„Ich bin keine freie Kauffrau“

AvP-Insolvenz: Wo bleibt der Aufschrei?

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Berlin -

Apothekerin Beatrice Guttenberger aus Ochsenfurt geht wegen der AvP-Insolvenz nicht nur mit der Politik hart ins Gericht, sondern auch mit der eigenen Standesvertretung. Die Inhaberin der Rats-Apotheke wirft Kammerpräsident Thomas Benkert und Verbandschef Dr. Hans-Peter Hubmann Untätigkeit vor.

Die „himmelschreiende Ungerechtigkeit“, die gerade den vom AvP-Skandal betroffenen Kollegen widerfahre, habe sie veranlasst einen offenen Brief an Gesundheitsminister Jens Spahn und Ministerpräsident Markus Söder zu schreiben und ihre CSU-Mitgliedschaft zu kündigen, so Guttenberger. Doch nicht nur die Politik schläft, wie sie findet: „Leider konnte ich weder der Internetseite der BLAK noch der des BAV entnehmen, was unsere Standesvertreter hier in Bayern aktuell unternehmen, um sich mit den Kollegen zu solidarisieren und öffentlich einen Schulterschluss zu zeigen.“

Mehr noch: Ihrer Meinung nach ist niemanden bis jetzt zu Bewusstsein gekommen, „wie sehr wir der Willkür des Systems ausgeliefert sind“. „Ich selbst habe nicht mit AvP abgerechnet. Aber mein Vertrag mit einer anderen Verrechnungsstelle garantiert mir die Sicherheit der Umsätze mit GKV-Geldern nicht. Ich glaube, niemand da draußen rechnet über notarielle Anderkonten ab. Die meisten haben eine Forderungsabtretung mit Treuhandkonten die IMMER Bestandteil einer Insolvenzmasse wären. Sollte der Vorgang sich wiederholen, wie viele Apotheken wären dann betroffen?“

Guttenberger fragt die beiden Standesvertreter: „Wann wollten Sie Ihre Mitglieder darüber aufklären, in welcher Gefahr wir uns permanent befinden? Wann wollten Sie uns alle zum gemeinsamen Handeln aufrufen?“

Sie selbst sehe sich nicht als freie Kauffrau: „Ich kann meine Preise nicht bestimmen, nicht welche Waren ich anbiete, nicht welche Öffnungszeiten ich mir vorstelle. Ich bekomme 3 Prozent Warenlagerverlustausgleich zugestanden. In Corona bin ich systemrelevant und soll mich jedem Risiko aussetzen und arbeiten, obwohl Kindergärten und Schulen geschlossen sind. Aber jetzt wird uns staatliche Unterstützung verweigert, mit dem Verweis auf europarechtliche Fragen.“

Laut Guttenberger würde auch eine Soforthilfe, die rechtlich nicht 100 Prozent geklärt sei, die betroffenen Kollegen jetzt retten. „Die Gerichte können sich dann gerne jahrelang mit allen Fragen beschäftigen. Vielleicht klärt sich die Rechtmäßigkeit des Rettungsschirmes zeitgleich mit der Abhandlung des Insolvenzverfahrens.“

Niemand könne absehen, wie sich die Folgen der Einführung des E-Rezeptes für die Apotheken auswirken können. „Aber 3500 Kollegen werden jetzt unverschuldet in hohe Darlehen getrieben. Ich wünsche mir von meinen Standesvertretern einen lauten Aufschrei. Ich wünsche mir dringend Rechtsbeihilfe, um uns vor solchen Totalausfällen künftig zu bewahren.“

 

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