Um Fälschungen im Importbereich entgegenzutreten, will eine Gruppe von Apothekern die Lieferanten strenger kontrollieren: Die Deutsche Arbeitsgemeinschaft HIV- und Hepatitis-kompetenter Apotheken (DAH2KA) hat einen Fragebogen entwickelt, den die Apotheker bei verdächtiger Ware an den entsprechenden Lieferanten schicken sollen.
Die HIV-Apotheker sind wegen der hohen Therapiekosten stärker als andere Apotheken auf Importe angewiesen. Doch nach den wiederholt aufgetretenen Fälschungen in diesem Bereich müsse das Vertrauen der Ärzte und Patienten in Importarzneimittel erst wieder aufgebaut werden, sagt Erik Tenberken, Inhaber der Kölner Birken-Apotheken und DAH2KA-Vorstand.
Tenberken hat deshalb einen „Herkunftsicherstellungsbogen“ entwickelt. Der Importeur soll bei dem betroffenen Medikament angeben, wo und für welche Länder das Präparat hergestellt wurde, wie die Ware gelagert wurde und welche Qualitätskontrollen es gibt. Die aus Tenberkens Sicht wichtigste Frage lautet: „Über welche Zwischenhändler gelangte die Ware zu Ihrer Firma?“ Denn wenn die Warenströme nicht nachvollziehbar seien, könne auch für die Sicherheit nicht garantiert werden.
In einem Fall hat Tenberken den Fragebogen schon verschickt. Auf der Packung Telzir (Fosamprenavir) fehlte die Prägung für Charge und Verfall, diese Angaben fanden sich lediglich auf einem Aufkleber. Noch habe er den Bogen nicht vom Reimporteur Orifarm zurück erhalten, so Tenberken.
Gegenüber APOTHEKE ADHOC stellte Orifarm klar, dass es sich „definitiv um ordnungsgemäß gekennzeichnete, verkehrsfähige Originalarzneimittel“ gehandelt habe. Die Kennzeichnung des erwähnten Produktes entspreche den Kennzeichnungsvorschriften sowie der erteilten behördlichen Zulassung. Dies gelte selbstverständlich auch für die aufgebrachten Informationen über Charge und Verfall.
„Natürlich haben wir unverzüglich nach Erhalt des Schreibens die Apotheke kontaktiert, um in Erfahrung zu bringen, ob Telzir dort unter Manipulationsverdacht steht, um gegebenenfalls erforderliche Maßnahmen im Hinblick auf die Gewährleistung der Arzneimittelsicherheit einzuleiten. Ein Manipulationsverdacht konnte allerdings ausgeräumt werden“, so eine Sprecherin.
Grundsätzlich hat man bei Orifarm Verständnis dafür, dass die Manipulationsfälle in der Apothekerschaft zu Verunsicherung geführt hätten. „Deshalb ist es für uns auch jetzt eine Selbstverständlichkeit, diesem Begehren nachzukommen und durch Beantwortung der Fragen für Transparenz und Vertrauen zu sorgen“, so die Sprecherin.
Tenberken zufolge ist der Aufwand vor allem notwendig, um die Kunden zu beruhigen: „Die Patienten wollen keine Importe mehr, doch ich muss sie abgeben.“ Bei Nachfragen will er es nicht belassen: Die Schreiben will er auch an Patienten und Ärzte weitergeben, gegebenenfalls auch an die Kasse des Versicherten.
Die im DAH2KA zusammengeschlossenen Apotheken haben den Fragebogen gestern erhalten. Tenberken rät den Kollegen, bei jeder Unsicherheit eine Anfrage zu starten. Nur so könne das Vertrauen in Importe wieder hergestellt werden.
Im DAH2KA haben sich mehr als 40 Apotheken zusammengeschlossen. Zu den prominenten Mitgliedern zählt Niedersachsens Kammerpräsidentin Magdalene Linz. Sie hatte sich wegen der Fälschungen im Reimportbereich schon an das Bundesgesundheitsministerium (BMG) gewandt.
Von der KKH verlangte Linz außerdem, auf Ausschreibungen von HIV-Präparaten und Rabattverträgen mit Reimporteuren zu verzichten. Die Kasse hat zumindest zugesagt, ihre Ausschreibungspraxis zu überprüfen.
APOTHEKE ADHOC Debatte