Apotheke im Schwarzwald

Arzt gesucht: „Noch leben wir“

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Berlin -

Der kleine Ort Enzklösterle im Nordschwarzwald hat seit mehr als einem Jahr keine eigene Arztpraxis. Bürgermeisterin Petra Nych sucht hartnäckig nach einer Lösung. Die Apotheke kann sich gerade noch halten. Jetzt haben sich zwei Mediziner vorgestellt, doch offiziellen Angaben zufolge ist die rund 1200 Einwohner große Gemeinde für einen eigenen Arztsitz überversorgt. Jetzt gibt es zwei Bewerber. Die Apothekerin und die Politikerin geben nicht auf.

Früher war alles anders. Vor Jahrzehnten gab es in Enzklösterle mehrere Mediziner. „Bis zum Tod des letzten Arztes hatten wir hier anderthalb Sitze“, sagt Nych. Im Februar 2017 musste die Praxis jedoch schließen. Das sogenannte Witwenquartal war längst abgelaufen und eine Privatärztin eingesprungen. 200 Patienten hatten bis dato noch immer keinen Ersatz gefunden. Auch die Inhaberin der Enztal-Apotheke, deren Betrieb gut lief, befürchtete Einbrüche.

Seitdem engagieren sich Barbara Zeitbös und Nych für einen neuen Mediziner. „Wir brauchen einen Arzt, doch die Situation ist schwierig“, sagt Nych. Einer aktuellen Zählung zufolge ist der Ort mit 110 Prozent überversorgt. Denn die Gemeinde liege im Mittelbereich Bad Wildbach. In der knapp 13 Kilometer entfernten Kurstadt im Landkreis Calw gibt es sieben Allgemeinmediziner und drei Apotheken. „Deshalb bekommen wir von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) keinen eigenen Sitz“, so Nych.

Die Not unter den Bürgern in Enzklösterle sei groß, betont die Ortsvorsteherin. „Die KV-Juristen haben aber einen Sonderbedarf abgelehnt.“ Sie steht seit Langem im Austausch mit den Kassenärzten. „Wir führen intensive Gespräche, die ich auch als positiv bewerte. Letztlich klappt es jedoch nie.“ Wegen eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) sei sie mit zwei Kliniken im Gespräch.

Jetzt haben zwei Allgemeinmediziner Interesse an einer Praxis in Enzklösterle angemeldet. „Wir fordern eine Ausnahmegenehmigung“, sagt Apothekerin Zeitbös. Die Pharmazeutin hofft, dass die Suche nach einem Mediziner endlich ein Ende hat. „Die Situation wird eher schlechter“, sagt sie. In der Apotheke spüre man, dass kein Arzt mehr vor Ort ist. „Das Geschäft ist weniger geworden, noch leben wir.“ Die KV sehe nur die Zahlen, aber nicht die Chance, die Region mit einer ordentlichen Arztversorgung aufzuwerten.

Die Apothekerin ließ sich vor mehr als 20 Jahren in dem baden-württembergischen Ort nieder. Das Team befürchtet, dass die Interessenten nach der Absage der KV abspringen könnten. Zudem werde hinter vorgehaltener Hand gemunkelt, dass im Nachbarort eine Praxis schließen könnte. Dann breche der absolute Notstand aus. Bei Hausbesuchen wenden sich bereits die Kunden an die Apothekenmitarbeiter. „Eine Frau, die im Rollstuhl sitzt, hat unter Tränen erzählt, dass sie allein schon Odysseen durchmachen musste, weil die Arztpraxen im Nachbarort keine Parkplätze vor dem Haus hätten.“

Auch die ehrenamtliche Bürgermeisterin will, dass „die endlose Suche“ bald doch ein Ende hat. Dies sei nicht nur für die Bürger, sondern auch für die Apotheke, die physiotherapeutische Praxis, weitere Geschäfte und das Image des Luftkurortes wichtig. Immerhin kämen jährlich rund 75.000 Besucher in das „Blaubeerdorf“. Die niedergelassenen Ärzte in der Region könnten wegen der Überbelastung teilweise keine neuen Patienten mehr aufnehmen. Diese gingen dann in die Notaufnahme. Nächster Versuch: Die Bürgermeisterin versucht auf Anraten der KV, in Bad Wildbach einen Arzt zu finden, der einen Kollegen einstellt – für eine Zweigpraxis in Enzklösterle. Erste Kontakte mit Medizinern gebe es bereits. „Ich hoffe, dass das unser Weg ist und er funktioniert.“

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