AUFGEDECKT: SO TÄUSCHEN DIE APOTHEKEN Alexander Müller, 10.12.2022 07:49 Uhr
Apotheken genießen mit das höchste Vertrauen in der Bevölkerung. Zu Recht? Das fragt sich ein Rechercheteam, dem Mitglieder verschiedener Boulevardmagazine angehören. Nach mindestens zwei Undercover-Einsätzen in der Offizin kommt die erschreckende Wahrheit zutage: Apotheken tricksen und täuschen an allen Ecken und Enden!
Trick 1: Der Kittel
Dem Rechercheteam fällt auf, dass viele Mitarbeiter:innen in Apotheken weiße Kittel tragen – genau wie Ärzt:innen. Dabei hat fast niemand hier ein abgeschlossenes Medizinstudium! „Ne, die haben ja Pharmazie studiert oder eine PTA-Ausbildung gemacht“, packt eine Insiderin aus. Aber die ahnungslosen Kund:innen wissen davon natürlich nichts. Sogar diese Asklepios-Schlange haben sich die Apotheken in ihr Logo geklaut.
Trick 2: Freie Preise
Geben Apotheken ein Arzneimittel auf Rezept ab, bekommen sie ein geregeltes Honorar dafür. Aber bei allen anderen Medikamenten können sie den Preis EINFACH SELBST FESTLEGEN. Und das Rechercheteam deckt auf: Natürlich stellen die Apotheken nur solche Präparate in die Sichtwahl, bei denen sie freie Hand haben. EIN SKANDAL! Und tatsächlich kostet DASSELBE PRÄPARAT in verschiedenen Apotheken unterschiedlich viel. Zwei Versender haben dagegen exakt denselben angeblichen Tiefpreis – eine geheime Kartellabsprache?
Trick 3: Lieferengpässe
Aktuell gibt es fast nirgendswo Fiebersaft und wichtige Antibiotika fehlen? Der erste Verdacht: Die Apotheken verknappen künstlich den Markt, um dann richtig Reibach zu machen. Doch als eine Apothekerin damit konfrontiert wird, lacht sie nur lakonisch und zeigt der versteckten Kamera bereitwillig ihr leeres Lager. Aber dann: In der nächsten Apotheke gibt es tatsächlich noch eine Packung Fiebersaft. Nur: Der Inhaber verkauft es ZUM GANZ NORMALEN LISTENPREIS. Das widerspricht jeder Marktlogik. Arbeiten die Apotheker:innen etwa heimlich am Sturz unseres kapitalistischen Wirtschaftssystems?
Trick 4: Die Rätselfalle
Nachdem der Lockvogel (BESTIMMT VIEL ZU TEUER!!) Arzneimittel gekauft hat, bekommt er zum Abschied noch eine Zeitung. Draußen blättert er sie durch, bleibt beim Kreuzworträtsel hängen. Viel zu schwierig, er kann keine einzige Frage beantworten. Und nur acht Seiten weiter gibt es eine Werbung für ein Nahrungsergänzungsmittel mit Guarana-Koffein für eine bessere Gehirnleistung! Zufall? Wohl kaum! Diese Apotheker:innen schrecken auch vor nichts zurück!
Fazit des GROßEN APOTHEKENTESTS: Apotheker:innen sehen zwar nett aus, sind aber die ruchlosesten Halsabschneider und fiesesten Schurken des gesamten Einzelhandels.
Man muss hier klar betonen, dass die tiefschürfenden Erkenntnisse des Tests, den es in Wirklichkeit gab, erst jetzt folgen:
- Freie Preise können dazu führen, dass sie nicht überall gleich sind
- Wenn bei Testkauf B ein Präparat aus Testkauf A weggelassen wird, ist Testkauf B günstiger
- Kombinationspräparate sind günstiger als zwei Einzelpräparate
- Ibuprofen ist Ibuprofen
- Es gibt Hausmittel gegen eine Erkältung
Der letzte Tipp zu den Hausmitteln könnte allerdings noch tragisch wertvoll werden. Denn die Engpässe in Apotheken werden tatsächlich immer schlimmer. Citalopram ist der nächste Mangelkandidat. Und Apotheker Reinhard Rokitta kann nur feststellen: „Auf uns wollte keiner hören.“
Jetzt müssen die Apotheken da irgendwie durch: Viele geben bestimmte OTC-Medikamente für Kinder grundsätzlich nur noch mit Rezept raus und versuchen, ein paar Packungen für den Notdienst aufzuheben. Der wird für das 3. Quartal übrigens mit 401 Euro vergütet, was den Stress nicht wirklich aufwiegt. Vor allem nicht, wenn dann belästigende Anrufe dazukommen. Dem Telefon einfach den Stecker ziehen – das geht nur in absoluten Ausnahmefällen und auch nicht für lange.
Noch ein paar arbeitsrechtliche Auffrischungen: Ab 2023 müssen Arbeitergeber:innen AU-Scheine selbst abrufen. Und auch die Vorgaben für die Arbeitszeiterfassung hat das Bundesarbeitsgericht in der Begründung seines vielbesprochenen Urteils aus dem September jetzt konkretisiert. Letzter Punkt: Ab Januar gibt es 3 Prozent mehr Geld für die Angestellten in Apotheken.
Im neuen Jahr soll irgendwann auch das E-Rezept verbindlich kommen, mal wieder. Das Bundesgesundheitsministerium stellt hierzu klar, dass Plattformen bei der Übermittlungen E-Rezepten grundsätzlich nicht ausgeschlossen sind , nur eben aus der Telematikinfrastruktur (TI). Ob Token abfotografieren die Zukunft ist, steht auf jenem anderen Blatt, das es eigentlich irgendwann nicht mehr geben soll.
Und überhaupt war es keine gute Plattform-Woche: Der sogenannte Marktplatz von DocMorris verstößt nämlich aus Sicht des Landgerichts Karlsruhe gegen mehrere Vorschriften des Apothekenrechts. Ein booking.com des Apothekenmarktes mit einem großen Player und vielen abhängigen Unternehmen möchten die Richter im Gesundheitsmarkt unbedingt verhindern. Schlaue Richter. Schönes Wochenende!