Bakterielle Vaginose: Was man nicht empfehlen sollte Katharina Brand, 22.05.2024 14:40 Uhr
Egal ob das Joghurt-Tampon, das Allzweckmittel Kokosöl oder eine eingeführte Knoblauchzehe: Hausmittelmythen bei einer bakteriellen Vaginose halten sich beständig in den Köpfen der Bevölkerung. Wie Apothekenteams aufklären und welche hilfreichen Tipps sie ihren Kundinnen im Beratungsgespräch vermitteln können.
Eine gesunde Vaginalflora wird von Laktobazillen dominiert, die Milchsäure produzieren und einen sauren pH-Wert zwischen 3,8 und 4,5 aufrechterhalten; das unterdrückt pathogene Mikroorganismen. Manche Frauen bleiben aufgrund ihrer individuellen Zusammensetzung lebenslang frei von bakteriellen Vaginosen, während andere regelmäßig betroffen sind. Hormonelle Schwankungen während Menstruation, Schwangerschaft, Laktation oder Menopause können die vaginale Mikrobiota zusätzlich schwächen.
Rund die Hälfte der Patientinnen berichten über einen grau-weißen, schaumigen oder dünnflüssigen Ausfluss mit unangenehmem, fischigem Geruch. Für den Geruch sind die enthaltenen Amine verantwortlich. Im äußeren Scheidenbereich können Juckreiz, Hautreizungen sowie Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder Wasserlassen auftreten.
Mit Mythen aufräumen …
Apothekenteams müssen in puncto bakterieller Vaginose nicht nur kompetent beraten, sondern auch mit hartnäckigen Mythen aufräumen können. Hier die drei gängigsten Mittel, von denen abgeraten werden sollte:
- Joghurt-Tampon: Das beliebteste Hausmittel: Es wird fälschlicherweise angenommen, dass Joghurt die Scheidenflora regeneriert und den Pilz verdrängt. Jedoch unterscheiden sich die Milchsäurebakterien im Joghurt von denen in der Scheidenflora. Zudem enthält Joghurt oft unerwünschte Bakterienkulturen, chemische Zusätze, Konservierungsstoffe und Zucker, die nicht in die Scheidenflora gehören. Die Verwendung kann zu Reizungen, Entzündungen oder Verschlimmerung der Pilzerkrankung führen. Grundsätzlich gilt: Fremdkörper in der Vagina sind problematisch.
- Knoblauch: Die Annahme: Der eingeführte Knoblauch wirkt desinfizierend, ergo verschwindet auch der Pilz. Aber: Obwohl Knoblauch durchaus antiseptisch sein kann, ist er zu aggressiv für die Scheidenflora und kann die Vaginalschleimhaut austrocknen und schädigen.
- Kokosöl: Kokosöl wird oft genug als Multitalent beworben, so auch als Mittel gegen Scheidenpilz. Obwohl es antimykotische Eigenschaften hat, sind diese nicht stark genug gegen Candida albicans. Es kann höchstens bei der durch den Pilz verursachten Scheidentrockenheit helfen. Es gibt jedoch keinerlei Studien zur Anwendung von Kokosöl bei Scheidenpilz oder als Vaginalpflege.
... kompetent beraten
In der Beratung sind laut Apothekerin Andrea Wohlers Empathie und Sicherheit entscheidend. Eine Möglichkeit ist, der Kundin geschlossene Fragen zu stellen, die mit einem einfachen „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden können. „Das fällt ihr oft leichter, als detailliert über ihre Beschwerden zu sprechen“, rät Wohlers.
Wenn sich die Kundin im Gesprächsverlauf öffnet, kann die Wortwahl der Person übernommen werden, empfiehlt die Apothekerin: „Das schafft eine Beziehung und die Kundin fühlt sich wahrgenommen.“ Zudem sei eine unterstützende Körpersprache wichtig. In der Apotheke dürfen zwar keine Diagnosen gestellt werden; dennoch fragen Frauen häufig nach Möglichkeiten, das vaginale Milieu zu erhalten oder wiederherzustellen, besonders bei Antibiotika wegen bakterieller Vaginose. Hier bleibt die Milchsäurekur das Mittel der Wahl.
Zusatztipps
Um die Beratung abzurunden, können Apothekenteams ihren Kundinnen Tipps mit an die Hand geben, die die Erkrankung erträglicher machen kann und einer erneuten Infektion vorbeugt:
- lauwarmes Wasser zur Reinigung der Vulva verwenden, zusätzlich maximal seifenfreie Waschlotionen
- übertriebene Intimhygiene vermeiden: Reinigung der Vulva einmal täglich ist völlig ausreichend, die Vagina reinigt sich von selbst
- Waschtuch zur Intimhygiene täglich wechseln
- beim Toilettengang von vorne nach hinten wischen, danach ein neues Stück Papier benutzen
- Unterwäsche bei 60 Grad Celsius oder mit einem Hygienereiniger waschen
Übrigens: Eine Partnertherapie wird bei bakterieller Vaginose grundsätzlich nicht empfohlen. Bei wiederholtem Rückfall kann jedoch eine Mitbehandlung und die Nutzung von Kondomen erwogen werden, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren.