Arzneimittelmüll

Tavu-Verpackung: „Dümmer geht's nimmer“

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Berlin -

Hier kommt ein Karton – nein zwei, drei … So könnte sich Angela Humbold gefühlt haben, als sie ihre neuen Augentropfen auspackte. Auf Facebook machte die Frau ihrem Ärger über die „unnötige Verpackung“ Luft. Die Augentropfen Tavu (Timolol/Latanoprost) hatten sie regelrecht auf die Palme gebracht. Der Hersteller erklärt, wie es zur Packung in der Packung kommt.

Humbold bekam die Augentropfen zum ersten Mal und schreibt: „Was die treiben, kann ich nur als Müllmaximierung bezeichnen. Eine große Verpackung mit drei kleinen Verpackungen für drei Plastikfläschchen. Mit dem Hinweis, das Fläschchen in der kleinen Verpackung aufzubewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen. Eine undurchsichtige Flasche hätte es auch getan.“ Mit ihrem Post entfachte die Frau eine kleine Diskussion auf Facebook.

Die Meinungen sind gespalten, Jennifer Wehrmann schreibt: „Es sind Augentropfen. Ich lege da schon Wert drauf, dass mein Augenlicht erhalten bleibt. Und so ist es einfach viel hygienischer. Die kleinen Flaschen werden auch solo verkauft und das Umpacken für solche Vorratspacks ist logistisch einfach nochmal eine andere Hausnummer. Und braune Plastikflaschen habe ich noch nie im medizinischen Bereich gesehen“.

Pfizer bestätigt, dass diese Art der Verpackung produktionstechnische Gründe hat. Großpackungen enthalten Einzelpackungen in der entsprechenden Anzahl – also drei oder sechs kleine Kartons im großen Umkarton. So könne man einen „effizienten und flexiblen Ablauf in der Produktion gewährleisten“.

Dennoch ist für Humbold die Anwendung nun umständlicher, denn die bisherigen Tropfen von einem anderen Hersteller hätten „deutlich weniger Verpackung“ gehabt. Aber nicht nur die viele kleinen Kartons regen die Frau auf. Zu allem Ärger und Überfluss sei „auf dem Plastikfläschchen ein gelbes Plastikhäubchen und ein durchsichtiges Häubchen, um das gelbe Häubchen zu schützen“.

„Dümmer geht's nimmer“, schreibt Humbold und will „den Glauben an eine intelligente Menschheit zurück“. Vielleicht hilft die Erklärung des Herstellers, die besagt, dass die äußere undurchsichtige Schutzkappe als Originalitätsverschluss dient und somit „das erstmalige Öffnen der Flasche bestätigt“. Was für Humbold Plastikmüll ist, ist für Pfizer auch ein „Fälschungsschutz“ und kann nach dem Erstgebrauch schließlich entsorgt werden.

Das Plastikmüll auch einen Sinn haben kann, schreibt Poldi-Lump Enstein. Er ist froh über Einzeldosen, auch wenn diese ein „Verpackungsungetüm“ sind. Dennoch macht für den Facebook-Nutzer „der Plastikmüll ausnahmsweise mal Sinn“. Einzeldosen von befeuchtenden Augentropfen könnten mit in den Flieger genommen und untereinander einzeln ausgetauscht werden – seien also hygienischer. Tropfflaschen könne man schließlich nicht tauschen – wie auf einem Rückflug aus China: „Ich selbst hatte keine einfachen Augentropfen zur Befeuchtung aber im Flugzeug so heftig trockene Augen, dass sie schmerzten....da wurde die Packung mit den Einzeldosen unseres Profs freudig entgegen genommen und nicht nur von mir.“

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