Stellen bleiben monatelang unbesetzt

AVNR: Jede zweite Apotheke kämpft mit Mindestöffnungszeiten

, Uhr
Berlin -

Die Personalnot in den Apotheken ist schon jetzt groß, in den nächsten Jahren wird der Fachkräftebedarf durch die pharmazeutischen Dienstleistungen und die älter werdende Bevölkerung noch weiter ansteigen. Ausgeschriebene Stellen bleiben bis zu fünf Monate unbesetzt, fast jede zweite Apotheke habe Schwierigkeiten, überhaupt die Mindestöffnungszeiten abzudecken, wie eine Umfrage des Apothekerverbandes Nordrhein (AVNR) ergab.

Immer öfter werden Apotheken geschlossen, weil sich kein Personal oder kein Nachfolger oder keine Nachfolgerin finden lässt. Eine Umfrage des Apothekerverbandes Nordrhein (AVNR) zum Thema Personalbedarf bestätigt die Problematik, in den nächsten Jahren werden sich diese Schwierigkeiten wohl weiter zuspitzen.

Ausgeschriebene Stellen bleiben demnach bis zu fünf Monate unbesetzt, in 97 Prozent der teilgenommenen Apotheken kämen auf Mitarbeiter:innen durch den Personalmangel berufliche Mehrbelastungen zu. Fast jede zweite Apotheke habe durch den Personalmangel Schwierigkeiten, die gesetzlichen Mindestöffnungszeiten einzuhalten, mehr als 50 Prozent erlebe eine hohe zusätzliche Belastung durch die abzuleistenden Notdienste.

Schließungen drohen

Jede vierte Apotheke habe außerdem angegeben, dass der Betrieb nicht ohne Probleme am Ende des Berufslebens unter neuer Leitung weitergeführt werden könne und eine Apothekenschließung drohe. Fast 6 Prozent gaben demnach sogar konkret an, die Apotheke in den nächsten zwölf Monaten auch aufgrund des Fachkräftemangels schließen zu müssen.

An der Umfrage im ersten Quartal 2023 beteiligten sich laut AVNR 500 Apotheken, das entspreche etwa einem Viertel der Mitgliedsapotheken.

Beratungsbedarf steigt

Gleichzeitig werden die Patient:innen immer älter: Von 2017 bis 2021 stieg laut AVNR die Zahl der Bürger:innen, die eine Apotheke statistisch versorgt, um rund 8 Prozent. Im gleichen Fünfjahres-Zeitraum sei die Zahl der zu versorgenden über 60-Jährigen um rund 14 Prozent und die der über 80-Jährigen sogar um rund 30 Prozent pro Apotheke gestiegen.

Nach Berechnungen des Apothekerverbandes ist bis 2045 ein Anstieg von gut 30 Prozent bei den Arzneimittelabgaben, pharmazeutischen Beratungen und Dienstleistungen von gut 30 Prozent zu erwarten. Allein bei den besonders beratungsintensiven über 70-Jährigen führe dies zu einem Anstieg von über 70 Prozent.

Allerdings ist im Zeitraum von 2017 bis 2021 laut AVNR die Zahl der Mitarbeiter in den Apotheken lediglich um rund 1,6 Prozent gestiegen. „Deshalb sehen wir dringenden politischen Handlungsbedarf, die Apotheken in unserem Land zu stärken, von nicht pharmazeutischen Aufgaben zu entlasten, Präqualifizierungen und Nullretaxen abzuschaffen und die Apotheken bei der Personalfindung und -bindung zu unterstützen“, so Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein: „Dazu gehört an erster Stelle eine deutliche Anhebung der Vergütung der Apotheken durch die Arzneimittelpreisverordnung, damit Apothekenmitarbeiter besser bezahlt werden können.“

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch
Mehr zum Thema
294 Euro für alle – mit Ausnahmen
Berlin: Eine Stelle für den Kammerbeitrag
„Wo ist unser Selbstbewusstsein?“
Dobbert rechnet mit Abda ab
Mehr aus Ressort
Kein Bewusstsein für Leistung vorhanden
Notdienst: Apotheker für 50 Prozent Luxus-Aufschlag
Neue Nische für Zwischenhändler
Skonto über Großhandelsapotheken?

APOTHEKE ADHOC Debatte