Barrierefreiheit kann für Apotheken teuer werden: Selbst wenn nur wenige Stufen überbrückt werden müssen, steht meist ein aufwendiger Umbau an. Vor diesem stand auch Evelyn Eckebrecht, Leiterin der Neuen Apotheke im sächsischen Limbach-Oberfrohna. Ihre Rettung war das Investitionsprogramm „Lieblingsplätze für alle“ des Sozialministeriums: Für den Einbau eines Rollstuhlliftes bekommt die Apothekerin einen Zuschuss von 15.000 Euro.
Die Neue Apotheke gibt es seit inzwischen 95 Jahren. Zu DDR-Zeiten wurde sie vom Pharmazeutischen Zentrum geleitet, dem die Apotheken des Kreises unterstanden. Damals wurde vor den Eingang ein Vorhaus gesetzt, in dem vier Stufen zum Eingang der Apotheke führen.
Eckebrecht war schon vor der Wende in der Apotheke tätig. 1990 übernahm die heute 56-Jährige den Betrieb, drei Jahre später auch das Haus. Am Vorbau hat sie nichts geändert: Aus ihrer Sicht ist es von Vorteil, dass die Kunden dort – etwa im Notdienst – geschützt stehen. Die vier Stufen sind allerdings zum Problem geworden. Denn laut ApBetrO sollen Apotheken barrierefrei sein.
Prinzipiell begrüßt Eckebrecht die Neuregelung. „Ich denke nicht, dass es falsch war, das reinzunehmen.“ Allerdings: „Ich hätte das finanziell nicht stemmen können“, so die Apothekerin. Inzwischen haben weitere Apotheken eröffnet, das Geschäft ist schwieriger geworden. Fünf Mitarbeiter hat sie noch – es waren einmal mehr als zehn. Einen neuen Kredit zu bekommen, hielt sie in ihrem Alter für aussichtslos, zumal sie nach wie vor ihre Apotheke abbezahlt.
Auf den Denkmalschutz, der eine Ausnahme ermöglicht hätte, konnte sich Eckebrecht aber auch nicht beziehen, da das Haus durch das Pharmazeutische Zentrum stark verändert worden war. Ein Gespräch mit dem Regierungspräsidium brachte ihr dann die Sicherheit: Spätestens wenn ihre Tochter die Apotheke übernimmt, müssen die Vorgaben zur Barrierefreiheit umgesetzt werden. Maximal eine Frist von einem halben Jahr könne es geben.
Der Hoffnungsschimmer kam mit einem Schreiben der Sächsischen Landesapothekerkammer (SLAK), die über das Projekt „Lieblingsplätze für alle“ informierte. Durch das Programm sollen Barrieren im Kultur-, Freizeit-, Bildungs- und Gesundheitsbereich abgebaut werden, 2014 standen insgesamt 2,5 Millionen Euro zur Verfügung. Pro Landkreis wird eine bestimmte Pauschale ausgeschüttet, die dann vor Ort verteilt wird. Im Landkreis Zwickau beispielsweise werden neben der Neuen Apotheke auch ein Kindergarten und zwei Kirchgemeinden gefördert.
„Das mache ich“, dachte Eckebrecht, als sie von dem Projekt erfuhr. Sie bewarb sich um die Förderung, reichte einen Kostenvoranschlag ein. Mit der anstehenden Übergabe an ihre Tochter stufte sie selbst ihr Vorhaben als zukunftsfähig ein. Ob das letztlich den Ausschlag gegeben hat oder die Tatsache, dass aus ihrer Region relativ wenige Anträge gekommen waren, ist letztlich unwichtig. Eckebrecht ist froh, den Zuschlag bekommen zu haben.
APOTHEKE ADHOC Debatte