Apotheker sollten nach Ansicht der KKH-Chefermittlerin Dina Michels stärker kontrolliert werden: So soll dem Betrug durch Pharmazeuten vorgebeugt werden. In ihrem Buch „Weiße Kittel - Dunkle Geschäfte“ schlägt Michels vor, dass mit der monatlichen Rezeptabrechnung auch Belege über alle bestellten Medikamente elektronisch bei den Krankenkassen eingereicht werden müssen. Vor allem bei teuren Krebsmedikamenten oder Wachstumshormonen sei eine elektronische Quittungspflicht ratsam. Denn diese Präparate stellten Betrüger besonders gerne den Kassen in Rechnung - ohne sie zu bestellen und abzugeben.
Außerdem reicht laut Michels die bisherige stichprobenartige Überprüfung der Abrechnungen nicht aus. Abrechnungszentren sollten die auf den Rezepten vermerkten PZN grundsätzlich mit den verordneten Arzneimitteln abgleichen. So könnten Betrüger schneller entdeckt werden.
Von einer umfassenden Prüfung der Abrechnungsunterlagen rät Michels allerdings ab: Sie wäre „unangemessen teuer“. Bei der Entwicklung einer allumfassenden „Supersoftware“ zur Abrechnungskontrolle wären die Kassen auf zusätzliche Steuergelder angewiesen.
Allein den Betrugsschaden durch Pharmazeuten schätzt Michels in ihrem Buch deutschlandweit auf rund 30 Millionen Euro. Die Dunkelziffer liege weit höher. Besonders häufig sei der Betrug mit Scheinrezepten: Ein Arzt verschreibt zufällig ausgewählten Patienten teure Medikamente, die diese nicht benötigen. Der eingeweihte Apotheker rechnet die Medikamente mit der Krankenkasse ab und beide teilen sich den Gewinn.
Gegen Versandapotheken ermittle die KKH nur in Einzelfällen, diese seien bislang nicht nennenswert aufgefallen. Michels: „Das mag zum einen daran liegen, dass es bei solchen Konzernen Formen illegaler Geschäftemacherei gibt, denen wir mit unseren Mitteln bisher schwer beikommen. Zum anderen sind Deals mit Scheinrezepten in diesem Milieu weit weniger wahrscheinlich: Zur kriminellen Kumpanei zwischen einem Pharmazeuten und einem Arzt gehört ein gewisses Maß an Vertrauen. Die Medikamentenhändler im Internet kennen die Mediziner dagegen meist gar nicht. So kann die notwendige persönliche Bindung erst gar nicht entstehen.“
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