Apothekerlob trotz Millionenverlust Janina Rauers, 01.03.2012 08:38 Uhr
Die Reaktionen auf die Vereinbarungen zur neuen Hilfstaxe lassen aufhorchen: Nach dem Verband der zytostatikaherstellenden Apotheker (VZA) lobt auch Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), die neuen Vergütungsregelungen für die Herstellung von Sterilrezepturen – obwohl die Abschläge für die Apotheken steigen und die Einsparungen für die Kassen je nach Rechnung zwischen 70 und 90 Millionen Euro liegen. Ein Widerspruch, der bei näherem Hinsehen an Logik gewinnt.
Zunächst einmal gelten die höheren Abschläge nicht für alle Sterilrezepturen: Bei Zytostatika-Lösungen etwa steigt der Abschlag nur für generische Wirkstoffe von 10 auf 25 Prozent; bei patentgeschützten gilt nach wie vor ein Abschlag von 1 Prozent. Der sogenannte Arbeitspreis, der pauschale Zuschlag pro Rezeptur, wird dagegen für jede zytostatikahaltige parenterale Zubereitung von 69 auf 79 Euro erhöht; für Lösungen mit monoklonalen Antikörpern gibt es weiterhin 67 Euro.
Die Apothekenverkaufspreise für Zytostatika-Lösungen reichen von weniger als 100 Euro bis hin zu vierstelligen Beträgen, Schätzungen zufolge kostet eine durchschnittliche Rezeptur rund 200 Euro. Rein rechnerisch würden die höheren Abschläge das Plus bei den Arbeitspreisen auffressen, kritisieren einige Zyto-Apotheker.
In dieser Rechnung fehlt allerdings ein wichtiger Faktor: Die Einkaufspreise der Apotheken sind nicht fix, stattdessen dürfen die Pharmazeuten seit 2010 Rabatte mit den Herstellern frei verhandeln. Dass zumindest der prozentuale Abschlag bei den Verhandlungen geltend gemacht wird, dürfte auch bei kleineren Zyto-Apotheken keine Seltenheit sein. Wer es schafft, die neuen Abschläge in voller Höhe an die Hersteller weiterzugegeben, profitiert eindeutig von dem erhöhten Arbeitspreis.
Genaue Zahlen sind natürlich ein gut gehütetes Geheimnis. Die Kassen allerdings dürfen Einsicht in die Abrechnungen der Apotheker verlangen. Und wittern Sparpotential, das weit über die neue Hilfstaxe hinausgeht: Für Dr. Antje Haas, Leiterin der Abteilung Arzneimittel beim GKV-Spitzenverband, ist die ab morgen geltende Vereinbarung nur ein erster Schritt: „Auf diesem Erfolg werden wir uns keineswegs ausruhen.“ Künftig werde man unter anderem die Möglichkeit von Preisabfragen weiter nutzen.
Gleichzeitig sei die neue Hilfstaxe aber auch ein Gewinn für die Apotheker – schließlich schöpften diese durch die Erhöhung der Arbeitspreise gemessen an Verordnungszahlen für 2011 insgesamt 23 Millionen Euro ab, argumentieren die Kassen.
Und auch Becker betont die gestiegenen Arbeitspreise – auch wenn die Höhe noch nicht ausreichend sei: „Es ist richtig, dass auch die Zytostatika herstellenden Apotheker stärker nach Leistung als nach Wareneinsatz honoriert werden.“ Positiv bewertet Becker zudem die verbesserte Rechtssicherheit bei der Abrechnung von Verwürfen.