Beratungstest

ARD testet Apotheken Nadine Tröbitscher, 03.11.2016 14:58 Uhr

Berlin - 

„Bei Risiken und Nebenwirkungen fragen sie Ihren Arzt oder Apotheker.“ Im Oktober hat das ARD-Magazin „W wie Wissen“ Apotheken getestet. Vor laufender Kamera wurden drei Fallbeispiele durchgespielt: Die Mitarbeiter sollten Wechselwirkungen erkennen und korrekt zu Aspirin beraten. Das Ergebnis: Apotheken nehmen ihre Aufgabe ernst und können menschliche Fehleinschätzungen dank der Technik ausgleichen.

Welche riskanten Kombinationen der Test beinhaltete, wurde im Beitrag nicht verraten. Die Packungen sahen nach Ramipril, L-Thyoxin, Ibuprofen und Pantoprazol aus. Die unbedenkliche Wirkstoffkombination wurde von allen vier Apotheken abgegeben. Tückisch waren die Wechselwirkungen bei einer anderen Kombination: Ein Apotheker hätte die Produkte fast beliefert, nach Eingeben der Wirkstoffe in den Computer aber die Wechselwirkung doch noch erkannt. Wenn die menschliche Einschätzung fehlerbehaftet sei, könne die Technik helfen, so das Fazit. Apotheker seien schließlich auch nur Menschen. Eine Apothekerin war sich trotz doppelter Absicherung unsicher.

Apotheker wüssten um ihre Verantwortung und fühlten sich der Beratung verpflichtet. Kunden entschieden sich aber auch dagegen. Einige fühlten sich ausgefragt und nähmen das Angebot der Beratung nicht an. Die Hürde des Monopräparates mit Acetylsalicylsäure nahmen alle Apotheker: Die W-Fragen wurden alle gestellt, mögliche Wechselwirkungen abgeklärt. Test bestanden.

Den Medikationsplan fanden die Apotheker hilfreich und begrüßten die Entscheidung. Apotheken könnten so Wechselwirkungen aufdecken. Wenn Rezepte in unterschiedlichen Apotheken eingelöst wurden, habe man bislang nicht gewusst, welche Medikamente der Kunde einnehme. Kauften Kunden ihr Ibuprofen und den Blutdrucksenker an unterschiedlichen Orten, konnte trotz Nachfragen das Risiko von Medikationsfehlern nicht immer ausgeschlossen sein.

Kürzlich testete das NDR-Verbrauchermagazin „Markt“ Apotheken. Mit versteckter Kamera besuchte eine Testkundin zehn Apotheken und ließ sich zu Erkältungsmitteln beraten. Fazit dieses Beitrags: Apotheker sind Abzocker, die ihren Patienten unnötige Medikamente aufschwatzen. Der Pharmakologe Professor Dr. Gerd Glaeske gibt seine Empfehlung zu Medikamenten gegen Erkältungssymptome.

In fünf der getesteten Apotheken wurden der Kundin Medikamente für mehr als 20 Euro angeboten. In einer Apotheke lag der Gesamtpreis bei 32,25 Euro; dafür gab es ein Halsspray, Schmerzmittel, Bronchicum akut und Sinupret. Das sei zu viel, sagt Glaeske: „Diese Vielfalt von Arzneimitteln brauchen Sie nicht.“ Die Menge deute darauf hin, dass der Apotheker den Umsatz im Blick habe – und nicht, welche Mittel wirklich nötig seien. Denn laut Glaeske genügen Schmerzmittel und ein Nasenspray bei Erkältungen.

In mehreren Apotheken wurden Mittel zur Immunstärkung angeboten; Orthomol immun und Imupret. Doch das Immunsystem könne mit der Ernährung und dem Lebensstil unterstützt werden, nicht aber mit Arzneimitteln gestärkt werden, so Glaeske. Zu Imupret sagte eine Apothekerin im Test, dass die Kundin die Packungsbeilage ignorieren solle. Statt einiger Tropfen empfehle sie, einen Löffel des Mittels einzunehmen. Bei der ABDA konnte man sich diese abweichenden Dosierungsangaben nicht erklären.

In einer Apotheke wurde der Kundin ausschließlich das homöopathische Mittel Gripp-Heel empfohlen. Das helfe gegen alles, auch die Ursachen, so die Apothekerin. Der Preis für das Präparat war mit 9,97 Euro moderat. Glaeske bemängelte die Homöopathie im Bereich Erkältungen: „Sie wirkt nicht besser als Placebo.“