Arzneimittelsicherheit

Medikationsplan nach dem „Konstanzer Modell“

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Berlin -

An intersektoralen Schnittstellen muss die Medikation häufig angepasst werden, was die Sicherheit der Arzneimitteltherapie beeinträchtigen kann. Um dieser Gefährdung vorzubeugen, wurde ein Schnittstellenkonzept mit Entlassungsmedikationsplänen und -beratungsmodulen für weiterbehandelnde Ärzte und Patienten entwickelt.

Bei einem Krankenhausaufenthalt kommt es bei vielen Patienten zu Veränderungen der ursprünglich vom Hausarzt verordneten Medikation. Nach der Entlassung sind aus therapeutischen Gründen oft weitere Umstellungen der Medikamente durch den weiterbehandelnden Hausarzt notwendig. Allerdings kommt es dabei aufgrund von Wissens- und Versorgungslücken häufig auch zu unbeabsichtigten, therapeutisch nicht notwendigen Medikationsumstellungen, die gefährlich für den Patienten sein können.

Die Zahl potenziell gefährdenden Medikationsumstellungen nach der Entlassung lässt sich mit einem modularen Schnittstellenkonzept deutlich verringern. Das ist das Ergebnis einer Studie mit rund 200 Patienten. Im Rahmen der Untersuchung hat Professor Dr. Thilo Bertsche vom Institut für Pharmazie der Universität Leipzig in Kooperation mit dem Klinikum Konstanz und der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg das „Konstanzer Modell“ entwickelt, das diese Gefahr deutlich eindämmen soll.

„In der vorliegenden Studie fanden wir zunächst heraus, dass mindestens jeder zweite Patient im Rahmen der Routineversorgung von potenziell gefährdenden Medikationsumstellungen betroffen war. Daher bestand bei ihnen die Gefahr, dass die therapeutischen Zielsetzungen nach der Entlassung nicht erreicht werden“, sagt Bertsche. Weiterhin habe es bei knapp einem Drittel der Patienten, die nach der Entlassung neu verordnete Arzneimittel benötigten, eine Versorgungslücke gegeben. Neben Kommunikationsdefiziten an den Schnittstellen der Versorgung waren unterschiedliche ärztliche Zuständigkeiten sowie Arzneimittelsortimente Gründe für therapeutisch nicht beabsichtigte Umstellungen.

Mithilfe des entwickelten modularen Schnittstellenkonzept sei es gelungen, den Anteil der Patienten mit potenziell gefährdenden Medikationsumstellungen um 39 Prozent zu reduzieren. 10 Prozent weniger Patienten hatten Versorgungslücken. Die Zahl der besonderen Risikoarzneimittel konnte um 21 Prozent verringert werden.

Die Autoren führen den Erfolg des Konzeptes darauf zurück, dass die Kommunikation zwischen Klinikum, niedergelassenen Ärzten und Apothekern deutlich verbessert wurde. Dies gelang unter anderem durch einen Entlassungsmedikationsplan. Dieser führte neben den ursprünglich angewendeten Medikamenten die nach Entlassung fortzuführenden Arzneimittel auf. Somit seien Medikationsumstellungen für den Patienten und Hausarzt auf einen Blick zu erkennen gewesen. Zudem seien die Patienten bei Bedarf persönlich von einem Stationsapotheker beraten worden. In das Konzept wurden auch Softwarelösungen im Krankenhausinformationssystem einbezogen. Es biete damit auch tragfähige Lösungen zur Umsetzung des aktuell eingeführten E-Health-Gesetzes, heißt es weiter.

Als Stärken des Projektes haben die Autoren die funktionierende interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern hervorgehoben, aber auch den modular konzipierten Ansatz. Dieser habe es erlaubt, bedarfsgerecht auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten zu reagieren. Nach Ansicht der Leiterin der Studie, Claudia Greißing vom Institut für Pharmazie der Universität Leipzig und der Apotheke des Klinikums Konstanz, lassen sich durch das „Konstanzer Modell“ und die darin unter anderem vorgesehene Einbindung des Apothekers die Risiken für den Patienten spürbar senken. „Viele Elemente des Modells werden nun in den Behandlungsalltag am Klinikum Konstanz übernommen“, sagt sie. Das Modell soll laut Bertsche auch auf andere Kliniken übertragbar sein.

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