Dass der Ausfall bei Red Medical für Kolleginnen und Kollegen problembehaftet ist und Umsatzeinbußen schwer zu verkraften sind, versteht Apothekeninhaberin Jessica Weber aus der Martinus Apotheke in Dormagen gut. Dennoch ist sie der Auffassung, dass ein Verteufeln des TI-Anbieters niemandem etwas bringt und sich Apotheken auf solche Situationen vorbereiten müssen. „Das ist doch ein Szenario, mit dem wir alle gerechnet haben!“
Es sei ohne Frage eine besondere Situation, stellt Weber klar. Sie könne durchaus verstehen, dass die ein oder andere Apotheke durch den Ausfall in Not gerät. „Aber diesen Shitstorm kann ich absolut nicht nachvollziehen. Ich frage mich, wer wirklich gedacht hat, das System würde jetzt über Jahre problemlos laufen und niemals ausfallen. Das war doch nur eine Frage der Zeit.“
Sie findet es äußerst schwierig, dass Red Medical schlecht gemacht wird, ohne die Hintergründe des Ausfalls zu kennen. „Wir müssen da mit klarem Verstand rangehen – zu sagen, stationäre Konnektoren seien eine bessere Lösung, das ist wirklich mit der heißen Nadel gestrickt.“ Die müssen schließlich irgendwann getauscht werden – und wie reibungslos das laufen wird, bleibt laut Weber abzuwarten.
Die Apothekerin ist der Auffassung, dass Inhaber:innen durchaus auf Ausfälle wie diese im Vorfeld hätten vorbereitet sein können. „Wir haben hier vor Ort mit den Ärzten ein Worst-Case-Szenario besprochen“, erklärt Weber. Denn: Nicht nur die Apotheken-TI kann ausfallen, sondern auch die der Praxis; das sei mit einem Arzt in der Nähe auch schon passiert. „Wir brauchen einen Plan B für den Fall, dass keine E-Rezepte ausgestellt werden können. Wir müssen uns auf die Lösungen fokussieren und aufhören, uns in den Problemen zu suhlen. Das hilft schlussendlich keinem.“
Wenn man zügig bei einem Ausfall auf diesen Notfallplan zurückgreifen kann – das heißt ein Anruf reicht, die Praxis weiß Bescheid, dass der Notfallplan greift oder umgekehrt – dann bekomme man die Situation gut hin, weiß Weber. Natürlich gebe es Patient:innen, die beispielsweise aus Facharztpraxen kommen, wo es keine solchen direkten Kommunikationswege und Notfallpläne gebe. „Das sind meist keine akuten Sachen. In solchen Fällen notieren wir uns die Telefonnummer der Person und informieren, sobald unsere TI wieder funktioniert.“
Andersherum hatte eine der ansässigen Arztpraxen bereits über mehrere Tage Probleme mit ihrer TI. „Auch da war es super, dass wir uns vorher einen Notfallplan zurechtgelegt haben.“
In der Nacht von Montag auf Dienstag hatte Weber darüber hinaus Notdienst. „Das ist natürlich eine Herausforderung“, stellt die Inhaberin klar. „Aber dann klärt man das mit den Praxen ab, steigt auf den Notfallplan um und die Praxen stellen Muster-16-Rezepte aus. Das hat ohne Probleme funktioniert.“
Mit dem Support von Red Medical ist Weber darüber hinaus sehr zufrieden: „Ich möchte nicht in der Haut der Techniker stecken. Sie haben die ganze Nacht gearbeitet und versucht, das Problem zu lösen.“
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