Über die Feiertage ging es los: In einigen Heimen konnten die ersten Corona-Impfstoffe an die Bewohner verabreicht werden. Mit von der Partie war auch Apothekerin Ute Simon aus der Apotheke am Teichplatz in Prüm. Ihre Eindrücke vom Impfstart sind gemischt: Ohne das persönliche Engagement und die Flexibilität von ihr und einigen Kolleginnen vor Ort wäre die Aktion am Sonntag vermutlich im Chaos geendet.
Der Einsatz des mobilen Impfteams wurde recht kurzfristig auf die Beine gestellt. „Keiner wusste genau, wann es losgeht“, berichtet Simon. Am Freitag kam eine Mail mit den ersten Informationen: Drei Heime hatten sich angemeldet, 400 Dosen sollten insgesamt vorbereitet und appliziert werden. Dafür vorgesehen: zwei Apothekerinnen. Am Samstag folgte dann der Anruf: Sonntagmorgen sollte der Impfstoff in Koblenz abgeholt und in Hillesheim weiterverarbeitet werden. Um 10 Uhr sollte der erste Patient bereits geimpft sein.
Doch in der Eifel herrschte über die Feiertage klassisches Winterwetter: Schnee, Kälte und glatte Straßen – gute 1,5 Stunden hätte die Fahrt nach Koblenz gedauert. „Das hätte am Sonntagmorgen niemals bis 10 Uhr funktioniert“, meint Simon. „Es war also sinnvoll, den Impfstoff schon am Samstag zu holen, damit die Ware pünktlich da ist und wir am Sonntag direkt loslegen können.“
Schließlich setzte sich die Apothekerin noch am Samstagabend ins Auto und nahm die drei Stunden Fahrt in Kauf. „Das ist typisches Apotheker-Denken – besser ich habe die Ware bei mir im Kühlschrank, als so einen Stress am Sonntag zu haben.“ Glücklicherweise hat die Apothekerin eine „Riesengefriertruhe“ zu Hause und kann die Kühlboxen entsprechend herunterkühlen und ordnungsgemäß aufbewahren. Somit war der Impfstoff für den kommenden Tag schon mal gesichert.
Doch das sollte nicht die einzige Herausforderung bleiben. „Es waren fünf impfende Ärzte eingeplant und nur zwei Apotheker – das wäre sportlich geworden“, meint Simon. Kurzerhand wurde also in der Whatsapp-Gruppe nach Unterstützung gesucht. Eine weitere Kollegin aus Simons Apotheke meldet sich, ebenso wie eine 70-jährige Kollegin, die bereits im Ruhestand ist. „Das war alles sehr spontan und zudem an den Feiertagen – dennoch hat die Organisation unter den Apotheken vor Ort wieder einmal super funktioniert.“
Am Sonntag wurden die Teams dann auf zwei Heime verteilt. Während das eine Heim gut vorbereitet war, musste sich im anderen Heim erneut selbst organisiert werden. „Die Planung war von gut bis schrecklich“, meint Simon. „Wir sollten uns in den Publikumsverkehr der Cafeteria setzen – nicht gerade die besten Voraussetzungen für aseptisches Arbeiten.“ Um ordnungsgemäß arbeiten zu können, wurde von den Apothekerinnen zunächst ein Abstellraum leergeräumt und gesäubert. Trotz aller Hürden hatte jede Apothekerin bis 12 Uhr ihre 100 Impfdosen vorbereitet.
„Die Kommunikation hat einfach nicht funktioniert – das Heim wusste zunächst nicht mal, dass Apotheker dabei sein würden und welche Aufgabe wir dabei haben.“ Das findet Simon besonders bitter, denn erste Berichte über Fehler bei der Vorbereitung hätten bereits gezeigt, wie wichtig die Arbeit sei – hinzu komme der private Einsatz. „Hätten wir uns auf das verlassen, was von offizieller Seite kam, hätte es definitiv nicht geklappt.“ Das hätten nach dem Tag auch die beteiligten Heime und Ärzte gemerkt, erklärt Simon.
Die spontane Organisation sei nur deshalb so gut gelaufen, weil man es als Apothekerin gewohnt sei kurzfristig nach Lösungen zu suchen. „Das ist doch unser tägliches Brot in der Offizin“, meint Simon. Ob bei Lieferengpässen oder wenn der Großhandel nicht liefern kann – „man versucht, irgendwie zum Wohle des Patienten zu handeln.“ Simon ist beeindruckt vom privaten Engagement ihrer Kolleginnen. „Schließlich haben sie ganz spontan ihr Weihnachts-Wochenende ‚geopfert ‘“, meint sie. „Ein Dankeschön seitens Heim und das gute Gefühl 400 Menschen froh zu machen – das bleibt die Erinnerung des Tages.“
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