Apothekerin liefert kostenlos Masken aus APOTHEKE ADHOC, 25.12.2020 09:29 Uhr
Wie so viele wird auch die Rosen-Apotheke in Cottbus wohl keinen Cent an der kostenlosen Verteilung von FFP2-Masken verdienen – sondern im Gegenteil noch drauflegen. Doch statt sich zu weigern, hat Inhaberin Hannelore Sanderhoff besonders viel Engagement an den Tag gelegt: Sie hat die Masken von sich aus an über 1000 Stammkunden ausgeliefert und verschickt. Das half nicht nur, den Ansturm in der Offizin zu verringern, sondern war auch beste Imagearbeit für die Apotheke vor Ort.
Sanderhoffs Apotheke forderte ihre über 60-jährigen Stammkunden seit vergangener Woche auf, ausgerechnet bei ihr nicht in die Offizin zu kommen, um kostenlose Masken abzuholen. Denn das brauchten sie gar nicht. Die Rosen-Apotheke hat sie nämlich selbst ausgeliefert oder ihnen per Post geschickt.
„Die Leute kommen alle vor Weihnachten und wollen ihre Masken. Wir sind aber im Lockdown und ich empfinde es als Widerspruch, dass einerseits Einzelhandelsgeschäfte schließen müssen, wir aber andererseits 300 Kunden zusätzlich im Verkaufsraum haben sollen“, erzählt Sanderhoff. „Außerdem wollten wir etwas Stress aus der Situation nehmen, denn gerade bei Stammkunden kommt ja doch manchmal am HV noch ein Gespräch zustande und dafür hatten wir leider nicht genug Zeit. Deshalb bin ich relativ schnell auf die Idee gekommen, die Masken auszuliefern.“
Die Auswahl erfolgte dabei primär über das Alter der Stammkunden in der Kartei: Jeder über 60 erhielt eine Packung. Darüber hinaus erhielten nach Kenntnis einige weitere Stammkunden, die beispielsweise an Diabetes leiden oder immunsupprimierende Arzneimittel erhalten, eine Packung zugesendet. „Wir sind aber nicht alle Patientengruppen durchgegangen, sondern haben nur ein paar Risikogruppen herausgefischt.“
Die Masken hatten die Patienten dann im Briefkasten. „Wir haben uns da einen jungen Mann zu Hilfe genommen, der die am Mittwch und Donnerstag hier im Wohngebiet ausgeteilt hat“, erklärt die Inhaberin. „Viele haben wir aber auch per Post verschickt.“ Dazu habe sie Flyer drucken lassen, die den Paketen beigelegt wurden, und sowohl über die richtige Handhabung als auch den weiteren Verlauf der Maskenverteilung ab Januar aufklären.
Ein besonders hohes Kundenaufkommen habe sie ab Dienstag dennoch gehabt – und auch nicht an alle Kunden abgegeben. „Wir sind eine Apotheke in einem Wohngebiet mit verhältnismäßig wenigen Ärzten, die meisten Anwohner gehen zu Arzthäusern in anderen Teilen der Stadt“, erklärt Sanderhoff. „Deshalb deckt mein Rezeptvolumen nicht die Zahl der Masken. Ich habe mich schon darauf eingestellt, dass ich ungefähr doppelt so viele Masken abgeben werde wie ich auf Grundlage der Kalkulation meiner Rx-Packungen bezahlt bekomme.“ Das heiße aber auch: Irgendwo muss es eine Grenze geben. Sanderhoff gibt deshalb nur an Kunden ab, die in ihrem Einzugsgebiet wohnen. „Bei Kunden aus anderen Stadtteilen haben wir dann gesagt, dass es uns leidtut, aber wir erst einmal das Wohngebiet hier beliefern müssen.“
Dass Sanderhoff sich mit der Auslieferung der Masken nochmal extra ins Zeug legte, heißt nicht, dass sie die Umsetzung der Maskenverteilaktion rundum gut finden würde. „Ich war auch sauer, wie das Ganze so kurz vor Weihnachten noch aufgezogen wurde. Das hätte von oben ganz anders laufen müssen, man hätte beispielsweise den Großhandel viel mehr einbeziehen sollen. Das war schon schlecht gemacht, aber als es so weit war, habe ich gesagt, dann müssen wir jetzt auch handeln“, sagt sie. „Wir sind sicher nicht die einzige Apotheke, die mehr ausgibt als sie einnimmt. Aber Verbitterung ist da fehl am Platz.“
Und wenn auch schon nicht direkt finanziell etwas bei der Aktion herumkam – zumindest ihrem und dem Ansehen des Berufsstandes hat sie mit ihrer Aktion einen Dienst erwiesen. „Es gab eine sehr große Resonanz. Kunden haben angerufen, um sich zu bedanken, manche haben bei ihrem nächsten Besuch sogar kleine Geschenke vorbeigebracht. Auch die Lokalpresse hat die frohe Kunde verbreitet: In einem Kommentar feierte die Lausitzer Rundschau die Apotheke für ihre „selbstlose Eigeninitiative“ zum Schutz ihrer Kunden. „Hoffentlich merken sich die Kunden das auch sehr lange“, scherzt Sanderhoff.