Rabattverträge

Arzneimittel anderer Firma mitgegeben: „Ein Saftladen ist das hier!” Anja Alchemilla, 05.08.2018 08:01 Uhr

Berlin - 

Die Sommerhitze sorgt bei so manchem für schlechte Laune. Trotzdem muss man sich in der Apotheke nicht alles gefallen lassen. Kunden, die den Bogen überspannen, bekommen bei Anja Alchemilla Hausverbot.

„Boooah! In was für einer Statistik lebt denn die Frau?“ Arife, die PKA, schimpft lauthals vor sich hin. Anja Alchemilla schaut aus dem Büro. „Ist alles gut bei dir? Kann ich irgendwie behilflich sein?“
„Ich habe in der Hauptapotheke Ibuflam 600mg 50 Stück angefordert. Die haben da 25 Stück rumliegen und wir brauchen im Schnitt fünf Packungen die Woche. Weißt Du, wie viel wir heute von denen bekommen haben? Zwei. Die spinnen doch!“

Anja weiß, dass nicht immer alles glatt läuft mit dem Warenaustausch zwischen Hauptapotheke und Filiale – aber Arife ist eigentlich ein Sonnenschein und normalerweise nicht gleich auf 180. „Ist sonst noch was mit dir? Du wirkst so grantig heute.“ „Weißt du, ich glaube die Sonne und die Hitze schlägt den Kunden auf die Laune. Ich muss mich am Telefon ständig anranzen lassen. Vorhin hab ich nur einen Anrufer gefragt, ob die telefonische Vorbestellung auf Privat- oder Kassenrezept gebucht werden soll, da sagt er, dass mich das nichts angeht und legt auf. Und die Mädels vorne haben heute auch keinen Spaß.“

Als Anja mit ihrer Büroarbeit fertig ist, unterstützt sie die beiden PTA in der Offizin. Sie merkt schnell, dass Arife Recht hat. Die Kunden sind tatsächlich zum Großteil gereizt und betreten bereits genervt die Apotheke. Gerade hat ihre Kollegin Sabrina einen besonders lauten und unfreundlichen Herren vor sich.

„Das ist ja typisch, dass Sie mir wieder mal eine andere Firma mitgeben wollen. Immer tauschen Sie was von den Medikamenten aus, wenn ich herkomme. Ein Saftladen ist das hier. Sie sind auch zu blöd, um sich mal zu merken, dass ich das nicht will. Geben Sie her, ich kann Sie nicht leiden. Ich will lieber zu ihrer blonden Kollegin, von Brünetten lass ich mich sowieso nicht bedienen.“ Er greift über den HV-Tisch, reißt Sabrina das Rezept aus der Hand und reicht es zu Anja rüber. Die lächelt den Kunden an, nimmt das Rezept aber nicht entgegen und antwortet ruhig: „Wenn Sie mit dem Austausch des Rabattarzneimittels nicht einverstanden sind, dann klären Sie das bitte in der Arztpraxis. In diesem Fall kann der Arzt Ihnen ein Aut-idem-Kreuz auf das Rezept setzen. Das dürfen Sie dann auch gerne in einer anderen Apotheke einlösen. Ich lasse meine Mitarbeiterinnen nicht von Ihnen beleidigen.“

Der Mann verlässt schimpfend die Apotheke, prophezeit aber eine schlechte Bewertung bei Facebook zu schreiben und eine Anzeige bei der vorgesetzten Stelle aufzugeben. Als er endlich hinaus gestürmt ist, muss Anja die PTA Sabrina erst einmal wieder seelisch und moralisch aufbauen. Selbst wenn man sich außerhalb der gut klimatisierten Apotheke vorkommt wie in der Sauna, ist ein solches Auftreten nicht gerechtfertigt.

Zum Trost und zur Beruhigung schickt sie Arife zum nahen Eiscafé, um eine Runde Eis für das Team zu besorgen. „Hoffentlich kühlt es draußen bald wieder ab, dann sind die Gemüter der Kundschaft nicht mehr derart überhitzt“, denkt sie sich und schaut auf den Wetterbericht. „Glutofen Deutschland – der Sommer wird heiß“ steht in der Überschrift. Das kann ja noch heiter werden...