Elwira Mychajlenko hat die Spindel-Apotheke in Hof im September wiedereröffnet. Da sie die Neupreise für Apotheken-Software für zu hoch hält, sucht die Apothekerin nach gebrauchten Lizenzen von Awinta. Sie erhofft sich dadurch einen finanziellen Vorteil. Doch das dürfte schwer werden.
Rund sechs Monate war die Spindel-Apotheke geschlossen, nachdem der Vorbesitzer Wolfgang Fickenscher im Februar 2017 bei einem Lawinenunglück in Österreich ums Leben gekommen ist. Als er starb, kümmerte sich Sohn Wolf Fickenscher, der im Landkreis Kulmbach ebenfalls eine Apotheke betreibt, um die Abwicklung. Die Niederlassung des Vaters in Hof zu übernehmen, war für ihn keine Option. Das Ende der Spindel-Apotheke schien besiegelt.
Erst eine Anzeige auf der Kammerhomepage leitete die Wende ein. Mychajlenko, die zu dem Zeitpunkt in Bremerhaven als angestellte Apothekerin gearbeitet hat, las die Annonce und meldete sich daraufhin umgehend bei der Vermieterin des Hauses. Denn es war nicht nur der Traum der gebürtigen Ukrainerin, eine eigene Apotheke zu führen. Der Standort war für sie auch aus privaten Gründen attraktiv: Ihr Lebensgefährte lebt in der oberfränkischen Stadt.
Für die Apothekerin hieß es aber, praktisch bei Null anzufangen. Die Mitarbeiter haben längst neue Jobs und die Kunden eine andere Stammapotheke gefunden. Ein Pflegeheim, das die Spindel-Apotheke ehemals beliefert hat, hat sich ebenfalls einen Ersatz gesucht. „Es ist wirklich eine große Herausforderung, eine Apotheke nach einer monatelanger Schließung wiederzueröffnen“, sagt die 34-Jährige. „Da hat man noch nichts verdient und alle kommen und wollen Geld, und zwar unvorstellbar viel.“
Einer der größeren Posten sei die Apotheken-Software. Schnell hat sich Mychajlenko für die Prokas-Software von Awinta entschieden. Zwar hatte sie Termine mit Vertretern anderer EDV-Häuser vereinbart, doch der Awinta-Außendienstler habe sie überzeugt. „Ich habe mich begeistern lassen“, gibt die Apothekerin zu, zumal sie schon früher mit dem System gearbeitet hat. Anderen Software-Anbietern habe sie abgesagt.
„Als ich dann erfahren habe, dass der Preis für zehn Jahre bei rund 30.000 Euro liegt, habe ich schon schlucken müssen“, sagt Mychajlenko. Deshalb hat sich die Apothekerin dazu entschlossen, die Software zunächst zu mieten und in der Zwischenzeit nach gebrauchten Lizenzen zu suchen. „In der Vergangenheit habe ich immer wieder Anzeigen gesehen, in denen Apotheker gebrauchte Lizenzen und Hardware angeboten haben“, behauptet sie. Von dem Kauf einer gebrauchten Lizenz erhofft sich die Apothekerin eine empfindliche Ersparnis.
„Das wird so wohl nicht funktionieren“, dämpft Lars Polap, Vorstand des Bundesverbands deutscher Apothekensoftwarehäuser (ADAS), ihre Erwartungen. In der Regel seien Nutzungslizenzen apothekengebunden und könnten nicht beliebig weitergereicht werden. Es gebe zwar Situationen, in denen im Falle einer Übernahme der Nachfolger in den bestehenden Vertrag des Vorgängers einsteigt. Dies geschehe aber mit dem Wissen und Einverständnis des EDV-Hauses. Erhebliche finanzielle Vorteile seien eher nicht zu erwarten, wenn die gleiche Leistung erbracht wird.
Polap betonte zudem eindringlich, dass eine Apotheken-Software-Lösung nie ohne einen Wartungs- oder Aktualisierungsvertrag auskommt. „Die Apotheke muss ja schnell und hochfrequent mit Updates und aktuellen Daten versorgt werden“, sagte er.
Awinta wollte sich auf Anfrage nicht äußern, ob es möglich ist, gebrauchte Software-Lizenzen des Anbieters zu erwerben. Ein Sprecher teilte lediglich mit, dass die Apothekerin sich an das Unternehmen wenden soll, damit man in einem persönlichen Gespräch eine Lösung finden könne.
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