Zuweisungsverdacht

Apothekerin klagt gegen Kollegen und Hausärzte

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Berlin -

Apothekerin Jaqueline Daly hat zwei Arztpraxen und die Phönix-Apotheke im nordrhein-westfälischen Nachrodt verklagt. Der Vorwurf: Die beiden Hausärzte sollen vor allem die lukrativen Chroniker-Rezepte an die Konkurrenz weiterleiten. Ihre Lenne-Apotheke gehe dabei leer aus. Weil sich durch diese Kungeleien benachteiligt fühlte, zog sie vor das Landgericht. Die Beklagten bestreiten eine unerlaubte Zusammenarbeit.

Im Februar 2015 hat Daly ihre Lenne-Apotheke in Nachrodt-Wiblingwerde – eine rund 6800 Einwohner große Gemeinde in NRW – neu eröffnet und machte fortan der alteingesessenen Phönix-Apotheke von Dirk Voss Konkurrenz. Doch bereits sehr früh merkte die Apothekerin, dass ihre Rezeptqualität zu wünschen übrig ließ. „Wir bekamen fast nur Rezepte für Akutmedikation“, berichtet sie. „Auch im Rechenzentrum wurde bestätigt, dass die Rezeptqualität ausgesprochen niedrig ist.“

Schnell kam bei Daly der Verdacht auf, dass die Ärzte vor allem die ertragreichen Folgerezepte an der Lenne-Apotheke vorbei in die Phönix-Apotheke schleusten. Auf die vermeintlichen Missstände angesprochen hätten die beiden Ärzte behauptet, die Patienten wünschten dies nun einmal so. Einer der beiden Mediziner hätte ihr allerdings versichert, in Zukunft bei Patienten ganz genau nachfragen zu wollen, in welche Apotheke das Rezept gehen soll. Doch geändert habe sich seitdem – trotz eines gemeinsamen Gesprächs mit der Ärzte- und Apothekerkammer – gar nichts, beklagt die Pharmazeutin.

Deshalb beschloss Daly, vor Gericht zu ziehen. Ihr Ziel sei es einerseits, „Auskunft“ über mögliche rechtswidrige Kooperationen zwischen den Beteiligten zu erhalten und andererseits die zukünftige Unterlassung dieser aus ihrer Sicht wettbewerbswidrigen Praxis zu erwirken. „Wenn ich keine Verbindung zum Ort hätte, hätte ich bestimmt schon aufgeben müssen“, ist sie überzeugt. Die Apothekerin ist in der Gemeinde aufgewachsen, in der auch ihr Vater – ein Hausarzt – lange praktizierte. „Deshalb kennen viele Menschen hier meine Familie und kommen gern in die Lenne-Apotheke“, sagt die 55-Jährige.

Doch der Inhaber der Phönix-Apotheke bestreitet die Vorwürfe. Das sei eine „tolerierte Praxis“, dass Patienten ihre Rezepte telefonisch bestellen und bitten, diese dann der Apotheke der Wahl zukommen zu lassen. Bis eine zweite Apotheke in Nachrodt-Wiblingwerde eröffnet wurde, landeten die Rezepte fast schon automatisch in der einzigen Apotheke vor Ort.

„Frau Daly hat allerdings von Anfang an klar gemacht, dass sie die telefonische Bestellung nicht unterstützen will und ihre Kunden ihre Rezepte selbst abholen und bei ihr einlösen sollen“, erklärt Voss. Dennoch hätten die beiden Ärzte nach der Gründung der Lenne-Apotheke auch ihm gegenüber angekündigt, nun die Patienten nach der Wunschapotheke fragen zu wollen. Dass sie das tatsächlich umgesetzt haben, habe er an den rückläufigen Rezeptzahlen sowie dem Umsatz der Filiale auch gemerkt.

Vor rund zwei Monaten gab es einen ersten Verhandlungstermin, bei dem einige Zeugen angehört wurden. So berichtete eine 77-jährige Patientin laut Nachrichtenportal come-on.de, dass sie um eine Einlösung eines Rezeptes bei der Lenne-Apotheke gebeten habe und stattdessen vom Botendienst der Phönix-Apotheke beliefert worden sei. Es soll auch nicht dabei geblieben sein. Sie erinnerte sich an weitere telefonische Bestellungen von Rezepten: Auch diese hätten zur Lenne-Apotheke gehen sollen. Stattdessen habe sie „die Medikamente von der anderen Apotheke bekommen“, wird die Seniorin zitiert.

Eine Mitarbeiterin der Lenne-Apotheke erzählte dem Bericht nach von einem Besuch in einer der beklagten Arztpraxen, bei dem sie einen Umschlag mit „acht bis zehn“ Rezepten gesehen habe, der offenbar für die Phönix-Apotheke bestimmt war. Auch ein ehemaliger Pharmareferent, der regelmäßig in den Arztpraxen zu Besuch gewesen sein soll, soll angegeben haben, „eine kleine Box in der Praxis“ gesehen zu haben, in der Rezepte für die Phönix-Apotheke gesammelt wurden. Ein Rechtsreferendar aus dem Anwaltsteam der Apothekerin soll sogar telefonisch ein Rezept bestellt haben, um den beklagten Lieferweg über die Phönix-Apotheke bestätigt zu sehen.

Laut Bericht soll die Richterin nach den Aussagen der Zeugen „gewisse Anhaltspunkte“ gesehen haben, dass „nicht alles so gelaufen ist, wie es hätte laufen sollen“. Sie schlug allerdings zunächst eine Mediation zwischen den Streitenden vor. Dabei sollten die Beteiligten ihre Meinungsverschiedenheiten im direkten Gespräch klären und möglicherweise zu einem Konsens kommen. Die Richterin verwies auf die Größe von Nachrodt und die Bedeutung eines friedlichen Zusammenlebens der Apotheken und Ärzte: „Das ist ja alles relativ klein. Da muss man versuchen, Konflikte zu beseitigen, um zukünftig in Frieden miteinander leben zu können“, wird sie auf come-on.de zitiert.

Doch laut Voss ließ Daly über ihren Anwalt in der vergangenen Woche mitteilten, dass ihrerseits kein Interesse an der Mediation bestehe. Das wollte sie auf Nachfrage nicht bestätigen, räumte aber ein, dass sie vom Gespräch keine Verbesserungen erwartet und davon ausgeht, dass der Prozess weitergeht. Dann will sie vier weitere Zeugen präsentieren, die die Vorwürfe der Apothekerin untermauern sollen.

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