Apotheker, 50, Sackgasse Silvia Meixner, 16.03.2017 14:58 Uhr
Chefsein lohnt sich: Laut einer neuen Studie verzeichnen Beschäftigte in der Pharmazie und im Bankenwesen das stärkste Gehaltswachstum vom Berufseinstieg bis zum 60. Lebensjahr. Ab 40 gibt es Gehaltserhöhungen allerdings nur noch für den Chef, bei den übrigen Mitarbeitern bleiben die Zahlen auf der Gehaltsabrechnung weitgehend konstant.
Die Studie „Gehaltsbiografie 2017“ des Onlineportals Gehalt.de hat Deutschlands Gehälter der Fach- und Führungskräfte vom Berufseinstieg bis zum 60. Lebensjahr unter die Lupe genommen. In die Analyse flossen 217.867 Gehaltsdatensätze von Fach- und Führungskräften ein.
Die gute Nachricht: Wer sich für den Beruf des Apothekers entschieden hat, hat vieles richtig gemacht. Wer Chef geworden ist, noch mehr: Ab dem 40. Lebensjahr stagniert nämlich die Gehaltsentwicklung für Fachkräfte. Führungskräfte und Chefs hingegen freuen sich bis zum Alter von 50 noch über deutliche Gehaltsentwicklungen. Im Durchschnitt verdienen Fachkräfte 45.889 Euro im Jahr.
Das stärkste Gehaltswachstum vom Berufseinstieg bis zum 60. Lebensjahr verzeichnen Fachkräfte in der Pharmaindustrie mit einem Plus von 189 Prozent und Führungskräfte in Banken mit 209 Prozent. Eher geringe Gehaltssteigerungen für Fachkräfte gibt es im Einzelhandel (plus 109 Prozent) und in sozialen Einrichtungen (plus 113 Prozent). Bei den Führungskräften liegen das Handwerk (plus 131 Prozent) und der Einzelhandel (plus 135 Prozent) auf den hinteren Rängen.
Die Experten prüften unter anderem, wie sich das Gehalt von Fach- und Führungskräften im Laufe des Berufslebens entwickelt und wie sich die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen im Alter verändert. Für Akademiker beginnen die Jahre, in denen man nicht mehr unbedingt überlegen muss, ob die neue Wohnung ein oder drei Zimmer haben kann, im statistischen Durchschnitt mit 31.
Ergebnis der Studie: Bereits nach fünf Jahren Berufserfahrung verdienen sie überdurchschnittlich. Philip Bierbach, Geschäftsführer von Gehalt.de, sagt: „Die Schulbank länger zu drücken lohnt sich, denn bereits mit 31 Jahren haben Akademiker das Lebenseinkommen von Beschäftigten mit Berufsausbildung eingeholt.“ Im Durchschnitt verdienen Fachkräfte 45.889 Euro im Jahr.
Es gibt eine Ausnahme: Wer in Berufen arbeitet, bei denen praktische Kenntnisse besonders wichtig sind – zum Beispiel IT oder Vertrieb – kann in der Gehaltsverhandlung damit punkten und auch ohne Studium in einer höheren Klasse landen. Fachkräfte freuen sich laut Studie bis zum 40. Lebensjahr über kontinuierliche Gehaltssteigerungen, im Durchschnitt liegt ihr Gehalt bei 45.889 Euro. Danach geht es zwar nicht bergab, aber auch nicht mehr bergauf. Das Gehalt bleibt bis zum Rentenalter auf diesem Niveau. Im Vergleich zu 2016 bedeutet das einen Anstieg von 1,4 Prozent.
Das Gehalt von Führungskräften hingegen steigt bis zum Alter von 60, also über die gesamten Jahre des Berufslebens. Mit einer kleinen Einschränkung: Ab 50 nicht mehr ganz so stark. Das Durchschnittsgehalt für leitende Angestellte liegt in Deutschland bei 107.724 Euro. Im Vergleich zu 2016 bedeutet das einen Anstieg von zwei Prozent.
Philip Bierbach sagt: „Erst mit der Beförderung zur Führungskraft folgt die nächste große Gehaltserhöhung in der Karriere. Dies bedeutet in der Regel mehr Verantwortung und längere Arbeitstage.“ Keine große Überraschung, das war schon immer so.
Keine guten Nachrichten gibt es beim Stichwort Gender Pay Gap: Die Entgeltlücke begrüßt Fachkräfte schon beim Berufseinstieg und verlässt die Frauen im Laufe ihres Arbeitslebens auch nicht. Mehr noch: sie wird größer. Bei Fachkräften verdienen Frauen konstant unter dem Durchschnittsgehalt von 45.889 Euro, wenn es ganz schlecht läuft, stagniert der Lohn ab dem 35. Lebensjahr sogar.
Experten begründen das mit Job-Unterbrechnungszeiten durch Mutterschutz und Elternzeit. Danach kommen weibliche Mitarbeiter oft nicht mehr auf ihre bisherige Gehaltshöhe. Und sie gucken neidisch auf ihre männlichen Kollegen, die die Zeit genutzt haben, um zum finanziellen Sprung anzusetzen. Fazit: Die Gehaltslücke zwischen den Geschlechtern wird größer und größer.
Noch eine schlechte Nachricht: Selbst wenn Frauen in Führungspositionen gelangen, ist das noch lange keine Garantie für ein befriedigendes Gehalt. Die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen in Führungspositionen ist noch größer als bei Fachkräften. Ihr maximales Gehalt bekommen Frauen im Alter von 50 Jahren, es liegt bei 90.800 Euro brutto jährlich. Der erfolgreiche männliche Kollege verdient da schon wesentlich mehr, laut Studie erhalten 55-Jährige durchschnittlich 131.000 Euro jährlich.
Die Gehälter variieren je nach Bundesland, auf Platz eins liegt Hessen mit 4852 Euro durchschnittlichem Monatsgehalt, gefolgt von Bayern mit 4491 Euro und Hamburg mit 4451 Euro. Am wenigsten verdienen Apotheker im Durchschnitt in Mecklenburg-Vorpommern, dort stehen 3191 Euro auf dem Gehaltszettel. Ein bisschen mehr verdienen sie in Sachsen-Anhalt (3247 Euro), gefolgt von Sachsen (3318 Euro).