Grippeimpfstoffe

Ausschreibungen und Versorgungsengpässe Karoline Schumbach, 02.10.2012 13:04 Uhr

Berlin - 

Ab September wird gegen Grippe geimpft – normalerweise. Doch mittlerweile haben die Krankenkassen in jedem zweiten Bundesland Verträge mit Exklusivlieferanten geschlossen. Fünf der aktuell 16 Anbieter haben einen oder mehrere Rabattverträge in der Tasche. Können die Vertragspartner nicht rechtzeitig liefern, kann es schnell eng werden. Denn die Hersteller ohne Zuschlag passen ihre Produktion entsprechend an. Der Start verläuft derzeit nicht reibungslos, über die Ursachen gibt es unterschiedliche Meinungen.

Die meisten Regionen hat Novartis für seinen Grippeimpfstoff Begripal gewonnen. Neben Bayern und Hamburg soll der Pharmakonzern auch Schleswig-Holstein beliefern. Da Novartis aber nicht pünktlich liefern konnte, musste bereits eine Übergangsregelung konstruiert werden.

In Niedersachsen ist erstmals eine Ausschreibung durchgeführt worden: Ratiopharm und GlaxoSmithKline (Influsplit) haben hier das Rennen gemacht. Beim Ulmer Generikakonzern gab es der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen zufolge bis Ende September Lieferschwierigkeiten. In den entsprechenden Regionen musste mit der Impfung daher noch gewartet werden.

Besser hat es Westfalen-Lippe getroffen: Ausschreibungsgewinner Sanofi Pasteur MSD konnte Mutagrip bis auf einzelne Ausnahmen bislang in ausreichendem Maße liefern. In Sachsen und Thüringen gibt es je nach Region ebenfalls Mutagrip oder Influvac von Abbott.



In Sachsen-Anhalt dürfen auch in diesem Jahr wieder nur bestimmte Apotheken liefern. Die AOK hat hier allerdings auf mehrere Grippeimpfstoffe gesetzt. Lieferprobleme gab es laut Anton Fink, Inhaber der Antonius Apotheke in Deggendorf, nicht: Die Arztpraxen haben bereits Afluria (CSL) und Influvac erhalten. Eigentlich sollte die Versorgung auch mit Fluad erfolgen, auch hier konnte Novartis anfangs nicht liefern.

Die Auslieferung erfolgt bislang problemlos über TNT und die Trans-o-flex-Tochter Thermomed. Die Mühlen-Apotheke in Northeim, zweiter Ausschreibungsgewinner, hat für die Grippeimpfstoff-Versorgung Kühlfahrzeuge angemietet und fährt selber aus. Auch hier gibt es laut Inhaber Wolfram Schmitt keine Probleme.

In Bundesländern, in denen keine Ausschreibung stattgefunden hat, sieht die Lage entspannter aus: So können Ärzte in Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hessen, Mecklenburg Vorpommern, Nordrhein, Rheinland Pfalz und Saarland auf alle verfügbaren Impfstoffe zurückgreifen. Hier ist es nur vereinzelt zu Lieferverzögerungen gekommen.

 



In Berlin gibt es keine Lieferprobleme. Apotheken können die Grippeimpfstoffe bei der Firma D.S.C. Dienstleistungs-Service-Center, einem Tochterunternehmen des Berliner Apothekervereins, bestellen.

In Baden-Württemberg wird es erst ab dem nächsten Jahr Rabattverträge geben. In dieser Saison können Apotheken noch alle Grippeimpfstoffe liefern. Auch hier wurden Lieferverzögerungen bei der KV gemeldet. Im Laufe des Oktobers sollen allerdings ausreichend Impfstoffe vorliegen. Um den Engpass zu umgehen, werden derzeit nur Patienten geimpft, die eine frühzeitige Grippeimpfung dringend benötigen.

Bei den Krankenkassen sieht man allerdings nicht die Vertragspartner als Verursacher der Lieferengpässe. In Bayern sei die „späte Festlegung der Virenstämme für die Saison 2012/2013 durch die Weltgesundheitsorganisation WHO“ verantwortlich für die verzögerte Auslieferung, heißt es bei der AOK in München.

Die geänderte Zusammensetzung der Virenstämme führte laut AOK Nordwest zur Verzögerung bei der Impfstoffbelieferung. Auch erfolge die Freigabe des Paul Ehrlich Instituts (PEI) in diesem Jahr später als sonst. Dies kann das PEI allerdings nicht bestätigen. Eine Chargenprüfung dauere nach Eingang aller dazugehörigen Unterlagen 4 bis 7 Tage. Dies sei auch in den vergangenen Jahren so gewesen, heißt es beim PEI.