Ratlose Apothekenkund:innen und lange Listen im Backoffice: In der Elbdeich Apotheke Zollenspieker musste das Team zuletzt fast detektivisch tätig werden. Denn nach dem Aus einer Hausarztpraxis wussten die Kund:innen nicht, wie sie an ihre Patientenakten kommen sollen. Die Situation sei verfahren, sagt Inhaberin Anke Döcke. An diesem Beispiel zeigt sich, was passieren kann, wenn eine Praxis überraschend schließt.
Das Gebiet Vier- und Marschlande gehört noch zu Hamburg, zum Bezirk Bergedorf, ist aber deutlich ländlich geprägt. Dass dort eine Arztpraxis geschlossen wurde, trifft die Patient:innen, weil es überraschend kam. „Die Region ist unterversorgt“, sagt Döcke. Zudem wussten zuletzt viele Kund:innen nicht, wie sie an ihre Patientenakte kommen sollen. Denn telefonisch war der Verordner nicht mehr zu erreichen.
Die Apotheke versuchte zu helfen. Die Angestellten fragte nach und erhielten Döcke zufolge die Antwort, sie sollten die Kontaktdaten sammeln. „Nach zwei Wochen hat der Arzt sich gemeldet und gesagt, dass er die Akten nicht rausgeben kann.“ Zudem hinterließ er einen Kontakt zu einer Praxis in Altona, wo die Informationen abzuholen seien. „Meine lieben Mitarbeiter haben dann die gesamte Liste durchtelefoniert, um den Kunden das auszurichten.“ Insgesamt handelte es sich um fünf DIN-A-4-Seiten.
Doch richtig zufrieden war die Kundschaft mit der Information nicht. Denn sie sollten sich ihre Daten in Altona abholen. Das sei am anderen Ende der Stadt, sagt die Apothekerin. Gerade für ältere, immobile Kund:innen sei dies ein Problem. Dazu kämen die Kosten in Höhe von 30 Cent pro ausgedruckter Seite.
Weil die Praxis überraschend schloss, standen Patient:innen mit Dauermedikation auch ratlos bei neuen Ärzt:innen. Denn ohne Akteneinsicht ist es für neue Mediziner:innen nicht einfach, die korrekten Arzneimittel zu verschreiben. „Sie haben sich auf uns verlassen können, da wir für Stammkunden die Medikation speichern. Wir konnten viele Ärzte unterstützen. Das ist Service vor Ort.“
Was letztlich davon der Apotheke zugutekommt, ist fraglich. Denn Fakt ist, dass der Betrieb einen Verordner verloren hat. Die Auswirkungen seien schwierig zu prognostizieren. „Man kann es Patienten nicht verübeln, wenn sie sich einen neuen Arzt suchen und da eine Apotheke im Haus ist, zu der sie dann gehen.“ Döcke geht davon aus, dass sie am Ende Einbußen haben werde. Die Inhaberin von drei Apotheken blickt jedoch zuversichtlich in die Zukunft: „Wir sind gut aufgestellt und haben uns nie nur auf die Lage verlassen. Wir haben einen ausgesprochen guten Botendienst.“ Das sei im ländlichen Gebiet wichtig.
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