Marketing

Apotheker wird Teleshopping-Star

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Berlin -

Der Quickborner Apotheker Dr. Volker Krainbring hat ein Präparat gegen Fuß- und Nagelpilz entwickelt. Jetzt soll die Vermarktung im großen Stil beginnen. Für den Vertrieb seines Produktes entschied sich Krainbring für den Teleshopping-Kanal Channel 21. Ab kommenden Samstag preist der Apotheker seine Pflegeserie einmal monatlich live im Fernsehen an.

An einem Sonntag im Januar 2013 soll Krainbring, so geht die Legende, seiner Frau zugerufen haben: „Ich muss rüber in die Apotheke.“ Am Abend kam der Pharmazeut mit einem Fläschchen mit einer Emulsion nach Hause und verkündete: „Ich hab's. Das ist es!" Die Erfindung – ein Mittel gegen Fuß- und Nagelpilz – aus dem Winter vor fünf Jahren soll nun der größte Verkaufsschlager seines Apothekerlebens werden. Am kommenden Samstag will Krainbring beim Teleshopping-Kanal Channel 21 möglichst viele Fläschchen seines Wundermittels loswerden. Denn seine Erfindung, so Krainbring, befreit etwa 98 Prozent aller Fuß- und Nagelpilzgeplagter von ihrem Leiden, und das gänzlich ohne Nebenwirkungen.

Nagelpilz und Fußpilz ist eine Volkskrankheit. Allein in Deutschland sollen Millionen Menschen darunter leiden. Die Behandlung ist eigentlich nicht weiter schwierig. Doch Krainbring, der die Eulen-Apotheke in Quickborn betreibt, erlebt eigener Aussage nach häufig, dass Patienten mit herkömmlichen Präparaten unzufrieden sind. Nagelpilz, so seine Beobachtung, ist ein Problem, das bisher besonders viele seiner Kunden ratlos zurückließ. Auch er selbst hält nicht viel von herkömmlichen Produkten: Die Mittel sind aus seiner Sicht umständlich in der Anwendung und würden auch noch oft wirkungslos bleiben, weil die Pilze Resistenzen entwickelt haben.

Der Apotheker setzt bei seinem Präparat deshalb vor allem auf die Milchsäure. „Als wir Neandertaler unser Fell verloren haben, haben wir einen Säureschutzmantel bekommen“, erklärt er. „Wo Nagelpilz gedeiht, fehlt er oft.“ Seine Lösung lautet deshalb, ein saures, natürliches Umfeld herzustellen, das den Pilzen – in den erwähnten 98 Prozent der Fälle – den Garaus macht. Schon sein Großvater, ein Landwirt, hätte sich, bevor er mit seinen Gummistiefeln raus auf den Acker ging, immer die Füße in Stoffwickel gewickelt, die er vorher in einer Essiglösung eintauchte.

Die von ihm mit 50 Probanden durchgeführte zweijährige Studie habe bestätigt, dass er mit seiner Idee, nicht den Pilz zu bekämpfen, sondern den Säureschutzmantel der Füße wiederherzustellen, richtig gelegen habe. Die Serie, bestehend aus insgesamt drei Produkten MyNail, BeautyNail sowie BeautyFeet, ist inzwischen europaweit patentiert. Kunden dürfte es, so die Rechnung des Apothekers, angesichts der Inzidenz in ausreichender Anzahl geben. Er habe schon viel im Bereich der Kosmetik experimentiert, die neue „New Care“-Serie für gesunde Nägel will er jetzt aber professioneller vermarkten als je zuvor, kündigt der Apotheker an.

Dafür hat sich Krainbring den Hamburger Betriebswirt Klaus Niemöhlmann als Partner geholt. Im August vergangenen Jahres gründeten sie die NCP New Care Products GmbH. Niemöhlmann soll sich einen provisorischen Arbeitsplatz im Keller der Apotheke eingerichtet haben. Dort stehen mittlerweile auch die ersten Kartons mit den Produkten der Pflegeserie, die ein Lohnhersteller in Bad Segeberg produziert, abfüllt und etikettiert.

Beide halten den Teleshopping-Kanal für den besseren Vertriebsweg für die Serie. „Teleshoping boomt ja derzeit“, erklärt der Apotheker die Entscheidung gegen die Apotheken und für das Fernsehen. Der klassische Teleshoppingkunde sei weiblich, über 50 Jahre alt und mit einem monatliche Nettoeinkommen von durchschnittlich 3500 Euro kaufkräftig. Nach der Premiere am Samstag wird Krainbring monatlich für jeweils zwei Auftritte live beim Teleshopping-Sender zu sehen sein. Rechtliche Bedenken hat weder der Pharmazeut noch sein Geschäftspartner. Da es sich bei der Nagelserie um ein Kosmetikprodukt und kein Arzneimittel handle, liege hier kein Verstoß gegen das Heilmittelwerbegesetz vor.

Um sich auf seinen Live-Auftritt vorzubereiten, fuhr der Pharmazeut nach Hannover, wo sich die Studios des Senders befinden. Dort fand vor einigen Tagen ein Probedurchlauf statt. „Das war sehr spannend und eine neue Erfahrung für mich“, sagt Krainbring. Ein Drehbuch für die Sendung gebe es nicht. Man habe man ihn lediglich darauf hingewiesen, nicht zu sehr in die Tiefe zu gehen und möglichst einfache Sprache zu sprechen. Kein Problem für den Apotheker: „In der Apotheke muss ich ja auch alles so erklären, dass mein Gegenüber mich versteht“, betont er. Nur derjenige verstecke sich hinter der Fachsprache, der die Materie nicht wirklich verstanden habe, ist er überzeugt. Der Apotheker wird in der gesamten Sendung über Kopfhörer mit der Regie verbunden sein. „Und sollte ich tatsächlich vom richtigen Weg abkommen, dann fängt mich die Moderatorin, die ja auch noch dabei ist, wieder ein“, scherzt Krainbring.

Der Auftritt im Fernsehen soll erst der Anfang von etwas ganz Großem sein. Demnächst wollen die beiden Partner ein Netz aus Außendienstlern aufbauen. Bereits ab Juni sollen zwei Mitarbeiter auf Handelsvertreterbasis in Norddeutschland unterwegs sein. Bis Ende 2019 soll ganz Deutschland abgedeckt sein. Auch wirtschaftlich haben Krainbring und Niemöhlmann hochgesteckte Ziele: Bereits für 2019 hoffen die beiden Geschäftspartner auf einen Umsatz von zwei Millionen Euro.

Und es soll weitere Präparate in der Pipeline geben. Das eine soll bei Neurodermitis helfen, bei dem anderen handele es sich um ein „vollkommen neuartiges Mittel gegen Hautalterung“. Die Patentanwälte der Unternehmer hätten jedenfalls bei ihrer Recherche noch nichts Vergleichbares gefunden. Das Ziel sei deshalb ein weltweites Patent.

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