Apothekerin: „Und plötzlich war der Krieg ganz nah“ Carolin Ciulli, 19.04.2022 14:53 Uhr
Seit einer Woche ist Michaela Spöttl in Rumänien. Die Apothekerin hilft im Auftrag der Organisation Apotheker ohne Grenzen (AoG) vom Nachbarland der Ukraine aus, Hilfsgüter für die Kriegsregion zu beschaffen. Als sie in einem Lager einen Jungen mit seinem Vater aus Kiew trifft, ist die erfahrene Pharmazeutin sehr berührt.
Das Osterwochenende verbrachte Spöttl im rumänischen Cluj. Vor den Feiertagen war sie unter anderem damit beschäftigt, Bestelllisten zu bearbeiten. Sie seien auf Ukrainisch, Deutsch, Englisch oder Rumänisch verfasst, sagt die Inhaberin der Sonnen-Apotheke in Kressbronn, die sich zwei Wochen Auszeit nahm, um vor Ort zu helfen. Auch die Namen, Mengenangaben und Dosen der Arzneimittel seien entsprechend unterschiedlich.
Schwierige Identifikation von Arzneimitteln
„Da hatte ich einen Namen, der sowohl ein Desinfektionsmittel hätte sein können, als auch eine Infusion oder ein Hustensaft“, sagt sie. Über den Inhalt der Lösung sei sie auf das korrekte Produkt gekommen. Die Nachforschungen seien manchmal schwierig, aber die Arbeit lohne sich in jedem Fall: „Die Dinge werden so dringend benötigt und wir lernen auch jeden Tag dazu.“
AoG ist über mehrere Mitglieder in verschiedenen Nachbarländern der Ukraine aktiv, um die Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhäuser vor Ort, mit Arzneimitteln zu unterstützen. Spöttl besuchte etwa einen Logistiker, der gerade zwei Lkw belud. Bereits zwölf Laster seien bereits von dort in die Ukraine aufgebrochen.
Bewegende Begegnungen mit Helfer:innen
„Und plötzlich war dann am späten Nachmittag der Krieg ganz nah“, sagt sie. Denn in dem Lager traf sie einen Mann aus der Ukraine, der mit seinem Sohn in Rumänien war, um beim Beladen zu helfen. „Die Begegnung mit Sascha und den vielen ukrainischen Helfern hat mich sehr berührt und spornt mich an, mich intensiv mit den Bestelllisten zu beschäftigen.“
Abends findet die Apothekerin noch Zeit, die neue Umgebung auf sich wirken zu lassen – wie bei einem Spaziergang in Cluj. „Es gibt auch schöne Momente.“
Viele Apothekenteams möchten den Menschen in der Ukraine und den vielen Flüchtlingen irgendwie helfen. Apotheker ohne Grenzen (AoG) hat eine Spendenaktion ins Leben gerufen, um die Versorgung mit dringend benötigten Medikamenten zu ermöglichen.
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