Tue Gutes und sprich darüber: Wolfgang Wittig, Inhaber der Bären-Apotheke in Ratingen, weiß, wie man als Apotheker die sozialen Medien nutzt. Schon mehrfach hat er mit seinen Beiträgen ein großes Publikum erreicht. Am Wochenende machte ein Post von ihm die Runde, in dem er von einem Problem berichtete, das nur die Apotheke vor Ort lösen kann.
Wittig berichtete von einem Erlebnis am Freitagnachmittag. Die Mutter eines zwölf Tage alten Babys sei mit einem Rezept aus dem Krankenhaus in die Apotheke gekommen. Verordnet war ein Antibiotikum. Der aufmerksamen PTA sei dann die seltsam hohe Dosierung aufgefallen. Sie habe einen Approbierten dazu geholt; gemeinsam hätten beide die korrekte Dosierung für 3,2 kg Körpergewicht ausgerechnet. Der Arzt hatte – offenbar aus Versehen – die doppelte Dosis verordnet.
Daraufhin habe ein Telefonmarathon auf der Suche nach dem verantwortlichen Arzt begonnen, nach 20 Minuten Arbeit habe man schließlich bestätigt bekommen, dass die Dosis auf das berechnete Maß reduziert werden solle.
Das Rezept habe man „bedruckt mit dem Wissen, dass man grade etwas Schlimmes verhindert hat und der Krankenkasse diese Arbeit 6,52 Euro wert war“. Nachdenklich fügt Wittig hinzu, dass man als Apotheker allzu oft „abends nach Hause geht, um in der Presse zu lesen, dass es doch viel besser und günstiger für die Allgemeinheit wäre, wenn Patienten ihre Rezepte in einer Versandapotheke in Holland einlösen würden...“
Kurz vor Mitternacht veröffentlichte Wittig den Beitrag am Freitagabend auf der Facebook-Seite seiner Apotheke. Schon nach wenigen Minuten verbreitete sich der Text in Windeseile, mittlerweile wurde er mehr als 4600 Mal geliked und knapp 3400 Mal geteilt.
360 Nutzer haben einen Kommentar unter dem Beitrag hinterlassen, viele stammen offensichtlich von Verbrauchern, die ihre Dankbarkeit und ihren Respekt zum Ausdruck bringen und sich offen zur Apotheke vor Ort bekennen. „Ich kaufe gern im Internet, gar keine Frage. Aber beim Thema Gesundheit hört es bei mir auf!“, schreibt eine Nutzerin. „Versandapotheke nein Danke“, schreibt eine weitere Userin. Wieder eine andere: „Ob eine Versandapotheke diesen Fehler auch bemerkt hätte? Ich denke wohl eher nicht. Danke dass es noch aufmerksame Menschen gibt!!!” Ein weiterer Kommentar lautet: „Ich gehe immer zu meiner „Stammapotheke“ bei uns im Ort! Ich mag die freundliche und gute Beratung und auch den einen oder anderen Tipp, den man mit auf den Weg bekommt!“
Ende 2016 hatte Wittig mit einem Post auf Facebook weit mehr als 100.000 Menschen in kürzester Zeit erreicht. „Egal ob Fieberzäpfchen für das Baby, Antibiotika bei Lungenentzündung oder einfach nur ein Nasenspray – wir sind für Sie da“, schrieb er über seinen Notdienst an den Weihnachtsfeiertagen. Wenige Tag später gelang ihm mit einem Post über das EuGH-Urteil der nächste Coup: „Das ist so, als ob der Europäische Gerichtshof entscheiden würde, dass ausländische Paketdienste sich in Deutschland nicht an die deutsche Geschwindigkeitsbegrenzung halten müssen“, so sein plakativer Vergleich. Als im März ein Mädchen ihr lila Einhorn in der Bären-Apotheke verlor, ließ Wittig nichts unversucht und wendete sich erneut per Facebook-Aufruf an seine Kunden. Mit Erfolg: Nur wenige Tage später war das Kuscheltier bei seiner Familie.
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