab der Eröffnung geht es nicht nur darum, die Mitarbeiterorganisation von bisher zwei auf dann drei Apotheken umzustellen – Hammer gehört außerdem die Kloster-Apotheke in Ensdorf – sondern vor allem, die Kunden zurückzuholen. „Ich habe schon fest eingeplant, dass ich die nächsten Wochen rund um die Uhr arbeite“, sagt er.

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