Zum 15. August senkt Janssen den Preis für sein HIV-Medikament Symtuza. Ärgerlich für Pharmazeuten, die sich Vorräte zu den alten Konditionen angelegt haben, denn sie bleiben auf dem Verlust sitzen. Dirk Vongehr von der Kölner Paradies-Apotheke will das nicht einfach hinnehmen.
Mitte Oktober vergangenen Jahres hat Janssen Symtuza auf den Markt gebracht. Das Präparat ist für die Behandlung einer HIV-1-Infektion bei Erwachsenen und Jugendlichen ab zwölf Jahren mit mindestens 40 kg Körpergewicht zugelassen. Symtuza vereinigt vier Wirkstoffe (Darunavir, Cobicistat, Emtricitabin und Tenofoviralafenamid, abgekürzt TAF) in einer Tablette und muss nur einmal am Tag genommen werden.
Mit einem Schreiben vom 27. Juli kündigte die Firma „eine Anpassung der Erstattungspreise“ voraussichtlich zum 15. August an. Mit dieser „frühzeitigen“ Ankündigung bitte man, „die gesetzliche Reduktion des Erstattungsbetrages bei Ihrem Bestellverhalten sowie Ihrer Lagerhaltung zu berücksichtigen, um eventuelle Lagerverluste zu vermeiden“, schreibt das Customer Service Team. „Für zukünftige Bestellungen nach einer Reduktion des Erstattungsbetrags wird der neue Preis direkt bei der Rechnungsstellung berücksichtigt.“
Von einem Lagerwertverlustausgleich der zum alten Preis gekauften Waren ist in dem Brief nicht die Rede. Viele große Hersteller gewähren ihn, um den Apothekern bei einer Preisanpassung finanzielle Nachteile zu ersparen. „Im HIV-Bereich bekommen das zum Beispiel Gilead oder ViiV hin“, berichtet Vongehr. „Janssen aber weigert sich. Die Mitarbeiterin des Customer Service Teams sagte mir am Telefon, das sei Firmenpolitik, ein Ausgleich wäre mit zu viel Arbeit verbunden“, berichtet Vongehr.
Derzeit kosten ihn die Packung mit 30 Stück im Einkaufspreis 1113,54 Euro, die 90er-Packung 3275,54 Euro. „Dabei verdiene ich ohnehin nicht viel an dem Medikament“, rechnet Vongehr vor. „Der Rohertrag ist 41 Euro, da sind eventuelle Rabatte noch nicht mit eingerechnet.“ Noch habe Janssen die neuen Preise nicht verraten. „Ich schätze, dass es eine Reduktion um etwa 200 Euro geben wird.“ So könne ihm ein Verlust von etwa 2000 Euro entstehen. „Darauf würde ich sitzenbleiben.“ Doch im Gegensatz zur Apotheke vor Ort werde dem Großhandel ein Lagerwertverlustausgleich gewährt. „Ich werde meinen kompletten Bestand an meinen Großhändler zurückgeben und erst ab dem 15. August wieder bestellen.“
Das werde zu Engpässen am HV-Tisch führen. „Ich muss dem Patienten sagen, dass ich sein Medikament erst mal bestellen muss.“ Nicht jeder werde das verstehen können. Als HIV-Schwerpunktapotheker sei er noch gut aufgestellt: „Wir haben relativ viel Durchlauf“, erläutert der Kölner. „Andere Pharmazeuten bestellen vielleicht einmal im Quartal Symtuza. Wenn sie im Juli ihre Ware erhalten haben, müssen sie zusehen, wie ihr Medikament auf einmal an Wert verliert.“
Auf Anfrage von APOTHEKE ADHOC bestätigt das Unternehmen, bei seiner Linie bleiben zu wollen: „Janssen hat entschieden, Preisanpassungen, die aufgrund gesetzlicher Vorgaben wie dem AMNOG-Prozess notwendig sind, nicht zu erstatten“, so eine Sprecherin. „Dies gilt nicht für Preisanpassungen, die Janssen initiiert. Großhändler übernehmen gesetzlich eine gewisse Vorratshaltung für uns, um die Versorgung auf dem Markt sicherzustellen und erhalten von uns eine Erstattung.“
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