RxVV als Lehre aus Corona-Krise

Apotheker schreibt Wunschzettel an Spahn

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Berlin -

Apotheker Dr. Stefan Spaniel erlebt die Corona-Krise an zwei Fronten: Am HV-Tisch in seiner Löwen-Apotheke in Feuchtwangen und erst vergangene Nacht wieder als Notarzt im Krankenhausdienst. Er weiß also, wie wichtig eine gute Versorgung vor Ort ist. Deshalb hat er einen offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geschrieben und schlägt darin vor, über das Rx-Versandverbot noch einmal im Lichte der jüngsten Entwicklungen nachzudenken.

Einleitend weist Spaniel auf den aktuellen Notstand in öffentlichen Apotheken bezüglich Handdesinfektionsmittel, Atemschutzmasken und beginnend bei Einmal-Handschuhen hin. Seine erste Bitte an Minister Spahn: Die Freigabe der Herstellung von Desinfektionsmitteln in Form einer Sondergenehmigung während des Engpasses auch mit nicht zertifizierten Rohstoffen in kosmetischer Qualität. Denn andere gäbe es am Markt kaum zu kaufen.

„Zweitens bitte ich inständig, jetzt einmal darüber nachzudenken, ob es wirklich so sinnvoll ist das deutsche Apothekennetz durch den Internethandel zu gefährden, denn schon jetzt zeigen sich Lieferengpässe bei Desinfektionsmitteln und Arzneimitteln begleitet von Wucherpreisen, die wir dem Internet entnehmen können“, so Spaniel mit Verweis auf ein „Top-Angebot“ bei real.de: Zehn Atemschutzmasken FFP3 für 999 Euro. „Wollen wir wirklich, dass demnächst aus dem Ausland von großen Versendern und Internetplayern bestimmt wird was Gesundheit, Infektionsschutz oder Überleben kostet?“, fragt der Apotheker.

Gleichzeitig seien in Apotheken gängige Antibiotika knapp, manches Ibuprofen oder Novaminsulfon. Und die Lage werde sich im Herbst verschlimmern, wenn die Einstellung der Wirkstoffproduktion in China hier durchschlägt. Dass sich Patienten jetzt aus Angst bevorrateten, verschärfe die Situation zusätzlich.

Spaniel wünscht sich vor allem eine Maßnahme von der Politik: „Das Rx-Versandverbot muss auf den Tisch und schnellstmöglich durchgesetzt werden, um wieder mehr Kontrolle über die Arzneimittelversorgung und den Arzneimittelverkehr zu bekommen.“ Sicherheitshalber hat er seinen Brief auch an den Bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden Markus Söder und Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CDU) geschickt.

Der Apotheker verweist auf die Rechtsgutachten, die ein Rx-Versandverbot stützen und appelliert an Spahn & Co: „Lassen Sie das Deutsche und Bayerische Gesundheitssystem in staatlicher Hand, wie das seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland auch sehr gut funktioniert hat und nehmen Sie den großen Internethändlern Dinge wie Desinfektionsmittel, Arzneimittel und Medizinprodukte u.ä. aus der Hand.“ Die jetzige Situation führt aus Spaniels Sicht „zu Erpressbarkeit und nicht mehr kontrollierbaren Preisen“.

Der heutige Innenminister Horst Seehofer (CSU) habe den Apotheken in Bayern ein Rx-Versandverbot schriftlich versprochen, es sei zudem im Koalitionsvertrag verankert. „Ich gehe davon aus, dass Sie diese Versprechen mit großem Einsatz verfolgen werden und wünsche Ihnen dabei sehr viel Glück. Die rechtlichen Mittel dafür haben Sie auch im Sinne der Europäischen Union, nützen Sie sie“, schließt Spaniel.

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