Apothekenkooperationen

Apotheker wollen easy-Konkurrenz verhindern Eugenie Ankowitsch, 10.11.2017 15:20 Uhr

Berlin - 

Im niedersächsischen Pattensen soll mitten auf dem Parkplatz eines Nahversorgungszentrums eine easy-Apotheke entstehen. So zumindest der Plan der Center-Verwaltung. Dass der Container nicht schon längst steht, liegt daran, dass der Pattenser Stadtrat zuvor den Bebauungsplan ändern muss. Die beiden örtlichen Apotheker wollen die easy-Konkurrenz allerdings verhindern und können sich nun über erste Erfolge freuen. Denn der Ortsrat hat nun gegen den Antrag gestimmt. Doch die Entscheidung hat einen lediglich empfehlenden Charakter.

Die Einrichtung einer Apotheke am Calenberg Center soll schon seit Jahren immer wieder diskutiert worden sein. Nun will das Center-Management ernst machen und hat sich mit Apothekenkooperation Easy geeinigt. Da an der Apotheke auch ein Nacht- und Autoschalter eingerichtet werden soll, kann diese nicht in dem bestehenden Gebäude untergebracht werden. Geplant ist daher, die Apotheke als freistehendes Gebäude in Modulbauweise auf der Parkplatzfläche vor dem Marktzentrum zu errichten. Sie soll in der Mitte des Parkplatzes unter Aufgabe von 20 Stellflächen gebaut werden.

„Grundsätzlich ist es eine Entscheidung des Grundstückeigentümers, wie er sein Grundstück verwaltet“, erklärte der Erste Stadtrat Axel Müller gegenüber APOTHEKE ADHOC. Da der Bereich allerdings im Bebauungsplan als Parkfläche ausgewiesen ist, müsse dieser geändert werden. Der Betreiber des Fachmarktzentrums habe deshalb einen Antrag auf die entsprechende Änderung gestellt. Dies war vor wenigen Tagen Thema im Ortsrat, der das erste Gremium ist, das sich mit der Frage in einer öffentlichen Sitzung beschäftigte.

Die beiden Apotheker vor Ort wehren sich gegen die easy-Konkurrenz. Als Zuhörer im Ortsrat meldeten sich die Inhaberin der Marien-Apotheke, Nicola Kallmeyer-Hagspiel, sowie der Inhaber der Hirsch-Apotheke, Michael Scholz, laut einem Bericht der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung zu Wort und warnten vor Arbeitsplatzverlust und der Verödung der Altstadt. Sie wollten außerdem wissen, ob im Vorfeld geprüft worden sei, inwiefern drei Apotheken in der Kernstadt überhaupt existieren könnten. Der Hinweis, dass es im ehemaligen Wal-Mart, dem Vorläufer des Calenberg Centers, auch eine Apotheke gegeben habe, konnte die Apotheker mitnichten beruhigen.

„Ich erinnere mich sehr genau daran“, wird Kallmeyer-Hagspiel bei haz.de zitiert, „ich musste eine Vollzeitstelle abbauen.“ Auch Scholz meinte, dass drei Apotheken in Pattensen eine zu viel waren. Das habe sich auch daran gezeigt, dass die Wal-Mart-Apotheke nicht ersetzt wurde, als der erste Betreiber aufgegeben hatte. Kallmeyer-Hagspiel warnte, dass das Wegbrechen einer Apotheke in der Altstadt auch die anderen Unternehmen dort gefährden könnte. „Banken und Apotheken sind wichtige Anker, die ein Ausbluten des Stadtkerns verhindern“, argumentierte sie laut dem Bericht.

Zum Leidwesen der Apotheker steht die Stadtverwaltung dem Antrag positiv gegenüber. Die Unterstützung geht sogar so weit, dass die Formulierung und Argumente der Beschlussvorlage, die als Diskussionsgrundlage von der Stadtverwaltung vorgelegt wurde, zu einem großen Teil aus dem Antrag der Betreibergesellschaft und easy übernommen wurden. Das räumte Müller im Gespräch mit APOTHEKE ADHOC ein.

„Dass die Apotheker gegen eine weitere Apotheke sind, dafür habe ich vollstes Verständnis“, sagte der Erste Stadtrat. Er bezweifelte allerdings, dass eine dritte Apotheke negative Folgen für die Innenstadt haben werde. Es liege auch im Interesse der Stadt, die Attraktivität des Calenberg Centers zu steigern. Auch Kunden des Einkaufszentrums würden sich eine Apotheke wünschen. Ohnehin hätten zusätzliche Dienstleistungsangebote in der Regel positive Auswirkungen für Konsumenten.

Dem haz-Bericht zufolge wies Müller den Ortsrat darauf hin, dass eine Easy-Apotheke eine ganz andere Ausrichtung als eine klassische Apotheke habe. Der Schwerpunkt liege weniger auf der Abgabe rezeptpflichtiger Medikamente, sondern eher auf freiverkäuflichen Produkten und Drogeriewaren. Zudem sei den örtlichen Apothekern angeboten worden, die neue Apotheke als Franchise-Nehmer zu übernehmen. Dabei soll Müller mehrmals wiederholt haben, dass im Ortsrat und in den folgenden Gremien zunächst nur der Beschluss gefasste werden müsse, ob ein Apothekenneubau gewünscht ist. Erst danach sei Gelegenheit, Fragen und Bedenken zu dem Vorhaben vorzubringen.

Trotz aller Beschwörungsversuche hat der Ortsrat den Antrag letztlich abgelehnt. Er stimmte mit großer Mehrheit gegen den Bau der Apotheke. Aber nicht etwa, weil die Mitglieder für eine dritte Apotheke keinen Bedarf sehen. Die CDU-Ratsmitglieder stimmten beispielsweise dagegen, weil durch den Bau zu viele Parkplätze wegfallen würden. Außerdem sei der Verkehr nicht gut geregelt, so dass häufig zu gefährlichen Situationen komme. Besonders die Fußgänger seien durch viel zu schnell fahrende Autos gefährdet, wenn sie vom Parkplatz zu den Geschäften gingen. Beide Probleme könne eine Drive-In-Apotheke noch verschärfen, begründeten sie ihr Nein.

Der Beschluss des Ortsrates ist allerdings unverbindlich und hat einen nur empfehlenden Charakter. Die endgültige Entscheidung soll der Stadtrat Mitte Dezember fällen. In der Zwischenzeit soll auch im Bauausschuss und im Verwaltungsausschuss über den Bauantrag diskutiert werden.