Arzneimittel-Tüten in Niedersachsen APOTHEKE ADHOC, 19.11.2013 15:24 Uhr
Die Apothekerkammer Niedersachsen startet ein Projekt zur Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS). Ab Dezember führen ausgewählte Apotheken umfangreiche Medikationschecks bei ihren Kunden durch. Die Kammer hat dazu das Modell „Athina“ (für: Arzneimitteltherapiesicherheit in Apotheken) der Apothekerkammer Nordrhein übernommen.
Ziel von „Athina“ ist es, Fehler bei der Medikation aufzudecken und künftig zu verhindern. Teilnehmende Kunden erhalten dabei eine „AMTS-Tüte“, in der sie alle ihre Medikamente zu einem vereinbarten Termin mit in die Apotheke bringen. Die Kammer hat dazu die „Arznei-Sicherheitstüte“ übernommen, die von der bayerischen Apothekerin Margit Schlenk erfunden wurde.
Die Apotheker kontrollieren dann die Dosierung, Einnahme, Compliance, mögliche Interaktionen und Kontraindikationen. Anschließend wird EDV-gestützt ein Medikationsplan erstellt – inklusive aller OTC und Nahrungsergänzungsmittel.
Wie in Nordrhein werden die Apotheken von Tutoren der Kammer unterstützt. In Niedersachsen soll die Dienstleistung der Apotheke grundsätzlich honoriert werden, Details werden noch geklärt.
In Niedersachsen können zunächst nur Apotheken teilnehmen, die bei der Kammer schon ein Seminar zum Thema Medikationsmanagement teilgenommen haben. Bei diesen Seminaren mit zwei Medizinern wurde unter anderem eine Faxvorlage für Rückfragen an die Arztpraxen erarbeitet.
Denn der Erfolg des Projekts hängt auch von der Zusammenarbeit mit den Medizinern ab. Teilnehmende Apotheken sollen daher frühzeitig Kontakt zu den umliegenden Praxen suchen und sie auf entsprechende Rückfragen vorbereiten.
Aktuell läuft die Qualifikation der Apotheker für „Athina“. Auch hierzu bietet die Kammer Seminare an. Im Dezember soll es losgehen, zunächst für vier Monate. Die erhobenen Daten für die Versorgungsforschung sollen zusammen mit denen aus Nordrhein ausgewertet werden.
Die Apotheker wollen beweisen, dass sich mit Arzneimittelchecks hohe Kosten im Gesundheitswesen vermeiden lassen. So würden allein die Folgekosten aufgrund mangelnder Therapietreue auf knapp 13 Milliarden Euro geschätzt.