Die Politik will von den Apotheken kein Gejammer hören. Das ist die Ansicht von Jessica Weber. Die Inhaberin der Martinus-Apotheke in Dormagen schlug Bundestagsabgeordneten Daniel Rinkert (SPD) bei einem Besuch deshalb alternative Vergütungsmodelle vor. Gemeinsam mit ihrem Team zeigte sie dem Politiker außerdem, wie ein Arbeitstag in der Apotheke aussieht.
Weber übernahm die Apotheke vor fünf Jahren, nachdem sie den Betrieb zehn Jahre als Filialleiterin geführt hatte. Sie investierte und baute innen komplett um: Ein Kommissionierer wurde angeschafft und ein Beratungsraum ausgebaut. Außerdem seien die Prozesse digitalisiert worden, sagt sie.
Um über die Situation in der Apotheke aufzuklären, sprach sie Rinkert an. Der Jurist stammt aus der Region und ist im Bundestag Mitglied im Rechtssausschuss sowie im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. „Ich habe ihn eingeladen, damit er sich vor Ort ein Bild über den Apothekenalltag machen kann“, sagt Weber. Die Apothekerin stellte klar, dass es ihr nicht darum gehe, zu kritisieren: „Ich will nicht rumheulen, sondern Vorschläge machen, wie es besser laufen kann.“
Einer dieser Vorschläge zielte auf die Vergütung. Denn mit der erwarteten Apothekenreform soll es einen Umbau der Apothekenvergütung geben. Weber schlug Rinkert vor, dabei das E-Rezept und dessen Einführung zu honorieren. „Den Apotheken steht eine gewisse Vergütung für die Einführungsarbeit zu“, sagt sie. Der Bundestagsabgeordnete habe während seines sechsstündigen Aufenthalts gesehen, wie viel Beratungsarbeit in der Einlösung des E-Rezepts stecke. „Es ist logisch, dass ein neuer Prozess nicht gleich rund läuft. Wer soll es den Patienten denn erklären, wenn nicht wir?“
Eine Möglichkeit, die Einführung des E-Rezepts zu honorieren, sei eine Pauschale pro eingelöstem E-Rezept. Sie könne als pharmazeutische Dienstleistung (pDL) abgerechnet werden. Zudem schlug die Apothekerin vor, das Lieferengpassmanagement der Apotheken als pdL einzuführen. „Es gibt immer noch eine wahnsinnig lange Liste an Engpässen.“ Auch diese Sorgen habe sie Rinkert vor Ort vermitteln können.
Der Politiker sei auch mit zum Arzt gekommen und habe den Austausch zwischen Apotheke und Praxis erlebt. Weber versuchte ihm zu zeigen, welche Konsequenzen es habe, wenn wie in einer von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ins Spiel gebrachten „Light-Apotheke“ beispielsweise kein Apotheker vor Ort sei. „Was passiert beispielsweise, wenn ein BtM-Rezept reinkommt? Apotheke-Light impliziert eine Zwei-Klassen-Versorgung und das ist nicht im Sinne des sozialen Friedens und kann nicht im Sinne der Sozialdemokraten sein.“
Zu den Plänen der SPD, was die Apothekenreform angeht, habe er sich nicht geäußert. „Das finde ich auch gut und richtig.“ Es mache keinen Sinn, über Dinge zu sprechen, die noch nicht entschieden sind. Wichtig war Weber, bei dem Besuch für Aufklärung zu sorgen – etwa auch die Verluste anzusprechen, die die Skonto-Sperre bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln mit sich bringt oder wie oft Rücksprache mit der Arztpraxis gehalten werden müsse.
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