Arzneimittelfälschungen

Securpharm: Keine Farbscanner für Apotheken Carolin Bauer, 18.12.2012 15:27 Uhr

Schwarz-weiß genügt: Bei Securpharm sollen keine farbigen Codes zum Einsatz kommen. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Mehrere hundert Apotheken werden im Januar ein neues Datensystem gegen Medikamentenfälschungen testen. Für das Pilotprojekt Securpharm werden die Packungen zusätzlich zur Pharmazentralnummer (PZN) mit einem 2D-Code ausgestattet. Kurz vor dem Start regt sich Kritik, der Code sei nicht fälschungssicher. Securpharm weist die Vorwürfe zurück: Es bestehe keine Gefahr für Verbraucher.

Der Kennzeichnungshersteller 3S Simons Security Systems warnt vor einem fehlenden Fälschungsschutz. Der verwendete Datamatrix-Code könne mit einem herkömmlichen Tintenstrahldrucker nachgebildet werden, sagt Geschäftsführer Rolf Simons. Diese Fälschung könne in der Apotheke nicht erkannt werden, wenn die Packung mit der eigentlichen Seriennummer noch nicht abgegeben wurde. In diesem Fall könnte das Imitat an den Patienten gelangen, so Simons.

Das Unternehmen 3S bietet selbst Sicherheitscodes gegen Fälschungen an. Der Datamatrix-Code müsse mit einem Mikro-Farbcode kombiniert werden, der individuell für jeden Hersteller zugewiesen werden müsse, fordert Simons. Der Farbcode sei mit einem Stabmikroskop identifizierbar.

Die Firma sieht auch eine Gefahr in der Lieferkette und verweist auf die organisierte Kriminalität: Wenn die Medikamente nach der Produktion abgefangen und die Codes gefälscht werden, kann die Sicherheit Simons zufolge nicht gewährleistet sein.

„Das ist eine abenteuerliche Geschichte“, so Dr. Reinhard Hoferichter von Securpharm. „Da werden falsche Dinge behauptet.“ Der geplante 2D-Code sei für legale Vertriebswege konzipiert und funktioniere: Zwar könne der Code kopiert werden, doch darin sei die individuelle Seriennummmer des Arzneimittels nicht vorhanden. Das heißt: Der Code wird nach der ersten Abgabe gesperrt; weder eine weitere Kopie noch das Original wären dann noch zu verwerten.

Bis Januar sollen sich etwa 25 Hersteller an dem Pilotprojekt beteiligen. Die Unternehmen weisen die Medikamente nach der Produktion mit einer individuellen Seriennummer aus, die in der Codierung enthalten ist. Weitere Daten sind die PZN, Verfallsdatum und Chargennummer. Bis zum Ablauf des Piloten Ende März sollen mehr als zwei Millionen Packungen im Umlauf sein.

Die Hersteller können sich die Codierung von zwei Stellen liefern lassen. Neben der Informationsstelle für Arzneimittelspezialitäten (IFA) stellt den Datamatrix-Code auch das weltweit tätige Unternehnehmen GS1 her. Durch die zwei Anbieter solle Securpharm unabhängig und wettbewerbsfähig werden, so Hoferichter.

In den teilnehmenden Apotheken werden die Mitarbeiter die Packungen in einem zweiten Scanvorgang auf Fälschungen prüfen. Dazu wird die vorhandene Seriennummer in einer Apotheken- sowie einer Herstellerdatenbank abgeglichen. Wie viele Pharmazeuten sich an dem Pilotprojekt beteiligen ist bislang noch unklar. Die beteiligten fünf Softwarehäuser sollen für insgesamt acht Produktlinien je 50 Apotheken beisteuern.