Heimliche Aktion bei Nacht

Apotheker überkleben DocMorris-Plakat

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Berlin -

Die aktuelle Plakataktion von DocMorris ärgert die Konkurrenz vor Ort. Die niederländische Versandapotheke wirbt provokativ gegen stationäre Apotheken. Eine hessische Apothekerin wollte sich gegen die Werbung wehren und überklebte mit einer Kollegin in einer Nacht- und-Nebel-Aktion das Plakat an einer Bushaltestelle.

Auf den neuen Plakaten von DocMorris ist eine schlafende Frau zu sehen. Dazu der Slogan: „Wer ins Bett gehört, sollte nicht zur Apotheke müssen.“ Unten rechts sind zudem der Hustenlöser ACC akut von Hexal sowie die Erkältungssalbe Wick Vaporub abgebildet. Branchenkennern zufolge soll es sich bei der Aktion um einen Test in Hessen handeln, allerdings wurden auch Plakate in Sachsen gesichtet. Laut DocMorris gibt es keine neue Werbekampagne.

Bei den Kollegen vor Ort kam der Spruch nicht gut an. „Ich bin daran vorbeigefahren und habe gedacht, da muss man etwas dagegen unternehmen“, sagt die Apothekerin, die namentlich nicht genannt werden will. Sie entschied sich kurzerhand, das großformatige Poster in einer Bushaltestelle zu überkleben. „Das Überkleben hat mir eine gewissen Genugtuung verschafft“, sagt die Pharmazeutin. Vandalismus sei das nicht gewesen: „Wir haben die Zettel extra nur mit Klebeband aufgeklebt.“

Auf orangefarbenes Papier ließ sie eine Klarstellung sowie ein Plädoyer für die Apotheke vor Ort drucken. „Wer krank ist benötigt seine Medikamente sofort – und nicht erst in 48 Stunden“, heißt es auf einem Zettel. Auf dem anderen steht: „Ihre Apotheken vor Ort. Wir helfen dann, wenn Sie uns brauchen. Dank flächendeckendem Notdienst 24 Stunden am Tag.“ Darunter wird auf verschiedene Kontaktmöglichkeiten verwiesen, um die nächste notdiensthabende Apotheke zu finden.

Die Pharmazeutin hofft, dass es ihr andere Apotheker gleich tun werden. „Meine Kollegen können die Flyer gerne übernehmen und auf weitere DocMorris-Poster kleben.“ Immerhin müssten sich die Apotheken gegen solche Aussagen von Versandapotheken irgendwie wehren. Im Internet wurde ein Bild des überklebten Plakates auf der DocMorris-Seite geteilt. Die Versandapotheke reagierte: „DocMorris versteht sich als Ergänzung für die Apotheke vor Ort. Jeder sollte für sich entscheiden können, auf welchem Weg er seine Medikamente bezieht.“

In den Kommentaren darunter wehren sich Inhaber gegen die Aussage: „Übrigens kann mein Kunde auch bei mir anrufen und wir bringen ihm seine Arzneimittel in der Regel am selben Abend noch zu ihm. Schneller geht es nimmer“, schreibt eine Pharmazeutin aus Baden-Württemberg. Eine Kollegin aus Sachsen fügt hinzu: „Gewinn kommt erst, wenn alle kleinen, versorgenden Apotheken kaputt sind und endlich das ersehnte Monopol aufgestellt wurde (siehe USA)“.

Die Zur-Rose-Tochter holte sich mit der Aktion auch Kritik der Hersteller ein. Hexal und Wick wussten eigenen Angaben zufolge nicht, dass der Versender die prominenten Marken ACC akut sowie Wick Vaporub auf dem Plakat abbildet. Markenrechtlich ist die Abbildung laut Rechtsanwalt Dr. Volker Herrmann von der Kanzlei Terhaag & Partner an sich in Ordnung, es sei denn der Markeninhaber möchte absolut nicht mit DocMorris in Verbindung gebracht werden. Arzneimittelrechtlich hat DocMorris bewusst auf indikationsbezogene Angaben verzichtet und spart sich dadurch die Pflichttexte.

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