Kundenzeitschriften

Apothekerin will Umschau für 1 Euro verkaufen

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Berlin -

Alle 14 Tage kommen mehr Kunden in die Apotheke als an anderen Tagen. Ab dem 1. und 15. jeden Monats bieten die meisten Apotheken kostenlose Exemplare der Apotheken Umschau an. Besonders begehrt sind die Hefte mit Rätselteil und TV-Programm. Nicht selten verlangen auch „Kunden“ die Umschau, ohne in der Apotheke einzukaufen. Dem will jetzt Apothekerin Elke Ziller von der Raphael-Apotheke in Speyer einen Riegel vorschieben. Sie plant, die Zeitschrift an solche Besucher nicht mehr zu verschenken. Man kann diese für einen Euro kaufen.

„Diese Hefte muss jede Apotheke beim Wort & Bild Verlag kaufen = bezahlen“, steht auf ihrer Facebook-Seite zu lesen. „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir diese Hefte nicht weiterhin einfach so verschenken. Wenn Sie bei uns nichts anderes kaufen möchten, können Sie die Umschau gerne gegen eine Gebühr von einem Euro erhalten.“ Von diesem Betrag will Ziller 20 Cent an ein Kinderdorf in Haiti spenden. Der Rest decke die eigenen Kosten.

Ob Ziller den Plan in die Tat umsetzt, hat sie noch nicht entschieden. Vielleicht werde sie ihre Kunden auch nur mit einem gut sichtbaren Hinweis in der Apotheke darauf hinweisen, dass sie als Apothekerin die Umschau bezahlen muss. Seit Langem ärgert sich Ziller, dass immer wieder Kunden in ihrer Apotheke nach der Umschau verlangen, ohne einzukaufen: „Das sind meistens dieselben Personen, zehn bis 15 jedes Mal. Das nervt“, so Ziller.

Mit TV- und Radiowerbung weckt der Wort & Bild Verlag alle 14 Tage bei den Apothekenkunden das Bedürfnis nach der Umschau. Als sie zuletzt einer Kundin die Zusammenhänge erklärt habe, habe diese „entsetzt“ reagiert und das Geschäftsmodell als „Unverschämtheit“ kritisiert, berichtet Ziller. Das sieht die Apothekerin nicht so. Sie hat jeweils 150 Exemplare mit Rätselteil bestellt – für 80 Cent das Stück. Abbestellen will sie das Heft nicht.

An das Kinderdorf in Haiti spenden will Ziller jeweils 20 Cent, weil sie aus ihrer Zeit in Landau dazu einen engen Kontakt hat: Der Pastor der dortigen Kirchengemeinde unterhalte den Kontakt zum Kinderdorf. Daher wisse sie, dass Spendengelder dort benötigt und sinnvoll eingesetzt würden.

In Baierbrunn sieht man Zillers Reaktion als einen absoluten Ausnahmefall: „99,999 Prozent unserer Kunden geben die Apotheken Umschau kostenlos an ihre Kunden ab, denn laut einer neuen Studie von GfK gibt der regelmäßige Leser der Apotheken Umschau pro Monat 17,80 Euro mehr in der Apotheke aus als der Nicht-Leser“, so Verlagssprecherin Gudrun Kreutner. Der Verlag versteht die Umschau als Kundenbindungsinstrument.

Nach der GfK-Studie von November 2017 geben Nicht-Leser der Apotheken Umschau durchschnittlich pro Monat in der Apotheke 20,40 Euro für OTC-Präparate, Nahrungsergänzungsmittel, Kosmetik und Hautpflegemittel, Produkte zur Zahnhygiene/-pflege sowie andere Produkte aus, ­ regelmäßige Umschau-Leser hingegen 38,20 Euro. „Apothekenkunden, die regelmäßig die Apotheken Umschau lesen, geben in der Apotheke jeden Monat 87 Prozent mehr aus als Nicht-Leser der Apotheken Umschau“, wirbt der Wort & Bild Verlag für sein Heft.

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