Das lernt man nicht im Studium

„AVWL Starters“: Chefsein lernen

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Berlin -

Pharmazeuten sind Naturwissenschaftler, keine Betriebswirte. Trotzdem müssen Inhaber als eingetragene Kaufleute nicht nur mit ihrem Privatvermögen haften, sondern auch einen Betrieb führen – was nicht wenige junge Apotheker an die Grenze der Überforderung bringt. Der Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) will frisch gebackenen Inhabern nun auf die Sprünge helfen: Unter dem Titel „AVWL Starters“ hat er ein neues Format entwickelt, bei dem sich Neuinhaber austauschen und informieren sollen.

„Das Chef-Sein lernt man nicht im Studium“, sagt Juliane Hermes. Die junge Pharmazeutin ist seit vier Jahren Approbierte und seit zwei Jahren als Inhaberin der Phoenix-Apotheke in Münster Chefin von sechs Mitarbeitern. Sie weiß also noch sehr gut, wo jungen Pharmazeuten mit eigener Apotheke am Anfang der Schuh drückt: „Mit der Chefrolle muss man sich erst einmal auseinandersetzen. Man stolpert das so rein und macht das halt so, wie man denkt, dass es richtig ist.“ Und da wurden all die praktischen Fragen noch gar nicht angesprochen, von Dienstleistern über die Ausgestaltung von Arbeitsverträgen bis hin zu Ansprechpartnern bei technischen oder bürokratischen Fragen.

„Deshalb wurde ich wohl für das Projekt ausgesucht – ich gehöre genau zur Zielgruppe“, sagt Hermes. Denn gemeinsam mit der ebenfalls jungen Apothekerin Manuela Schier, Inhaberin der Kuhlenkamp-Apotheke in Minden, und der AVWL hat sie das Projekt AVWL Starters entworfen. „Wir bieten an, Ihnen bei Ihrem Start zur Seite zu stehen, und eröffnen Ihnen Möglichkeiten zur Fort- und Weiterbildung, zum Austausch und zum Netzwerken“, beschreibt es der Verband auf seiner Seite.

Bei der AVWL wurde auch die Idee für das Format geboren. „Mir ist in den vergangenen Jahren aufgefallen, dass die Apotheker beim Thema Arbeitsrecht oft noch Nachhilfe brauchen. Da dachten wir, wir machen mal was neues, statt immer nur über Spahn und den Rahmenvertrag zu diskutieren“, sagt Hannah Beruda, Rechtsanwältin, Leiterin des Geschäftsbereichs Aus- und Fortbildung und Mitglied der AVWL-Geschäftsführung. Gemeinsam mit Geschäftsführungsassistentin Daniela Ruhmann ist sie auf Verbandsseite für die Konzipierung und Durchführung des Formats zuständig.

Am 7. September sollen sich ab 15 Uhr rund 80 Teilnehmer zu einer Kick-Off-Veranstaltung in den Räumlichkeiten der AVWL treffen. Anmelden kann sich jeder, der maximal seit fünf Jahren Inhaber ist, noch bis zum 30. August. Beruda rechnet mit einem vollen Haus und hat sich für die Teilnehmer schon eine Spielerei ausgedacht. „Es wird keine Reihenbestuhlung mit Tischen geben, sondern die Teilnehmer werden auf Hockern sitzen, die sie auch den ganzen Tag mit sich rumtragen müssen“, erklärt sie. Die Idee dahinter: Wer nicht vorgeschrieben kriegt, wo er wie zu sitzen hat, ist kreativer. Die freie Platzwahl regt den Austausch an.

Denn der Austausch steht im Vordergrund. „Apotheker netzwerken nicht so oft, auch weil sie sich häufig als Konkurrenten betrachten“, erklärt Beruda. „Es tut aber gut, sich mit Leuten zu unterhalten, die dieselben Probleme haben.“ Das Event soll aber keine Schwatzveranstaltung werden, deshalb hat die AVWL eine Keynote-Speakerin engagiert: Unternehmensberaterin Regina Först wird den Besuchern unter dem Titel „Vom Ich zum Du zum Wir“ einen Impulsvortrag zu ihrer neuen Rolle als Chef eines Betriebs halten. Danach sollen die Inhalte in Workshops gemeinsam verarbeitet werden. Ein Schwerpunkt solle neben dem Netzwerken vor allem auf der Mitarbeiterführung liegen. „Eine Apotheke ohne gutes Team ist eine schlechte Apotheke“, bringt es Beruda auf den Punkt.

In welcher Regelmäßigkeit daraufhin Veranstaltungen des Netzwerks durchgeführt werden, stehe noch nicht fest. Zwar sei für November noch ein Arbeitsrechtseminar angedacht. „Wir wollen aber erst mal schauen, wo sich das hin entwickelt“, sagt Beruda. Das gelte auch für die inhaltliche Ebene. „Wir hoffen, dass sich die Apotheken auch bei uns melden und uns mitteilen, was sie gern hätten. Wir möchten den jungen Apothekern nämlich eine Plattform bieten.“

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