Der Beruf des Apothekers ist in der Bevölkerung beliebter als viele andere Gesundheitsberufe. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine repräsentative Befragung des Vereins Gesundheitswirtschaft Rhein-Main. Allerdings scheint der Nachwuchs weniger begeistert von den Pharmazeuten zu sein als ältere Menschen. Wenig erfreulich sind die Ergebnisse auch für die Pflege – und für die Telemedizin.
In der Pflege herrscht auch deshalb so eine akute Personalnot, weil der Beruf als besonders unattraktiv gilt. Diese Auffassung hat die Befragung erneut gestützt. Die Stichprobe von 500 Befragten ist insbesondere für die wirtschaftlich starke Rhein-Main-Region mit ihren knapp sechs Millionen Einwohnern repräsentativ, wirft aber auch ein Schlaglicht auf die Wahrnehmung des Gesundheitswesens der Bevölkerung insgesamt. Die geht demnach davon aus, dass der Beruf des Apothekers zu den drei attraktivsten im Gesundheitswesen gehört. Danach gefragt, wie attraktiv verschiedene Gesundheitsberufe sind, gab mit 29 Prozent fast jeder Dritte an, der Apothekerberuf sei sehr attraktiv, jeder Zweite gab an, er sei eher attraktiv – insgesamt also 79 Prozent. Nur Ärzte (inklusive Zahnärzte) schlossen mit 82 Prozent und technische Berufe in der Industrie mit 80 Prozent besser ab. Auch die Arbeit an der Universität stellen die Befragten sich 78 Prozent noch ziemlich attraktiv vor.
Ab dem vierten Platz fallen die Zahlen: Psychotherapeut und Therapeut in einem Heilberuf kommen mit 69 und 67 Prozent auf den Plätzen 5 und 6. Sie sieht mit jeweils 21 Prozent nur gut jeder Fünfte als sehr attraktiv. Auch Berufe in der Verwaltung oder im Management werden offenbar nicht als sehr erstrebenswert angesehen: Zwar kommen sie insgesamt auch auf 67 Prozent, doch gerade einmal 16 Prozent halten sie für sehr attraktiv. Das ist aber immer noch erstrebenswert im Vergleich zu den Pflegeberufen. Sie landen mit 29 Prozent weit abgeschlagen auf dem letzten Platz. Mit 11 Prozent hält nur gut jeder Zehnte Pflegeberufe für sehr attraktiv.
Insbesondere unter älteren Mitbürgern genießen Apotheker demnach hohes Ansehen: Bei den über 60-Jährigen sind Apotheker mit 89 Prozent der zweitbeliebteste Beruf, nur Ärzte schneiden mit 90 Prozent minimal besser ab. Dreht man den Spieß um, ist das jedoch potentiell kein gutes Zeichen für die Pharmazeuten: Denn bei ihnen ist die Lücke zwischen jung und alt größer als bei anderen Berufsgruppen. Den 89 Prozent bei der ältesten Gruppe von Befragten stehen gerade einem 64 Prozent bei den 18- bis 39-Jährigen gegenüber. Hier rutschen die Apotheker auf den fünften Platz ab.
Auch die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung spielte in der Befragung eine Rolle. Die Studienautoren wollten von den Befragten wissen, welche Maßnahmen und Institutionen sie für besonders wichtig halten, um eine verlässliche Versorgung mit Medikamenten sicherzustellen. Hier sehen sie vor allem BfArM, PEI & Co in der Pflicht. 62 Prozent antworteten, dass hier staatliche Kontrolle von Wirksamkeit, Nutzen und Sicherheit von neuen Arzneimitteln sehr wichtig sind, für 27 Prozent sind sie eher wichtig – insgesamt 89 Prozent. Mit 88 Prozent kommt auf dem zweiten Platz eine ausreichende Anzahl an Apotheken, auch im ländlichen Raum. Hier gaben 53 Prozent an, dass diese sehr wichtig ist, 35 Prozent halten sie für eher wichtig.
Die Plätze 3 und 4 folgen mit geringem Abstand: insgesamt 88 Prozent für Forschungseinrichtungen und -abteilungen von Hochschulen sowie Förderung von Innovationen durch den Staat. Einzig die forschenden Pharmaunternehmen schneiden mit 83 Prozent etwas schlechter ab.
Auch zur fortschreitenden Digitalisierung im Gesundheitswesen haben die Studienautoren gefragt: Welche digitalen Serviceangebote als am nützlichsten gesehen werden, wollten sie wissen. Hier liegen die digitale Patientenakte und die Onlinevergabe von Terminen beinahe gleichauf: 43 und 48 Prozent sehen sie als sehr nützlich, 39 und 34 Prozent als eher nützlich. Danach kommt mit insgesamt 77 Prozent die Kommunikation über E-Mail und Apps mit Ärzten und Krankenkassen, gefolgt von Apps und Wearables mit 65 und digitalen Therapieangeboten mit 60 Prozent. Abgeschlagen auf dem letzten Platz liegen die Videosprechstunden: Nur 13 Prozent sehen sie als sehr und 31 Prozent als eher nützlich an. Offenbar sehen die Menschen den Bildschirmtermin beim Teledoktor nicht als vollwertigen Ersatz zum echten Besuch beim Arzt. Die Haltung zum E-Rezept wäre ebenfalls interessant gewesen – danach haben die Studienautoren aber nicht gefragt.
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